Vor SKN gegen Barcelona: Teamchefin Fuhrmann über die Kraft des Fußballs

Zuschauerinteresse: Irene Fuhrmann hofft auf große Nachfrage
Wenn Kaliber wie Barcelona oder das deutsche Nationalteam zu Gast sind, werden immer mehr Mädchen für Fußball begeistert, glaubt Teamchefin Irene Fuhrmann.

Wenn am Donnerstagabend die Fußball-Superstars des FC Barcelona beim SKN St. Pölten in der Wiener Generali Arena zu Gast sind, ist das eines der größten Highlights, das der heimische Fußball der Frauen jemals zu bieten hatte (21 Uhr/live und gratis auf DAZN). Auch wenn nach dem 0:7 auswärts in Katalonien die Favoritenrolle klar vergeben ist und der SKN auf viele Stammkräfte verzichten muss, werden sich die Protagonistinnen und Tausende Fans wohl jahrelang an diesen Tag erinnern.

Für das ÖFB-Frauen-Nationalteam steht mit dem Nations-League-Play-off gegen Polen (29.11./3.12.) eine entscheidende Begegnung an, ab Februar warten in der WM-Qualifikation attraktive Gegner wie Deutschland und die Niederlande.

KURIER: Attraktive Partien stehen vor der Tür. Wo steht Österreich in der Entwicklung des Fußballs der Frauen?

Irene Fuhrmann: Wir haben uns schon stark entwickelt. Sonst wären wir nicht in der Lage, gegen solche Top-Teams zu spielen. Aber wir wissen dennoch, dass diese eingeleitete Professionalisierung noch nicht abgeschlossen ist.

Was konkret meinen Sie?

Wenn ich an die Spitze denke, an das Frauen-Nationalteam: Wir sind immer noch eines der ganz wenigen Länder, die im Unterbau nur ein U17- und ein U19-Nationalteam haben – keine U15, keine U16, keine U23. Da gilt es, den nächsten Schritt zu machen, um den Nachwuchs-Nationalteams mehr internationale Erfahrung mitzugeben und sie früher in dieses Setting zu holen.

Und wie geht es dem A-Team?

Wir haben vom Erfolg des Teams 2022 mit der EM in England profitiert, konnten unsere personellen Ressourcen laufend erhöhen. Die Anzahl an Personen, die mich im sportlichen Bereich unterstützen, wurde den Männern einigermaßen angeglichen. Aber wir haben das Riesenthema, dass sie nur zu den Länderspielterminen zur Verfügung stehen.

Das heißt, sie müssen sich bei ihren Arbeitgebern freinehmen für die ÖFB-Spiele?

Genau, es muss mit ihren Arbeitgebern abgeklärt sein. Meine beiden Assistenztrainer sind Michael Brownlow, Cheftrainer in der Akademie St. Pölten, und Clemens Zulehner, der sportlicher Leiter der Akademie Ried ist. Auch zwischen den Länderspielen müssen sie für das Frauen-Nationalteam Dinge aufarbeiten. Das ist immer eine Challenge, weil ich auf sie nur beschränkt Zugriff habe, verständlicherweise. Vorgespräche etc. können oftmals nur online stattfinden. Das ist einfach nicht dasselbe. Ich wünschte, auch da können wir jetzt die nächsten Schritte machen.

Im Mädchen- und Frauenfußball in Österreich fehlt immer noch die Breite. Wie wichtig sind da solche Highlight-Spiele wie jenes des SKN gegen Barcelona, oder dass das Nationalteam etwa demnächst wieder gegen Deutschland spielt? Diese Highlights bringen sehr viel! Vor allem, wenn wir gut dagegenhalten. Ich glaube, das haben die Europameisterschaften 2017 und 2022 gezeigt, wo wir beide Male als Underdog über die Gruppenphase hinausgekommen sind und eine gewisse Euphorie entfachen konnten.

Woran hakt es aber?

Es scheitert oft daran, dass es in gewissen Regionen kaum Möglichkeiten für Mädchen gibt, Fußball zu spielen. Auch wenn der ÖFB in den letzten Jahren viel getan hat, um Rahmenbedingungen zu schaffen. Aber wir sind auch von den Vereinen abhängig. Grundsätzlich hätte ja jedes Mädchen die Möglichkeit, mit Burschen zu spielen. Dann geht es aber oft um infrastrukturelle Themen: Wo zieht sich das Mädchen um? Wo kann das Mädchen duschen? Et cetera. Und da braucht es das Bewusstsein und die Hilfe aller, um möglichst jedem Mädchen, das Fußball spielen möchte, das auch zu ermöglichen.

Sie sprechen da von der Infrastruktur an der Basis. Wie sieht es mit jener an der Spitze aus? Wir stehen bei diesem Interview gerade in der Generali Arena – wie wichtig ist es, dass das Team in guten Stadien spielen kann?

Ich glaube, was die Breite betrifft, ist es wichtig, erst einmal die Mädchen zum Fußball zu bringen. Im Jugendalter kommt dann der Cut, wo es darum geht, diese Mädchen dann auch dabei zu halten. Was auf jeden Fall total zieht, sind die großen Vereine – Austria, SK Rapid oder Red Bull Salzburg. Die haben einfach eine Magnetwirkung, sodass sich auch Mädchen für den Fußball entscheiden. Und klar – wenn wir in tollen Stadien spielen, dann hat das schon noch einmal eine Zugkraft, ganz sicher.

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