Deutschland bis Spanien: Erste Gewinner und Verlierer der Frauen-EM
Große Erwartungen, viel Nervosität – die ersten Standortbestimmungen bei der Fußball-EM der Frauen sind getan. Alle 16 Teams haben ihrer ersten Partien absolviert. In den ersten acht Spielen sind 29 Tore gefallen, das macht einen Schnitt von 3,63 pro Spiel. In der Partie zwischen England und Österreich fiel nur ein Tor. Mit 116,7 Kilometern sind die Österreicherinnen aber auf Platz eins punkte kollektiver Laufleistung.
Eine erste Bilanz zwischen Jubel, Hoffnung und Ernüchterung.
Deutschland
Es ist lange her, dass es Spaß gemacht hat, einem deutschen Nationalteam bei einem Großturnier zuzuschauen. Rasante Passstafetten und Bälle in die Tiefe, aggressives Pressing mit enorm vielen Balleroberungen, selbstbewusstes eins gegen eins in der Offensive, Chancen im Minutentakt und ein Team, bei dem jede nahezu gleichwertig ersetzt werden konnte. Deutschland gewann den Auftakt gegen Dänemark klar mit 4:0. Dänemark stand vor vier Jahren noch im Finale und schlug in einem Testspiel zuletzt Österreich 2:1. Österreichs Teamchefin Irene Fuhrmann sagt: „Deutschland war überragend und hat ganz klar aufgezeigt, dass man um den Turniersieg mitspielen kann und will.“
Spanien
Der Aufschwung von Barcelona lässt auch das Nationalteam träumen. Dabei begann das Turnier mit zwei Rückschlägen. Der größere war schon vor dem Auftakt, weil sich Alexia Putellas im Training einen Kreuzbandriss zuzog. Die Weltfußballerin ist das Herz der Mannschaft. Dann begann das Spiel gegen Finnland mit einem schnell 0:1. Letztlich reichte es doch zu einem klaren Erfolg. Nun wird das Spiel gegen Deutschland am Dienstag schon zu einem ersten absoluten Highlight dieser EM. Die spanische Auswahl dürfte auch ohne die verletzt fehlenden Alexia Putellas und Jennifer Hermoso eine andere Hausnummer sein als Dänemark. „Sie haben trotzdem eine super Mannschaft“, betonte Deutschlands Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg.
Frankreich
Onema Grace Geyoro, Starspielerin von Paris SG, gelang schon vor der Pause ein waschechter Hattrick. Das Spiel glich für Frankreich einer Trainingspartie. Nur die ersten Minuten können die Italienerinnen dagegen halten. „Wir wollten gut ins Turnier starten, das ist uns gelungen. Ich ziehe den Hut vor meinen Spielerinnen“, sagte Teamchefin Corinne Diacre.
England
Der Druck beim Auftakt vor fast 70.000 Zuschauern im Old Trafford war groß. Es gelang ein knappes 1:0 gegen sich tapfer wehrende Österreicherinnen. Die Erwartungshaltung in England wurde damit nicht erfüllt. Auf den ganz großen Lärm von den Zuschauerrängen mussten Englands Spielerinnen am Montag gegen aber verzichten: Das Stadion in Brighton fasst „nur“ rund 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Norwegen
Der Auftakt ist mit einem lockeren 4:1 gegen EM-Neuling Nordirland gelungen. Die Reifeprüfung für Superstar Ada Hegerberg, die nach fünf Jahren wieder im Nationalteam spielt, gab es aber am Montag gegen England.
Niederlande
Der Titelverteidiger startete mit einem Schock. Gleich drei Spielerinnen, darunter die Torfrau, waren nach einer unglücklichen Aktion angeschlagen, zwei mussten raus. Erst spät kamen sie wieder in die Spur, erreichten gegen Schweden noch ein 1:1. Dann die nächste schlechte Nachricht. Jackie Groenen wurde positiv getestet. Noch am Samstagabend stand die Mittelfeldspielerin gegen Schweden (1:1) auf dem Platz. Wie der holländische Verband KNVB mitteilte, befindet sie sich in Selbstisolation. Neben Kapitänin und Torhüterin Sari van Veenendaal und Innenverteidigerin Aniek Nouwen, die sich am Samstag verletzten, ist sie der dritte Ausfall. Bei allen ist allerdings unklar, wie lange sie ausfallen. Ebenso wie es um Stefanie van der Gragt steht, die eine Rippenfraktur erlitt aber am Samstag trotzdem spielte.
Schweden
Für die Weltrang-Zweiten war die Art und Weise, wie gegen die Niederlande noch zwei Punkte verschenkt worden, ernüchternd. Im vergangenen Jahr war das Team von Trainer Peter Gerhardsson ganz nah dran, doch bei den Olympischen Spielen in Tokio setzte es im Finale eine unglückliche Niederlage gegen Kanada im Elfmeterschießen. Schon 2016 in Rio hatte sich Schweden - nach der Finalniederlage gegen Deutschland – mit Silber begnügen müssen. Bei der WM 2019 sprang am Ende Rang 3 heraus.
Kommentare