Heute vor 25 Jahren: Der letzte Meistertitel des FC Tirol am alten Tivoli

Heute vor 25 Jahren: Der letzte Meistertitel des FC Tirol am alten Tivoli
Unter Trainer Kurt Jara war Innsbruck die österreichische Fußball-Hauptstadt. Was machte das Team so stark? Und was wurde aus der Meistermannschaft?

Es vergeht kaum ein Tag, an dem Kurt Jara nicht an einen der emotionalsten Momente seines Lebens erinnert wird. In seinem Büro über den Dächern von Innsbruck hängt ein 25 Jahre altes Bild , das heute wie aus der Zeit gefallen wirkt.

Es ist ein Foto aus dem Jahr 2000. Kurt Jara und die Mannschaft des FC Tirol präsentieren auf dem Rathausbalkon den Meisterteller. Und Tausende Fans jubeln den Fußballhelden auf der Maria-Theresien-Straße zu. "Es war eine unglaubliche Zeit", erinnert sich Meistermacher Jara.

Am Dienstag, den 27. Mai, sind es genau 25 Jahre, dass der FC Tirol den letzten Meistertitel im alten Tivolistadion (wenige Monate später übersiedelte der Verein ins neue Stadion) gewann. Mit einem 2:1-Heimerfolg gegen die Austria. Beim Halbzeitstand von 1:1 hätte der Meister noch Sturm Graz geheißen.

Kapitän Michael Baur erzielte nach der Pause das 2:1 und ließ mit seinem Siegestor alle Dämme brechen. Auch den Journalisten ging es damals an den Kragen (siehe Bild).

KURIER-Sportreporter Christoph Geiler mit dem Meisterteller

Der junge KURIER-Sportreporter wurde von den Spielern in das Entmüdungsbecken geworfen und durfte als Entschädigung den Meisterteller in die Höhe stemmen

Bundesliga Finale: FC-Tirol vs. Austria Wien

Kurt Jara wurde von den Spielern und Fans auf Händen getragen

Vom Abstiegskandidaten zur Nummer 1

Kurt Jara hatte die Mannschaft erst 20 Monate vorher übernommen. Damals kämpfte der FC Tirol noch gegen den Abstieg und spielte seine Heimpartien vor 1.500 Besuchern. In kürzester Zeit wurde Innsbruck zur Fußballhauptstadt.

"Kurt hat es verstanden, aus einem Haufen eine Einheit zu formen", erinnert sich Kapitän Michael Baur. "Wir hatten eine sehr erfahrene Mannschaft, die genau gewusst hat, was zu tun ist", sagt Kurt Jara.

Der gebürtige Innsbrucker ist bis heute der einzige, der am Tivoli als Spieler und als Trainer Meister wurde. 

Jara, der im Herbst 75 wird, verfolgt den internationalen Fußball noch immer sehr genau. Aber was wurde aus den Protagonisten der Tiroler Meistermannschaft?

  • Stanislaw Tschertschessow (61)

Der beliebte Torhüter schlug eine erfolgreiche Karriere als Trainer ein. Legia Warschau und Ferencvaros Budapest führte er zum Meistertitel, als russischer Teamchef erreichte Stanislaw Tschertschessow bei der Heim-WM 2018 das Viertelfinale.

Nations League - Group Stage - Kazakhstan v Austria

Stanislaw Tschertschessow war zuletzt Teamchef von Kasachstan

Zuletzt betreute der 61-Jährige, der in Moskau lebt, aber immer noch eine Wohnung in Rinn bei Innsbruck hat, die kasachische Nationalmannschaft.

  • Michael Baur (56)

Der Kapitän des FC Tirol hat sich dem Fußball-Nachwuchs verschrieben und trainiert aktuell die U-18-Auswahl der Tiroler Fußball-Akademie. Die jungen Fußballer machen große Augen, wenn der 40-fache Teamspieler von den früheren Glanzzeiten erzählt.

