Völlig Ire

Die besten Fans der Welt kommen nach Wien.

Spanien schlug bei der EM Irland mit 4:0. So weit, so gut. Doch über das Ergebnis, die Tore oder das Spiel redeten danach nur die wenigsten. Das, was hängen geblieben ist, war der Auftritt der irischen Fans am Ende des Spiels. Mehr als sechs Minuten singen die Iren ein altes Volkslied: The Fields of Athenry. Der Refrain lautet: Low lie the Fields of Athenry Where once we watched the small free birds fly Our love was on the wing We had dreams and songs to sing Now it´s so lonely round the fields of Athenry.

87 Minuten war die irische Nationalmannschaft vom Welt- und Europameister vorgeführt worden. Das österreichische Team wäre wohl gnadenlos ausgepfiffen worden. Nicht aber die Iren, die waren stolz auf ihre Spieler. Sogar die spanischen Fans verstummten angesichts der emotionalen Hymne.

Wehmut

Der Song des Iren Pete St. John aus den 70er-Jahren erzählt von der irischen Hungersnot (1846 bis 1849) und einem Mann aus dem Städtchen Athenry, der, um seine Familie vor dem Hungertod zu retten, Getreide stiehlt und dafür nach Australien deportiert wird. Die Wehmut und Sehnsucht, die in dem Song mitschwingt, macht es zu einem Lied, um bei Sportevents Stolz und Zuneigung zum eigenen Team auszudrücken.

Selbst Spaniens Trainer Vicente del Bosque war beeindruckt und sagte: „Damit haben uns die Iren gezeigt, worum es im Sport wirklich geht.“ Im Juni 2012 bekamen die Iren den Sonderpreis der UEFA für Fairplay, für das frenetische Feiern ihrer Fans, trotz der drei Niederlagen bei der EM 2012. Und diese Fans kommen am Dienstag nach Österreich. 5000 Karten standen dem irischen Verband zu. 1995 gab es das letzte Gastspiel der Iren in Wien, davor waren sie gar erst 1971 gekommen.

Grüne Jungs

Schon beim Hinspiel in Dublin zeigten die Anhänger der irischen Nationalmannschaft, warum sie so beliebt sind. Ein junges Paar aus Österreich, das zum WM-Qualifikationsspiel gegen Irland nach Dublin gereist war, wurde Opfer eines Taschendiebes. Doch dank einer Sammlung der irischen Fans der „You Boys in Green“ (YBIG) und mit geschenkten Ersatztickets konnten die Österreicher trotz allem das WM-Qualifikationsspiel IrlandÖsterreich besuchen. Und weil die Iren in kurzer Zeit viel gespendet hatten, ging der Großteil der eingenommenen Summe an eine Kinderwohltätigkeitsorganisation.

Beliebter Boss

John Delaney, Chef der Football Association of Ireland (FAI), ist beim Anhang äußerst beliebt. Als Irlands EM-Qualifikationsspiel in der Slowakei von Bratislava nach Zilina verlegt wurde, zahlte die FAI 800 Fans die Zugreise und ließ für 5000 Euro Alkohol verteilen. Delaney selbst feierte fröhlich mit und torkelte auch am Morgen nach der EM- Niederlage gegen Kroatien im Juni 2012 umringt von Sympathisanten über den Marktplatz von Sopot – um halb vier.

Er hatte für gut zwei Dutzend Iren die Getränkerechnung übernommen, zum Dank hoben ihn die Fans in die Höhe und zogen ihm die Schuhe aus. Einer trank sogar Bier aus Delaneys maßgeschneiderten Latschen. „Es fällt mir manchmal schwer, das zu verstehen, aber das ist eben bei den Iren so“, sagte Teamchef Trapattoni.

Völlig Iren eben.

Kommentare