Beide saßen gut gelaunt auf dem Podium und plauderten über ihr Verhältnis zueinander. Und darüber, dass vielerorts durchaus daran gezweifelt wurde, dass die beiden gemeinsam im Jahr 2024 bei einer EURO hier sitzen würden. Rangnick: „Als Marko gehört hat, dass ich Teamchef werde, hat er gedacht, es könnte eng für ihn werden. Dabei habe ich das so nicht gesehen.“
Arnautovic schmunzelte. „Ich hab’ gedacht, jetzt kommt die Red-Bull-Schule zu uns. Und ich hatte bis dahin nie Pressing gespielt.“ Doch siehe da: Der Stürmer ist immer noch modern. „Für uns ist er mit seinen Fähigkeiten ein enorm wichtiger Spieler, der immer noch schnell genug fürs Zentrum ist.“ Das habe ihm Rangnick schon beim ersten gemeinsamen Gespräch vermittelt. „Jetzt haben wir eine überragende Beziehung“, schwärmte Arnautovic.
Ob diese auch noch bei einer möglichen WM-Teilnahme 2026 bestehen könnte? Rangnick: „Wenn Ronaldo mit fast 40 spielt, warum sollte Marko dann nicht mit seinen 32 Jahren das können.“ Und warf einen Seitenblick auf den jetzt schon 35-Jährigen. Schnee von morgen.
Beeindruckt habe ihn Arnautovic kurz zuvor auch, als er dem niederländischen TV ein Interview gab – in geschliffenem Holländisch. „Wenn jemand nach nur drei Jahren in Holland – und das ist jetzt schon ein paar Jahre her – heute fließend ein Interview geben kann, dann sagt das alles über Eloquenz und Intelligenz“, so der Teamchef über seinen sechssprachigen Stürmer.
Lehrreiche Zeit
In der Tat ist es 15 Jahre her, dass Arnautovic bei Twente Enschede gespielt hat. Es sei eine lehrreiche Station seiner Karriere gewesen. „Ich habe technisch viel dazugelernt, die Ballannahme, Ballmitnahme, wie man den Ball behauptet und Eins-gegen-eins-Situationen.“ All das wird er heute brauchen. Und dazu eine Pferdelunge. Denn die Basis im Rangnick-Spiel bleibt die Arbeit gegen den Ball. Was der Teamchef für eine Partie erwarte? „Wir treffen auf einen Gegner, der individuell so gut besetzt ist wie Frankreich“, so Rangnick.
„Die Holländer spielen, wie Holländer spielen. Schon seit Johan Cruyffs Zeiten. Auf der Suche nach spielerischen Lösungen mit sehr viel Variabilität mit zwei sehr hoch stehenden Flügelspielern“, doziert Rangnick. „Für uns wird es darauf ankommen, dass das Spiel gegen den Ball wieder simultan erfolgt, um Balleroberungen zu bekommen. Auch die zweiten Bälle werden ein ganz wichtiger Punkt sein.“ Also jene, die von den Niederländern abprallen, nachdem sie unter dem Druck der Österreicher nicht sauber verarbeitet wurden.
Als Räuber solcher Bälle gilt Konrad Laimer, weshalb der Bayern-Legionär neben Seiwald im Zentrum beginnen könnte. Patrick Wimmer indes wird nicht zum ersten Mal in der Startelf erwartet – am rechten Flügel. Verzichten muss Rangnick auf den verletzten Gernot Trauner.
Dafür dient die Lockerheit diesmal womöglich als kongenialer Mitspieler. Warum soll mit ihr nicht der erste Sieg gegen die Niederländer seit 1990 gelingen?
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