Heute vor 25 Jahren: Der letzte Meistertitel des FC Tirol am alten Tivoli

Michael Baur war Co-Trainer von Andreas Herzog bei der Admira

Dieser Tage sorgte erst der Sohn von Michael Baur für Furore. Raul Baur, der für Kitzbühel in der Regionalliga West spielt, erzielte beim 1:1 gegen Austria Salzburg aus 60 Metern ein Tor.

  • Walter Kogler (57)

Der Innenverteidiger war seinerzeit ein fehlendes Puzzlestück im Kader des FC Tirol. Nach seiner Verpflichtung ging es mit der Jara-Elf steil bergauf.

Kogler war nach seiner Karriere als Trainer im Einsatz (Wacker Innsbruck, Rot-Weiß Erfurt), ehe er in die Privatwirtschaft wechselte. Mittlerweile ist der gebürtige Kärntner Nachwuchschef beim Cupsieger WAC.

Spieler der Tiroler Meistermannschaft

Teile der Tiroler Meistermannschaft samt Verstärkung

  • Aleksander Knavs (49)

Der Kontakt zum slowenischen Innenverteidiger, der später auch noch für Salzburg spielte, ist komplett abgebrochen.

  • Oliver Prudlo (57) 

Der gebürtige Wiener ist in Tirol heimisch geworden und sein Herz schlägt immer noch für den Fußball. Als Stellvertretender Vorsitzender der VdF, der österreichischen Fußballergewerkschaft, kümmert sich Prudlo um die Interessen und Sorgen der heimischen Kicker.

Heute vor 25 Jahren: Der letzte Meistertitel des FC Tirol am alten Tivoli
  • Robert Wazinger (58)

Mit fünf Meistertiteln zählt der Verteidiger, den Ernst Happel einst "von der Alm" geholt hatte, zu den größten Tiroler Fußballlegenden. Trotzdem führt Wazinger heute ein unprätentiöses Leben fernab der Öffentlichkeit. Der 58-Jährige ist in seinen  Brotberuf als Maschinenschlosser zurückgekehrt

FUSSBALL: ADMIRAL BUNDESLIGA/ 2. RUNDE: WSG SWAROVSKI TIROL - GAK

Stefan Köck leistet bei WSG Tirol hervorragende Arbeit

  • Stefan Köck (49)

Der frühere Verteidiger ist dafür verantwortlich, dass es heute in Tirol immer noch Bundesliga-Fußball gibt. Als langjähriger Sportchef führte Köck die WSG Tirol mit Geschick und einem guten Händchen von der Regionalliga in die Bundesliga.

Mittlerweile gehen die Wattener Überlebenskünstler in die siebente Saison im Oberhaus.

  • Roland Kirchler (54)

Der Lokalmatador hatte eine bewegte Karriere als Spieler: 99 Tore erzielte der Offensivmann in der Bundesliga, 2002 war Roland Kirchler sogar der erste österreichische Fußballer in China.

Als Trainer führte Kirchler den FC Wacker Innsbruck in der Saison 2012/'13 zu einem heroischen Klassenerhalt in der Bundesliga, als Wacker im letzten Match gegen den WAC in den Schlussminuten ein 0:2 in ein 3:2 verwandelte.

In den letzten zwei Saisonen war Kirchler bei Altach als Sportdirektor im Einsatz. Nach dem gelungenen Klassenerhalt legte er sein Amt nieder.

FUSSBALL/BUNDESLIGA: PK ADMIRAL BUNDESLIGA ZUM FRÜHJAHRSAUFTAKT: KIRCHLER

Roland Kirchler war zwei Saisonen lang Sportdirektor in Altach

  • Markus Scharrer (50)

Mit dem FC Tirol wurde der Offensivmann seinerzeit nicht nur drei Mal Meister, Markus Scharrer hat auch einen Fixplatz in den Geschichtsbüchern des Tiroler Fußballs: Er war nämlich der erste Torschütze im neuen Tivolistadion.

Heute arbeitet Scharrer im Versicherungswesen und trainiert den Nachwuchs von Eugendorf in Salzburg.

