Marcel Sabitzer, Flexibler Routinier mit viel Intensität
Dem Dortmund-Legionär blieb die Krönung einer für ihn persönlich starken Saison verwehrt. So gerne hätte der 30-Jährige die Champions League gewonnen. So knapp war man dran, um gegen Real Madrid als über weite Strecken bessere Mannschaft doch noch das Nachsehen zu haben. Sabitzer weinte bitterlich, konnte in den folgenden Nächten kaum oder schlecht schlafen, fühlte sich einfach leer. Profi hin oder her, Sabitzer zeigte menschliche Züge und ging offen mit seiner Enttäuschung um, fühlte sich auch nicht bereit, im Test gegen die Schweiz mitzuwirken. Absolut legitim und ein Zeichen von Reife, die er über die Jahre gewonnen hat. Sabitzer wird, sofern Marko Arnautovic auf der Bank Platz nimmt, die Schleife des Kapitäns tragen. Ein Amt, das ihm nicht durch sein Alter zuteil wurde, sondern eine Folge seiner Leistungen in den vergangenen Jahren ist.
Top-Vereine
Sabitzer besticht auch durch seine Flexibilität, stürmte einst unter Marcel Koller in Olmütz gegen Tschechien sogar als „falsche Neun“, kann im Zentrum als einer von zwei Sechsern das Spiel machen oder sowohl über die rechte oder die linke Seite offensiv für Impulse sorgen. Auf seiner Visitenkarte stehen Klubs wie Leipzig, Bayern, Manchester United und eben Dortmund. Mit seiner mentalen und physischen Fitness, sowie der erworbenen Routine wird er dem intensiven österreichischen Spiel à la Rangnick den Stempel aufdrücken.
Christoph Baumgartner, Torjäger, Einfädler und Vorzugsschüler
Mit 24 Jahren bestreitet der Niederösterreicher bereits seine zweite Europameisterschaft, bei der letzten vor drei Jahren schoss er Österreich mit seinem Tor zum 1:0-Sieg gegen die Ukraine ins Achtelfinale. „Das war das vielleicht wichtigste Tor meiner Karriere“, erinnert sich Baumgartner.
Ein Moment, der sich gut und gerne toppen lässt in den nächsten Wochen. Die Zeichen stehen gut. In den jüngsten fünf Länderspielen traf der Halbstürmer immer und egalisierte damit einen Länderspielrekord von Hans Krankl. Ob er den Goleador am Montag hinter sich lassen will? „Das wäre eine coole Nebensache, ist aber komplett egal. Wenn wir gewinnen, spielt es für mich keine Rolle, ob ich ein Tor geschossen habe“, sagt der Waldviertler, der in der Schule eine Klasse übersprungen hat.
Baumgartner löst das Pressing aus
Baumgartner ist für die Österreicher aber nicht nur als Vorbereiter und Torjäger gefragt, sondern auch in Rangnicks Paradedisziplin, dem gemeinschaftlichen Pressing, in dem er als einer der vordersten Spieler eine entscheidende Rolle spielt. Er oder Mittelstürmer Michael Gregoritsch sind es, die das Pressing im richtigen Moment auslösen müssen. „Es ist eine große Verantwortung für uns Offensivspieler, dass wir mithelfen, zu verteidigen“, betont der schnelle Techniker. „Wenn wir es schaffen, dass wir vorne Druck drauf kriegen auf die Gegner, dann leisten wir einen Beitrag, unsere Defensive zu stärken.“
Kevin Danso, der Mann, der David Alaba ersetzen wird
Als 18-Jähriger feierte der Steirer sein Debüt im Nationalteam unter Marcel Koller, sieben Jahre später geht der Frankreich-Legionär als Abwehrchef in die Europameisterschaft. Kevin Danso ist es zuzutrauen, David Alaba in dieser Rolle zu ersetzen. Danso strotzt aktuell vor Selbstvertrauen, die letzten Länderspiele des 25-Jährigen waren überzeugend.
Der Kraftlackl besticht durch seine Athletik und sein gutes Timing in Zweikämpfen und Kopfballduellen. Genau dafür wird er auch gefragt sein. „Auf unserer Position ist es wichtig, viel zu reden und das Spiel von hinten heraus zu führen“, sagt der Mann, der bei 1,90 Metern Körpergröße 90 Kilo auf die Waage bringt. Er versuche, stets voranzugehen, indem er viele Zweikämpfe gewinne.
In der Liga besiegte Danso Mbappé
Gegen die Franzosen werden es vor allem auch ein paar Laufduelle sein, die er etwa gegen Kylian Mbappé wird bestreiten müssen. Wie es ist, gegen den Weltstar zu gewinnen, weiß der Österreicher bereits aus der französischen Liga. „Gegen ihn zu spielen ist nicht nur physisch anstrengend, sondern auch für den Kopf, weil du immer hellwach sein musst“, betont der 25-Jährige, dessen Eltern aus Ghana stammen und der bei Medienterminen schüchtern wirkt.
Mit sozialem Engagement hält er sich allerdings nicht zurück. Mit einem Verein „DANnso“ unterstützt der Teamspieler sozial benachteiligte Jugendliche und deren Familien.
Konrad Laimer, bodenständiger Dauerläufer und Dauerbrenner
Und er läuft und läuft und läuft. Konrad Laimer könnte im Fasching durchaus als Duracell-Hase gehen oder für VW als Testimonial fungieren. Der 27-jährige Salzburger ist Dauerläufer wie Dauerbrenner und am vorläufigen Zenit seines fußballerischen Schaffens angekommen. Bei den Bayern setzte er sich trotz der großen Konkurrenz, der Unruhe im Verein und der medialen Dauerdrucksituation durch und bietet einem Trainer gleich mehrere Möglichkeiten an, ihn in die Startelf zu stellen. In der Offensive spielt Laimer auf der Flanke oder der Halbposition seine Pressing-Qualitäten perfekt aus, sorgt immer wieder für hohe Ballgewinne und schnelle Umschaltsituationen dank seiner überragenden Dynamik.
Er setzte sich immer durch
In München hat er zudem bewiesen, dass er die Anforderungen von Coach Tuchel als rechter Verteidiger erfüllen kann. Darüber hinaus könnte Laimer neben Seiwald im zentralen defensiven Mittelfeld agieren und dabei den Ausfall von Xaver Schlager kompensieren, weil er Intensität und Zweikampfstärke ebenfalls in seinem Repertoire hat. Laimer genießt in der Offensive zwar noch nicht den Ruf eines Torjägers, sorgt aber mit seinen vertikalen Läufen in Richtung Strafraum immer wieder für gefährliche Situationen. Laimer ist vom USC Abersee ausgezogen, um in der großen Fußballwelt Fuß zu fassen, und ist dabei mit beiden Beinen am Boden und demütig geblieben.
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