Eine Pleite und ihre Konsequenzen
Es war ein Freitag, kein ganz schwarzer, aber sicher auch keiner, der den Lichtblick schenkte. Den Durchblick sehr wohl. Denn wie formulierte es ÖFB-Generaldirektor und Hobby-Mathematiker Alfred Ludwig bei der Rückkehr nach Wien ziemlich treffend: „Der Vorteil ist, dass wir jetzt wissen, was wir tun müssen. Wir brauchen nicht mehr zu rechnen.“
In die Praxis übersetzt: Am kommenden Dienstag existiert nur ein gültiger Plan: Pflichtsieg im Ernst-Happel-Stadion gegen die Iren.
Und damit tut sich jetzt folgender Fragenkatalog auf:
Welche Folgen hat der Sieg der Schweden in Irland für Österreich ?
Dass Österreich damit wohl auch in Schweden gewinnen muss, um mit den vorausgesetzten Erfolgen gegen Irland und auf den Färöer Zweiter in der Gruppe zu werden. Damit wäre auch so gut wie sicher, dass der Zweite der Gruppe C nicht der schlechteste Gruppenzweite wird. Zur Erklärung: Die acht besten Gruppenzweiten kommen weiter, in den Sechser-Gruppen werden die Punkte gegen die jeweiligen Gruppenletzten abgezogen. Vor allem in Gruppe B wird der Gruppenzweite wohl schlechter sein als in der Österreicher-Gruppe C.
Ist Österreich als Zweiter schon bei der WM?
Nein. Es gibt noch zwei Play-off-Duelle (Hin- Und Rückspiel) gegen einen anderen Gruppenzweiten. Und da könnte beispielsweise die Fußball-Großmacht Frankreich warten.
Wie wird wird sich die Nullnummer von München auswirken?
Eigentlich ist am vergangenen Freitag nichts Außergewöhnliches passiert. Die erwartete Niederlage gegen die Deutschen nämlich. Relativ unspektakulär, weil so programmgemäß. Deutschlands Mannschaft bestätigte spielerische, balltechnische Überlegenheit, war spritziger und auch in der letzten körperlichen Konsequenz meist zuerst am Drücker. Teamchef Marcel Koller: „Deutschland war besser. Das muss man akzeptieren.“ Also meint der Trainer weiter: „Das Spiel gegen Deutschland abhaken.“ Wie weit das gelingt, werden die nächsten Tage zwischen Frustabbau und Lustaufbau zeigen.
Welche Lehren kann man aus dem Lehrspiel überhaupt ziehen?
Ist die Inkonsequenz vor gegnerischen Toren das Hauptproblem der Ära Koller?
Ja. Es fehlt vor allem gegen große Gegner ein Angreifer, der aus den wenigen Chancen ein Tor macht. „Seit wir hier sind, arbeiten wir an dieser Konsequenz“, sagt Koller. Nicht, dass der Schlendrian im Team ist. 25 Tore in 15 Spielen wurden seit November 2011 unter Teamchef Koller erzielt. Die Quote relativiert sich, wenn man Färöer und Kasachstan abzieht (15 in 13 Spielen).
Deutschland - Österreich in Bildern
Österreich und Irland stehen am Dienstag vor dem Spiel der letzten Chance. Die Deutschen können gegen Färöer die WM-Teilnahme schon fixieren. Die Schweden haben sich mit dem Sieg am Freitag in Dublin ein gute Ausgangsposition im Kampf um den zweiten Platz geschaffen.
„Wir sind in einer schwierigen Position, müssen aber weiter an unseren Traum glauben.“ Diese Aussage vom Freitagabend könnte von Marcel Koller sein, ist aber von Giovanni Trapattoni. Österreicher wie Iren stehen seit Freitag in der Außenseiterposition. Ihre Teamchefs standen mit dem Rücken zur Interview-Wand.
Anderes Gesicht
Der Teamchef: „Mit seiner Laufbereitschaft, seiner Technik und seiner Präsenz ist er schwer zu ersetzen.“ Zumal man bei allem Kampf das Fußballspielen nicht vergessen wolle.
In Dublin hatte das Spiel der Österreicher nach seinem Ausfall einen Knick erlitten. In Deutschland war es die blutende Nase von Veli Kavlak, die die Mannschaft – nach Ansicht von Koller – aus dem Tritt gebracht hat. Der Mittelfeldspieler erlitt nach einem Ellbogenschlag von Kroos einen Nasenbeinbruch. Der Legionär von Besiktas Istanbul flog daher nicht mit seinen Kollegen zurück nach Wien, sondern nahm den Bus zur Heimreise in Anspruch. Er könnte mit einer Maske einsatzbereit sein. „Er will unbedingt dabei sein“, sagte Koller. Wobei im defensiven Mittelfeld Julian Baumgartlinger nach seiner Sperre wieder zur Verfügung steht.
Die Rochade Baumgartlinger statt Kavlak könnte die einzige Änderung gegen die Iren bleiben. Koller ließ sich punkto Personalpolitik vieles bis alles offen. Er nahm auch Spieler wie Fuchs oder Arnautovic in Schutz, die nach Schlusspfiff in die Kritik geraten waren. Zu Arnautovic: „In der Offensive ist es bei ihm nicht so gelaufen.“ Und in der Defensive? „Schmelzer hat man ja nicht so oft vorn gesehen.“
Etwas Lahm
Das war bei Lahm anders. Auf die Frage, ob es glücklich war, Fuchs und Ivanschitz gegen Lahm/Müller spielen zu lassen, antwortete Koller mit einer Gegenfrage: „Wen hätten Sie aufgestellt?“ Und zum verunsicherten Fuchs sagte er: „Auch andere haben an dem Abend Fehlpässe gemacht.“ Koller ließ sich auch nicht entlocken, ob er gegen die körperlich starken Iren mit Janko mehr Wucht ins Spiel bringen wird. „Überlegungen sind schon da.“ Welche? „Ob von Beginn an oder erst später.“
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