Trainer-Legende Kurt Jara: „Hört’s doch bitte auf mit der Tradition“

Kurt Jara ist froh, dass der HSV wieder in der Bundesliga spielt.
Zusammenfassung
- Kurt Jara freut sich über die Rückkehr des HSV in die Bundesliga nach sieben Jahren in der 2. Liga.
- Jara betont die Herausforderung für HSV-Trainer durch die spezielle Medienlandschaft Hamburgs.
- Er warnt vor überzogenen Erwartungen bei Traditionsvereinen und betont realistische Ziele.
Sieben Jahre war der HSV in der 2. Liga dahingesiecht. Das ist ein hartes Los für einen Verein, der den Landespokal der Meister gewann (1983) und eine Zeit lang die deutsche Fußballhauptstadt war.
Nach zig Anläufen und zahlreichen Trainerwechseln gelang dem Hamburger SV nun endlich die Rückkehr in die Bundesliga.

Darüber freut sich auch ein Innsbrucker: Kurt Jara (74) war von 2001 bis 2003 Chefcoach des HSV, der Meistertrainer des FC Tirol (2000, 2001) führte den Traditionsverein in der Saison 2002/’03 auf den vierten Rang und gewann im Sommer 2003 den Ligapokal – es ist bis heute der letzte Titel für die Hamburger.
Kurt Jara (*14.10. 1950) kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. Dem Innsbrucker ist es gelungen, mit dem Klub aus seiner Heimatstadt sowohl als Stürmer als auch als Trainer Meister zu werden.
Der Spieler:
Jara startete seine Profikarriere bei Wacker Innsbruck. Mit dem Schwarz-Grünen wurde er drei Mal in Folge österreichischer Meister, ehe der Linksfuß 1973 um die Rekordablöse von 1 Million D-Mark (ca. 500.000 Euro) zum FC Valencia wechselte.
1975 ging's weiter in die deutsche Bundesliga zum MSV Duisburg und später zu Schalke 04. Der 59fache Teamspieler ließ seine Karriere bei Grasshoppers Zürich ausklingen.
Der Trainer:
Die Grasshoppers (1986 - 1988) waren auch die erste Trainer-Station von Jara. Es folgten St.Gallen und der FC Zürich und später ein kurzes Gastspiel bei Vfb Mödling.
Danach trainierte Jara den griechischen Klub Xanthi sowieso auf Zypern Apoel Nikosia, ehe er 1999 zum Cheftrainer des FC Tirol bestellt wurde.
Die Innsbrucker führte er 2000 und 2001 zum Meistertitel und wurde deshalb vom Hamburger SV verpflichtet. Von 2004 bis 2005 trainierte Jara den 1.FC Kaiserslautern und später eine Saison Red Bull Salzburg.
Kurt Jara über . . .
- die Rückkehr des HSV
„Ich freue mich total, auch weil mit Bernd Wehmeyer (Anm. HSV-Klubmanager) jemand dabei ist, der schon zu meiner Zeit beim Verein war. Der HSV gehört in die Bundesliga, sieben Jahre in der 2. Liga – das ist furchtbar. Jede Saison dieses Zittern, deshalb bin ich froh, dass sie nicht in die Relegation mussten. Da kannst du als HSV nur verlieren.“

- die Herausforderungen für einen HSV-Trainer
„Rund um den HSV ist immer etwas los. Egal, in welcher Liga sie spielen, das Stadion ist immer voll. Die Medienlandschaft in Hamburg ist sehr speziell und kaum mit einer anderen Stadt zu vergleichen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr schnell von schwarz auf weiß wechselt und sich gerade viele Leute im Vorstand und im Umfeld des Vereins davon leiten lassen, was in den Medien steht.
Und wenn die Bild-Zeitung einmal anfängt, gegen dich zu schreiben, dann kannst du damit rechnen, dass es dich bald erwischt. Bei mir war’s am Anfang umgekehrt: Nach dem Sieg 2003 im Ligapokal wurde in den Medien gefordert, dass mein Vertrag verlängert werden soll. Das ist auch passiert, wenige Wochen später war ich dann weg.“
- seine Erfolge mit dem HSV
„Wir waren in der Saison 2002/’03 Vierter und haben dann den Ligapokal gewonnen. Das war damals noch ein Turnier, wir haben Hertha, Bayern und Dortmund besiegt – und auf einmal hat es dann geheißen, wir wären der Meisterschaftsfavorit. Ich habe immer davor gewarnt, aber in dem Moment kannst du reden, wie du willst.“
- die Probleme vieler Traditionsvereine
„Bei vielen Traditionsvereinen ist die Erwartungshaltung viel zu groß, Auf mich ist man losgegangen, weil ich gesagt habe: ,Hört’s doch bitte auf mit der Tradition.’ Alles schön und gut, dass der HSV Europapokalsieger und Meister war. Aber was hat es dem Verein in den letzten Jahren geholfen?“
- die Rolle des HSV in der Bundesliga
„In der Bundesliga zu bleiben ist fast einfacher, als in die Bundesliga aufzusteigen. Viel hängt auch davon ab, welche Ziele der Verein ausgibt und wie realistisch das ist. Aber alle Pläne sind hinfällig, wenn die ersten Partien verloren werden. Dann ist der Trainer bald wieder weg und wahrscheinlich auch die Euphorie. Normalerweise müsste der HSV sich aber im Mittelfeld etablieren können.“
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