Markus Anfang und Kurt Jara

Markus Anfang und Kurt Jara

  • Markus Anfang (50)

Der Deutsche war ein fixer Bestandteil der Tiroler Meistermannschaft, die von 2000 bis 2002 den österreichischen Fußball dominierte. Markus Anfang machte auch als Trainer Karriere und trainierte unter anderem bereits Kiel, Köln, Darmstadt und Werder Bremen. 

In der letzten Saison war der 50-Jährige bei Kaiserslautern tätig, wurde aber kurz vor Saisonende entlassen.

  • Alfred Hörtnagl (57)

"Ali, pack die Sense aus" - das war einer der lautesten Schlachtrufe der Fans. Als Spieler war Hörtnagl bekannt für sein robustes Auftreten, nach dem Konkurs des FC Tirol (2002) führte er die SPG Wacker/Wattens aus der 3.Liga zurück in die Bundesliga.

Als Sportchef führte Hörtnagl Rapid zum letzten Meistertitel, beim FC Wacker war er in dieser Funktion weniger erfolgreich.

FUSSBALL - ADMIRAL BUNDESLIGA / 14. RUNDE: TSV EGGER GLAS HARTBERG - SK RAPID

Zoran Barisic 

  • Zoran Barisic (55)

Der gebürtige Wiener fühlte sich in Tirol heimisch und spielte fünf Saisonen lang im Tivolistadion. Als Trainer schlug sein Herz für die Grün-Weißen: Barisic war bei Rapid Co-Trainer, Akademiecoach, Trainer von Rapid II, Sportdirektor und auch zwei Mal Chefcoach. Dieser Tage feierte der geniale Freistoßschütze seinen 55. Geburtstag.

  • Stephan Marasek (55)

Der Schmähbruder vom Dienst blieb auch nach seiner Karriere lange Jahre in Tirol und versuchte sich in den verschiedensten Bereichen. Unter anderem war Marasek im Weinhandel tätig.

Bis vor wenigen Monaten war der 55-Jährige Sportlicher Leiter des Nachwuchszentrums Stripfing/Wiener Neustadt. 

Tiroler Fußballhelden
  • Patrik Jezek (48)

Der Tscheche hatte seinen Anteil am Meistertitel in der Saison 1999/'00, aber die Feier erlebte er als Gegner. Jezek war während der Saison zur Austria gewechselt und Gegner im letzten Match am Tivoli. Wenige Monate später kehrte der Offensivmann dann nach Tirol zurück.

Jezek führt mit seiner Ehefrau eine Modeboutique in Pilsen.

  • Thomas Grumser (45)

Mit seinem Weitschusstor zum späten 1:0-Sieg gegen Austria Lustenau war das Talent seinerzeit ein Wegbereiter für den Titel. Grumser leitet heute die Tiroler Fußballakademie.

  • Radoslaw Gilewicz (54)

Der polnische Goalgetter erzielte vermutlich das wichtigste Tor auf dem Weg zum Titel. In der ersten Runde traf Gilewicz per Fallrückzieher zum 2:1 gegen Rapid und beendete damit eine lange Misserfolgsserie gegen die Hütteldorfer.

Radogoal, wie ihn die Fans tauften, wurde zum Publikumsliebling und stürmte später noch für die Austria und Pasching. Heute ist der Stürmer TV-Experte in seiner Heimat Polen.

  • Wolfgang Mair (45)

Der junge Stürmer aus Osttirol kam in der Meistersaison 29 Mal zum Einsatz und war später umjubelter Held beim Triumph im Europacup gegen Fiorentina. Nach seiner Karriere machte sich Mair unter dem Pseudonym "Kowalski" einen Namen.

Der Stürmer ist ein gefragter Künstler, der sogar Superstar Neymar portraitierte.

  • Edi Glieder (56)

Der Stürmer kam erst wenige Monate vor dem Meistertitel zum FC Tirol, hatte aber seinen Anteil an den drei Titelgewinnen in Serie. Heute ist Glieder als Spielerberater tätig.

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