Warum Yusuf Demir von Barcelona zu Rapid zurückkehrt
Während seine bisherigen Kollegen in Saudi-Arabien unterwegs waren, um einen Clásico auszutragen und in der Wüste Geld zu verdienen, war für Yusuf Demir wieder Land in Sicht.
Der 18-Jährige und seine Berater klärten am Mittwoch in Wien letzte Details für die Rückkehr zu Rapid. „Er will nur spielen“ – unter diesem Motto steht eine Entscheidung, die den Fußball übers Geld stellt. Denn an lukrativen Alternativen hätte es dem Teenager nicht gemangelt.
Aber nach dem brutalen Ende des Kindheitstraums in Barcelona will Yusuf Demir vor allem eines: Kicken. Mit mehr Freude und weniger Druck. Mit mehr Vertrauen und weniger Störgeräuschen.
Zoran Barisic hat diesen Wunsch richtig antizipiert und deswegen auch Bedingungen gestellt. Sonderwünschen Barcelonas wurde vom Sportchef eine Absage erteilt, zusätzlich wurde mit Demir eine vorzeitige Vertragsverlängerung vereinbart.
Geholfen hat dabei ein spezieller Joker: Sportkoordinator Steffen Hofmann, der von allen Rapidlern den engsten Draht zum Umworbenen hat.
Es hat alles wie geplant geklappt: Donnerstag um 11 Uhr haben die Hütteldorfer die Rückkehr plus einen neuen Vertragsabschluss mit Yusuf Demir bis 2024 verkünden können.
Auch Brügge blitzte ab
Angebote gab es genug. Vereine aus den vier Top-Ligen wollten Demir genauso holen wie der FC Brügge. Beim belgischen Champions-League-Starter hat mit Alfred Schreuder ein alter Bekannter das Traineramt übernommen. Schreuder war Chefcoach in Hoffenheim (auch dort war Demir mal ein Kandidat) und danach Co-Trainer von Ronald Koeman in Barcelona.
Der Niederländer sieht nach wie vor so großes Potenzial, dass Brügge auch die fällige Ablöse gestemmt hätte.
Ausgeprägter Wille
Doch Yusuf Demir will nicht. Genauso wenig wie er die anderen Millionen-Angebote annehmen wollte. Der schüchterne Teenager verfügt nämlich über einen ausgeprägten Willen. Bereits vor einem Jahr ist er in die Rapid-Historie eingegangen: Als erster Grüner, der partout nicht in die Premier League (zu Brighton) wollte.
Auch im Sommer gab es für Rapid bessere Angebote als aus Barcelona – uninteressant. Als Demir bei seinem ersten Zeitungsinterview im Juli vom KURIER zu seinem Traumklub befragt wurde, leuchteten seine Augen: „Ich will für Barcelona spielen.“
Fünf Tage später gab Barisic nach und stimmte dem Leihvertrag mit einer Vertragsverlängerung bis 2023 plus der ominösen Zehn-Spiele-Klausel doch zu.
Dieses Entgegenkommen hat der Linksfuß seinem Stammverein nicht vergessen. Demir verzichtet auf die höheren Gehälter aus Barcelona und ist bereit, Rapid mit seiner neuerlichen Vertragsverlängerung mehr Zeit zu geben.
Mehr als ein Frühling?
Sollte es nach nur einer Partie im Jahr 2021 über 90 Minuten länger dauern, bis die Top-Form zurückkehrt oder Demir sich gar verletzen, würde es keinen Verkaufsdruck geben. Durch den neuen Vertrag kann das Ausnahmetalent auch kommende Saison noch in Hütteldorf spielen.
Ein Platzerl wird für Trainer Ferdinand Feldhofer zu finden sein: Im 4-2-3-1 entweder als Zehner oder am rechten Flügel, im 4-4-2 mit Raute als Spielmacher hinter den beiden Spitzen. Bei offensiver Ausrichtung könnten es auch die beiden Halbpositionen in der Raute werden.
Für Yusuf Demir zählt in erster Linie ohnehin eines: Er will doch nur spielen.
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