Milliarden trotz Corona: Europas Fußball und der Transfer-Wahnsinn

Zwei Superstars als Schnäppchen: Ronaldo und Messi.
Corona bremste das Wettbieten der europäischen Top-Klubs nur kurz, die Schere geht immer weiter auseinander. Eine Transfer-Bilanz der letzten 30 Jahre.

Am vergangenen Dienstag ging wohl eine der spektakulärsten Transferphasen der letzten Jahre zu Ende. Trotz der Corona-Krise gab es so viele hochkarätige Wechsel wie vielleicht noch nie. Mit Lionel Messi (Paris Saint-Germain) und Cristiano Ronaldo (Manchester United) schlossen sich die beiden besten Spieler der letzten beiden Jahrzehnte fast zeitgleich einem neuen Klub an.

Und auch aus österreichischer Sicht gab es ein turbulentes Transfer-Fenster: Mit David Alaba, Marcel Sabitzer und Marko Arnautovic orientierten sich gleich drei Top-Stars des ÖFB-Teams neu.

Viele der Stars wechselten ablösefrei (darunter Messi und Alaba), mittels kostendrückenden Leihgeschäften oder verkauften sich unter ihrem taxierten Marktwert. Wurde 2019 international noch mit 5,8 Milliarden Dollar (rund 4,89 Mrd. Euro) an Transferentschädigungen ein absoluter Höhepunkt erreicht, sank dieser Wert im Vorjahr coronabedingt auf 4,02 Milliarden Dollar (3,39 Mrd. Euro). In diesem Sommer waren es schließlich rund 3,72 Milliarden Dollar (3,14 Mrd. Euro).

Die Ausgaben-Kurve zeigt also nach unten, der Transfersommer 2021 offenbarte aber dennoch die Auswüchse der von der Corona-Krise nur scheinbar gebeutelten Fußball-Elite. Denn während in der Breite gespart werden musste, gab es an der Spitze nur bedingt Zurückhaltung.

Baggio, Shearer und Neymar

Vor knapp 30 Jahren sah die Fußball-Welt noch ganz anders aus. Manchester City und PSG mussten noch ohne milliardenschwere Scheichs als Eigentümer auskommen, bei Manchester United und Chelsea waren die Familie Glazer bzw. Roman Abramowitsch ebenfalls noch nicht in der Verantwortung. Der teuerste Spieler auf dem Transfermarkt war damals ein gewisser Roberto Baggio.

Der Italiener wechselte in der Saison 1990/'91 um 12,9 Millionen Euro von Fiorentina zu Juventus Turin. Eine Summe, die heute fast lächerlich erscheint. Der erste Spieler, der die 20-Millionen-Marke durchbrach war schließlich England-Stürmer Alan Shearer. Er war Newcastle United 1996 21 Millionen wert. Es sollte erst der Anfang gewesen sein.

Ein Rekordtransfer folgt dem nächsten

Die Jahrtausendwende markierte dann ganz klar einen Wendepunkt im internationalen Fußball-Geschäft. Das Wettbieten auf dem Transfermarkt, das - auch begünstigt durch das Bosman-Urteil 1995 - Anfang der 2000er noch deutlich im Rahmen blieb, nahm in den letzten zehn, zwölf Jahren so richtig Fahrt auf. Von Superstar Cristiano Ronaldo, der 2009 um 94 Millionen Euro zu Real wechselte, bis hin zu Neymar, der Paris 2017 unfassbare 222 Millionen Euro wert war.

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