1:2 gegen Schweiz: ÖFB-Team verliert zum Jahresabschluss

David Alaba war der Antreiber im Spiel der Österreicher. Mit einem Fehler leitete er das 0:1 ein, kurz darauf erzielte er den Ausgleich.
Ein Spiel im Gedenken an die Terroropfer von Paris, nebenbei verlor Österreich 2015 erstmals.

Sie versammeln sich am Mittelkreis, rot-weiß durchmischt, die Spieler aus Österreich und der Schweiz. Ein Moment des Schweigens. Der Trauerflor auf sämtlichen Trikots dokumentiert die Zusammengehörigkeit der Gegner. Es ist alles schaumgebremst, ein wenig anders, ruhiger als sonst. Die Zuschauer, die Spieler. Im freundschaftlich ausgetragenen Vergleich der groß gewordenen Fußball-Nationen, die Nummern zehn und elf dieser Welt. Und dazu ein Mann namens Marcel Koller, ein Schweizer, als Erfolgscoach aber in Österreich verehrt.

Interessant bis brisant kann so etwas im sportlichen Sinne sein. Wenn nicht diese schockierenden Anschläge von Paris gewesen wären, jedes Ergebnis von vorneherein zur Zweitrangigkeit degradiert hätte. Gehört wurde die französische Hymne im Wiener Stadion, gedacht wurde damit der Opfer von Paris, und gespielt wurde, um ein Zeichen der ungebrochenen Widerstandsfähigkeit zu setzen.

Österreichs hohe Zielsetzung blieb jedenfalls, ein höchst erfreuliches Länderspieljahr ohne das Erlebnis einer Niederlage zu beenden. Ein Unterfangen, das für Sebastian Prödl schon nach einer Minute beendet war. Wade verletzt, out.

Zu kurz

Das Pech schien Österreichs Mannschaftsmitglied zu bleiben. Ausgerechnet David Alabas verunglückte Kopfballrückgabe per Kopf war die Auflage für den Schweizer Seferovic – 0:1 (9.) Der Beginn eines abwechslungsreichen Spiels, das den Umständen entsprechend die letzte Verbissenheit fehlen sollte.

Unachtsamkeiten bestimmten den Verlauf. Als Lichtsteiner der Ball nach einem Schuss von Sabitzer an die Hand sprang, war Alaba wieder zur Stelle. Der Ausgleich für seine Fehlleistung, der Ausgleich des Spielstandes nur vier Minuten nach der Schweizer Führung.

Österreich schien wieder auf die Erfolgswelle zu geraten. Wurde dabei allerdings vom deutschen Schiedsrichter zurückgepfiffen. Er sah eine Abseitsstellung von Rubin Okotie, die eigentlich keine war und erklärte das Tor zum 2:1 (36.) für ungültig.

Kein erkennbarer Schaden war jedenfalls, dass Koller gezwungen war, vier Neue in seine Stammformation einzubauen. Drei wegen der Verletzungen von Almer (Özcan hütete das Tor), Junuzovic (für ihn spielte Sabitzer hinter der Spitze) und Harnik (über rechts stürmte Jantscher). Eine vierte Umstellung wurde notwendig, weil der Rücken des stürmenden Solisten Marc Janko zwickte, er wurde durch Okotie ersetzt. Mit Prödls Blessur sollte bald der Ausfall des halben Erfolgsteams Gewissheit werden.

Verschlafen

Leider war es Ersatzmann Hinteregger, der bei einer Flanke von Mehmedi geistig und körperliche Präsenz vermissen und Seferovic den Ball zum 1:2 ins österreichische Tor spitzeln ließ (38.).

Unter der Leitung von Marko Arnautovic wurde versucht, den neuerlichen Gleichstand zu erzielen. Versuche, denen meist der Nachdruck fehlte.

Die nüchterne Bilanz eines doch anderen Fußballabends: Es sollte sich nicht ausgehen mit dem makellosen Länderspieljahr, es setzte die erste Niederlage im letzten Spiel 2015.

Doch es gibt Schlimmeres in Tagen wie diesen.

Ernst-Happel-Stadion, 27.600, SR Gräfe (GER)

Tore:
0:1 ( 9.) Seferovic
1:1 (13.) Alaba
1:2 (38.) Seferovic

Österreich: Özcan - Klein, Prödl (3. Hinteregger), Dragovic, Fuchs - Alaba, Baumgartlinger (82. Kainz) - Jantscher (58. Onisiwo), Sabitzer (46. Ilsanker), Arnautovic - Okotie (66. Hinterseer)

Schweiz: Sommer - Lichtsteiner (18. Lang), Djourou, Klose, Moubandje - Shaqiri (88. Widmer), Behrami, Inler (60. Zuffi), Mehmedi (60. Stocker) - Seferovic (77. Derdiyok), Drmic (71. Lustenberger)

Gelbe Karten: Dragovic bzw. keine

Marcel Koller: "Beim ersten Gegentor war ein bisschen Uneinigkeit da. Beim zweiten hat die Aufteilung nicht gepasst. Die Schweizer haben das gut gemacht, die haben auf solche Situationen gelauert. Das sind Kleinigkeiten, die auf diesem Level ausgenützt werden, und da hat es sicher zu viele Fehler gegeben. Wenn man verliert, ist man natürlich nicht zufrieden. Aber lieber hier und jetzt als im nächsten Jahr. Natürlich ist in jedem Bewerbsspiel für jeden selbst die Fokussierung höher. Aber ich denke nicht, dass wir ein schlechtes Spiel gemacht haben, auch unsere Chancen gehabt haben. Das Spiel gibt einem sicher Erkenntnisse für das nächste Jahr, und die sind von Vorteil." Zum Spiel gegen sein Heimatland: "Es war schon ein bisschen komisch, aber mehr bei der Nationalhymne."

David Alaba: "Es ist nicht gut, wenn man gleich 0:1 in Rückstand gerät. Aber wir haben auch in der ersten Hälfte ganz gut gespielt, die Schweizer sind eher tief gestanden, haben auf unsere Fehler gewartet. Wir haben sicher zwei blöde Tore bekommen. In der zweiten Hälfte haben wir weiter unser Spiel durchgezogen und auch Chancen gehabt. Auf dem Niveau müssen wir die natürlich reinmachen." Zum ersten Gegentor: "Ich hatte das vollste Vertrauen, dass da jemand steht. Aber das darf so sicher nicht passieren, ich nehme das auf meine Kappe."

Stefan Ilsanker: "Im letzten Drittel haben wir die eine oder andere Unkonzentriertheit gehabt, der letzte Pass ist nicht gekommen." Zu seiner vergebenen Chance: "Die muss ich unbedingt machen, dann verlieren wir die Partie vielleicht nicht. Das ärgert mich maßlos."

Ramazan Özcan: "Ich glaube, dass wir in der ersten Hälfte ein bisschen offen waren. In der zweiten Hälfte haben wir auch immer wieder Akzente nach vorne gesetzt. Schade, dass das Jahr so zu Ende gegangen ist."

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