Steffen Hofmann als Rapid-Präsident: "Wir basteln eine Liste"
Seit Donnerstagnacht geht es bei Rapid rund. Was vor dem peinlichen Europacup-Aus gegen Vaduz unter der Oberfläche waberte, ist nun sichtbar geworden. Es werden alte Rechnungen beglichen, es werden Gräben, die nach dem Wahlkampf 2019 nur scheinbar geglättet wurden, zu tiefen Schluchten, und es wird Vereinspolitik betrieben – in alle Richtungen.
Mittendrin steht Steffen Hofmann, der Rekordspieler und aktuelle Sportkoordinator. Die Vereinslegende will für den Herzensklub nach 20 Jahren in Hütteldorf „nur das Beste“.
Neue Liste
„Das Beste“ soll eine Präsidentschaftskandidatur sein. Das sehen zumindest die zahlreichen Unterstützer des 41-Jährigen so. Im KURIER-Gespräch am Samstag nimmt Steffen Hofmann erstmals zu seinen Plänen und Zielen Stellung. „Ja, wir basteln eine Liste“, sagt Hofmann.
"Vor langer Zeit gefragt"
Was bisher geschah?
Immer wieder stand das aktuelle Präsidium in der Kritik. Anders als 2019 ließ sich allerdings kein Konkurrent zu Martin Bruckner aufstellen. Am Ende der Bewerbungsfrist (15. August) blieb nur die Liste des aktuellen Präsidiums übrig. „Ich wurde vor langer Zeit von vielen Leuten aus dem Rapid-Umfeld gefragt, ob ich bereit wäre anzutreten“, erzählt Hofmann. „Ich habe überlegt, einige Gespräche geführt und auch mit mir gerungen.“
Laut „Krone“ ist der frühere Kapitän „der Wunschkandidat der einflussreichen Fan-Szene“. Kritiker, die auch im Verein zu finden sind, meinen, dass der „Block West“ die aktuelle Führung samt Manager Peschek weggedrängt hätte, mit Hofmann die Macht übernimmt und damit die Legende in der Hand hätte.
Hofmann widerspricht: „Es sind Fans auf mich zugekommen, aber auch viele Rapidler aus allen möglichen Bereichen. Alle sind einig, dass zu vie negative Energie da ist und viele Gräben existieren, die baldigst tatsächlich zugeschüttet werden müssen.“
Doch nicht beworben
Anfang August gab es eine beinahe fertige „Liste Hofmann“. Alte Bekannte wollten für den gebürtigen Deutschen interessierte Unterstützer als Netzwerker zusammenführen. „Wir haben uns dann aber nicht beworben. Es hat auch noch Gespräche gegeben, ob diese Unterstützer in ein verändertes Präsidium unter Martin Bruckner gehen würden.“
Doch es wird nicht zur Wiederwahl kommen. Bruckner und sein Team ziehen sich wie vom KURIER berichtet geordnet zurück.
Dem Wahlkomitee kommt die schwierige Aufgabe zu, eine – und im besten Fall wirklich nur eine – neue Liste zu finden.
Rapid-Sponsor Michael Tojner winkt als Präsidentschaftskandidat mit dem Hinweis auf drohende, unangenehme Prozesse ab – der Milliardär könnte aber Hofmann unterstützen. „Seit dem Donnerstag hat sich extrem viel geändert, sehr viele Leute sind auf mich zugekommen und bitten mich, für Rapid anzutreten“, sagt Hofmann.
Dem Familienvater ist es aber auch wichtig, zu betonen, „dass es um eine bessere Zukunft für Rapid geht. Ich muss wirklich nicht an der Spitze stehen. Vielleicht findet sich im Team eine passende Persönlichkeit, die auch als Nummer eins zur Verfügung steht. Ob ich Präsident werde, oder jemand anders, ist gar nicht so wichtig.“
Bezahlter Präsident?
Falls Hofmann zum Präsidenten gewählt wird, ist die Frage der Bezahlung zu klären. Bislang gab es mit Günter Kaltenbrunner nur einen bezahlten Präsidenten (von seinem Arbeitgeber und Hauptsponsor Bank Austria).
"Auch eine Chance"
Die Zeit drängt: Manager Christoph Peschek bereitet seinen Rückzug vor, das scheidende Präsidium wird "nach bestem Gewissen weiterarbeiten", sich aber hüten, noch allzu einschneidende Entscheidungen zu treffen.
Hofmann: „Es droht ein Vakuum. Diese unangenehme Situation ist aber auch eine Chance: Wir wollen offen und ehrlich den Verein wieder vereinen.“
Übrigens: Rapid spielt am Sonntag gegen Sturm, Trainer Ferdinand Feldhofer kämpft gegen die Grazer um seinen Job.
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