Valencia demontiert Rapid auch in Wien
Eine Stunde lang war das letzte Ziel in dieser Europacup-Saison in Sichtweite: mit einem Sieg gegen Valencia nicht nur einen ehrenvollen Abschied, sondern auch den 15. Platz in der Fünfjahreswertung der UEFA zu schaffen. Am Ende gab es aber nicht den fünften Europacup-Startplatz für Österreich, sondern das zweite Debakel innerhalb einer Woche.
In nur 30 Spielminuten zerlegte Valencia Rapid erneut und siegte mit 4:0. Gesamtscore? 0:10!
Rapid hatte so begonnen, wie es auch in Valencia hilfreich sein hätte können – auf Defensive bedacht und viel aggressiver als beim 0:6. Hilfreich war natürlich, dass die Gäste zwar ihre Klasse aufblitzen ließen, aber nicht mit 100 Prozent nach vorne spielten. Als die Anfangsphase unfallfrei überstanden war, waren auch alle Zuschauer auf ihren Plätzen.
Fast 40.000 Fans
39.800 kamen, es wurden also keine Karten aus Frust über das 0:6 im Papierkorb entsorgt, sondern gar noch 3000 Tickets am Spieltag verkauft. Ein kapitaler Verkehrsstau hatte für lange Schlangen vor dem Happel-Stadion zum Anpfiff um 19 Uhr gesorgt.
Valencia-Trainer Neville hatte wieder durchgetauscht und die Hütteldorfer von Slalomläufer Santi Mina verschont. Mustafi, immerhin Weltmeister mit Deutschland, durfte dafür die Abwehr führen. In der Offensive wurden Gaya (34.), Danilo (37.) und Piatti (44.) lediglich mit Weitschüssen gefährlich, der Strafraum konnte noch verteidigt werden.
In der 54. Minute war die Chance auf den angestrebten Sieg für Österreich und die UEFA-Wertung so groß wie nie. Schwab kam nach einem Eckball aus sechs Metern ungehindert zum Kopfball, Ryan konnte aber abwehren.
Direkt nach dem Ankick machte sich Jelic zum Wechsel bereit, ins Spiel kam der Stürmer aber erst bei der nächsten Auflage, der folgenden Unterbrechung. Wieder war die Abwehr bei einem Lochpass nicht sortiert. Hofmann hatte Feghouli aus den Augen verloren. Der Abschluss war wieder perfekt – 0:2 (64.). Plötzlich kamen die Wiener nicht mehr in die Zweikämpfe und wurden ausgekontert. Die Abseitsfalle war dieser Bezeichnung nicht würdig – Piatti erhöhte auf 0:3 (72.).
Erst zu Beginn der Rapid-Viertelstunde vergaben die höchst effizienten Gäste auch einmal eine gute Chance. Für den 0:4-Endstand sorgte Ruben Vezo per Kopf nach einem Corner (88.).
Erfreulich für Rapid war nur noch das Comeback von Joker Louis Schaub nach seiner Knöchel-Operation.
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 39.800, SR Tagliavento/ITA
Hinspiel: 0:6 - Valencia mit dem Gesamtscore von 10:0 im Achtelfinale (Auslosung am Freitag, 13.00 Uhr, in Nyon, Spieltermine 10./17. März).
Tore: 0:1 (59.) Rodrigo
0:2 (64.) Feghouli
0:3 (72.) Piatti
0:4 (88.) Vezo
Rapid: Strebinger - Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Wöber - Petsos, Grahovac - Murg (83. Schaub), Schwab, Alar (70. Schobesberger) - Prosenik (65. Jelic)
Valencia: Ryan - Barragan, Mustafi, Vezo, Gaya (46. Lato) - Fuego (79. Tropi), Danilo - Rodrigo, Feghouli, Piatti - Negredo (65. Mir)
Gelbe Karten: Pavelic, M. Hofmann bzw. keine
Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Valencia ist, was die Qualität betrifft, über uns zu stellen. Das haben wir heute wieder gesehen. Wir hätten vielleicht eine Chance gehabt, wenn wir bei 0:0 den Kopfball vom 'Schwabi' reinhauen mit etwas Glück. Alles in allem ist es so, dass Valencia von der Qualität her über uns zu stellen ist. Das ist eine Mannschaft auf Champions-League-Niveau.
Wir haben in der zweiten Hälfte sehr ambitioniert begonnen, waren auch nicht so schlecht. Valencia hat die Räume aber eiskalt ausgenutzt. Dieses Spiel ist für uns einfach zu früh gekommen. Gegen so einen Gegner muss von der ersten Sekunde an alles passen, da muss auch das Glück auf der eigenen Seite sein. Sonst hat man gegen eine Mannschaft auf diesem Niveau keine Chance."
Maximilian Wöber (Rapid-Debütant): "Es war ein tolles Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde. Man träumt als Kind davon, dass man vor 40.000 Zuschauern auflaufen darf. Aber es war natürlich nicht so einfach für mich. Bei Valencia sind alle viel schneller und technisch besser als wir."
Gary Neville (Valencia-Trainer): "Mit der Mentalität und mit dem Charakter meines Teams bin ich sehr zufrieden. Wir haben zwei Ziele gehabt: das Weiterkommen und Charakter zu zeigen, das haben wir beides geschafft. Wir wollten unsere Serie fortsetzen, das war uns im Hinblick auf die nächsten schweren Spiele auch wichtig. Wenn man sich die Ergebnisse von Rapid in der Europa League anschaut, dann sieht man, was sie eigentlich können. So schlecht sind sie nicht. Wir haben einfach fehlerlos und fantastisch gespielt. Das war der Unterschied."
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