Chianti oder Rioja? Prohaska, Polster und das Europa-League-Finale

Es war einmal: Herbert Prohaska 1980 im Dress von Inter Mailand
Toni Polster und Herbert Prohaska sprechen über ihre Ex-Klubs FC Sevilla und Inter Mailand und diverse Schmankerl

Sie spielten einst für die jetzigen Finalisten der Europa League: Herbert Prohaska trug von 1980 bis 1982 das Trikot von Inter Mailand, Toni Polster ging von 1988 bis 1991 für den FC Sevilla auf Torejagd. Heute verfolgen Sie aus der Distanz das Geschehen.

KURIER: Chianti oder Rioja?
Herbert Prohaska:
Beides! Da ich mich beim Rioja nicht so auskenne, nehme ich den Chianti.
Toni Polster: Rioja, schließlich habe ich auch ein Jahr lang in Logroño gespielt, im Zentrum des Rioja-Gebietes.

Antipasti oder Tapas?
Prohaska: Das sind ja unfaire Fragen. Mir schmeckt beides. Aber Sie brauchen eine Entscheidung, oder?

Das wäre sehr entgegenkommend von Ihnen.
Prohaska: Ok, dann sage ich diesmal Tapas.
Polster: Tapas. Nein, in Wahrheit auch beides. Ich bin ja ein Feinspitz.

Dolce Vita oder Siesta?
Prohaska: Das mediterrane Leben ist generell fein.
Polster: Siesta. Es gibt kaum was Angenehmeres, als sich a Dreiviertelstund’ auszuruhen.

Warum sind Mailand und Sevilla Top-Städte?
Prohaska: Wir haben ja damals nicht direkt in Mailand gewohnt, sondern etwas außerhalb. Das Zentrum von Mailand ist sehr schön, ansonsten hat es eben den Charme einer Industriestadt.
Polster: Sevilla ist die heißeste Stadt Europas. 40 Grad sind keine Seltenheit. Für manche Leute ist das kaum auszuhalten. Aber ich bin ja ein Sonnenkind.

Was macht Inter Mailand und den FC Sevilla aus?
Prohaska: Ich glaube, die Mannschaft ist von Trainer Conte perfekt eingestellt. Sie verlassen sich auf die Klasse ihrer Stürmer, lassen aber in der Defensive wenig zu, wie man gegen Donezk gesehen hat. Es ist schwer, ihnen ein Tor zu schießen.
Polster: Sevilla hat heißblütige Fans. Und der Klub bringt es immer wieder z’samm, junge Südamerikaner zu entdecken, sehr gut auszubilden und dann teuer zu verkaufen.

Was würde der Titel für den Klub bedeuten?
Prohaska:
Nach dem Vizemeistertitel in Italien würde der Titel die Saison fast perfekt machen. Conte könnte dann den Druck erhöhen und Verstärkungen einfordern. Aber die entscheidende Personalie bei Inter ist Mannschaftsbetreuer Oriali, mein Freund, der mit Conte wieder zu Inter zurückgekehrt ist (lacht). In der Rangfolge kommt Oriali, dann Conte und erst danach der Präsident von Inter.
Polster: Die Europa League ist offensichtlich wie geschaffen für Sevilla. Ich traue ihnen den vierten Pokal zu. Ich würd’s auch dem Monchi vom Herzen gönnen. Der war zu meiner Zeit unser Ersatztorhüter und hat jetzt als Sportdirektor ein goldenes Händchen. Es wäre toll für ganz Andalusien, umso mehr, da Real und Barcelona in der Champions League ausgeschieden sind. Sevilla kann die Ehre des spanischen Fußballs retten.

Welcher Spieler macht bei Inter und Sevilla den Unterschied aus?
Prohaska: Romelu Lukaku. Wobei auch der zweite Stürmer, Lautaro Martínez, in Bestform agiert. Lukaku besticht durch seinen wuchtigen Körper, ist aber dennoch pfeilschnell. Wenn er einmal Fahrt aufnimmt, ist er fast nicht zu stoppen.
Polster: Éver Banega. Ein unfassbar guter Kicker. Der Argentinier ist schon zwölf Jahre bei Sevilla. Er wird Sevilla sehr fehlen, wenn er nach Saudi-Arabien geht.
 

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