Die Rapid-Renaissance: Das Jahr von der Vaduz-Blamage bis Fiorentina

Ein Jahr nach der Vaduz-Blamage (re.) feiert Rapid gegen Fiorentina (li.)
Genau ein Jahr nach dem K.o. gegen Vaduz wird in Hütteldorf der Erfolg gegen Fiorentina genossen. Was sich seit der Implosion des Vereins intern und auf dem Rasen verändert hat.

Sieben Jahre hat es seit der Eröffnung des Allianz Stadions gedauert, ehe Rapid wieder eine magische Europacup-Nacht feiern durfte. Eine jener, wie sie noch gerne aus den Zeiten im Hanappi-Stadion erzählt werden.

„So eine Stimmung habe ich in diesem Stadion noch nie erlebt“, jubelt Zoran Barisic nach dem 1:0 gegen Fiorentina. Der Trainer setzte sich zwei Stunden nach Schlusspfiff noch einmal auf die Betreuerbank und lauschte der immer noch andauernden Party unter dem Block West.

„Mit den Fans sind wir eine Macht“, analysiert Routinier Thorsten Schick das Hinspiel.

Hoffnung für Florenz

„Es war atemberaubend, aber wir sind erst bei der Hälfte“, sagt Leo Querfeld, einer der fünf Eigenbauspieler in der Startelf mit elf Österreichern.

Der 19-Jährige denkt bereits an das „Wunder von Florenz“ und den nun möglichen Aufstieg in die Gruppenphase.

Aber selbst wenn die Conference League verpasst werden sollte – so innig wie Spieler und Fans gemeinsam den Kraftakt gefeiert haben, würden auch kommende Rückschläge mit weniger Hysterie als in Hütteldorf üblich hingenommen werden.

Alles anders

Nicht nur auf dem Rasen und bei der Stimmung, sondern auch intern hat sich vieles verändert, seit der Verein vor genau einem Jahr regelrecht implodiert ist.

Rückblick: Am 25. August 2022 lieferte Rapid mit dem 0:1 gegen Vaduz eine der größten Blamagen der Vereinsgeschichte. Bei einer nächtlichen „Aussprache“ machten Vertreter der organisierten Fanszene und Mitglieder der Vereinsspitze klar, dass sie bei der im Herbst anstehenden Hauptversammlung gegen eine weitere dreijährige Amtszeit des Präsidiums stimmen würden.

Die Machthaber hatten im Mitgliederverein ihre Mehrheit verloren und kündigten so wie Geschäftsführer Christoph Peschek am 26. August ihren Rückzug an. Am 27. August verkündete Steffen Hofmann im KURIER, dass er sich mit einer eigenen Liste der Wahl stellen wird.

Bei der Suche nach einem Präsidentschaftskandidaten fand Hofmann für das Ehrenamt Alexander Wrabetz. Seit der Wahl der neuen Spitze am 26. November ist vieles passiert, nicht alles wurde öffentlich verkündet, einiges wird sich aufgrund der strukturellen Änderungen erst später positiv auswirken.

Eine Ebene eingespart

Den massivsten Einschnitt gab es auf der zweiten Managementebene – sie wurde beinahe komplett eingespart. Von den sechs Direktoren wurden fünf verabschiedet. Lediglich der Mediendirektor ist noch im Amt, Peter Klinglmüller hat sich aber ohnehin stets lieber als „Pressesprecher“ bezeichnet.

Die WU-Rektorin und Organisationsexpertin Edeltraud Hanappi-Egger hat sich beim Start als Vizepräsidentin bereits über die Strukturen gewundert. Der neue Geschäftsführer Marcus Knipping setzte das Motto „schlanker und effizienter“ rasch um.

Rapid-PK zum neuen Geschäftsführer Marcus Knipping

Hofmann bezeichnete im Rapid-Magazin – trotz Volltreffern wie Seidl und Cvetkovic – den Deutschen als „wohl wichtigsten ‚Transfer‘ in diesem Sommer“.

Glücksfall Knipping

Im Präsidium fällte dieses Urteil über Knipping, der 30 Jahre lang in führender Position für Dortmund tätig war, zuerst Christian Podoschek. Der Jurist erklärt: „Knipping ist ein Glücksfall. Seine Kompetenz und seine Erfahrung sind riesig. Dazu hat er weder Freunde noch Feinde im Verein. Wir haben gesagt: ‚Leg los, du hast 100 Prozent Rückendeckung.‘ Und Knipping hat wirklich sofort jeden Stein umgedreht.“

Alles für den Sport

Was sich ebenfalls geändert hat, ist der Umgang mit Geld. „Das Ziel ist ein stärkerer Kader, nicht mehr die schönste Bilanz“, erklärt Wrabetz. Als wichtig gilt „nur“ noch die Garantie, dass bis Saisonende alle Gehälter bezahlt werden können – also die Liquidität nie gefährdet sein darf.

Sprichwörtlich jeder Euro, der dann noch dazu verdient wird, landet bei Sportdirektor Markus Katzer und seinem Team.

Kandidat Lochoshvili

Das Play-off gegen Fiorentina bringt rund eine Million netto. Dieses Geld wandert wie berichtet eins zu eins in den Kauf und das erste Jahresgehalt von Thierry Gale (Vertrag bis 2027). Der Flügelstürmer aus Barbados soll noch am Wochenende die Medizinchecks erledigen.

Wenn ein sportliches Unglück wie der Cvetkovic-Kreuzbandriss passiert, wird, um die Folgen zu lindern, auch ein Minus in der Bilanz riskiert.

Rapid verhandelt derzeit mit mehreren Ersatz-Kandidaten über eine Leihe. Laut KURIER-Informationen ist einer davon der Ex-WAC-Verteidiger Luka Lochoshvili.

Serie A - Lazio vs Cremonese

Rapid-Kandidat Lochoshvili (re.) gegen Lazio

Der 25-jährige Georgier wurde 2022 um 1,6 Millionen an Cremonese verkauft und ist bei den Italienern Stammspieler.

Ob der 1,92 m große Linksfuß ausgeliehen werden kann, ist aber noch offen.

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