Nach zwei bitteren Jahren in der Qualifikationsgruppe spielt die Austria endlich wieder in der Meistergruppe mit. Und das, obwohl zu Saisonbeginn die Situation ungewisser nicht sein hätte können.
Nur Optimisten prophezeiten der Austria einen positiven Weg. Trainer Manfred Schmid hat an ihn geglaubt und somit großen Anteil am Erfolg.
KURIER:Verspüren Sie auch eine persönliche Erleichterung, die Meistergruppe erreicht zu haben?
Manfred Schmid: Erleichterung schon, Genugtuung aber nicht. Ich war immer überzeugt von dem, was ich mache, wusste auch, was auf uns zukommen würde. Wir wussten um die internen Schwierigkeiten im Verein. Es freut mich viel eher für die Mannschaft, die Fans, den Klub. Die Austria ist von einem Krisenklub zu einem Verein geworden, dem man gerne zuschaut.
Es ist wie ein kleines Veilchen, bei dem man aufpassen muss, dass niemand drauftritt. Zur Erinnerung: Nach vier Spielen haben uns als Tabellenletzter schon viele abgeschrieben. Wie die Mannschaft reagiert und sich ein Team gebildet hat, das macht Spaß und stolz.
Hat die Austria bisher in der Saison mehr erreicht als erwartet?
Dass wir vier Spiele im Frühjahr gewinnen, das ist mehr als zu erwarten war. Wichtig war, dass es sportlich ruhig blieb und nicht explodierte. Denn finanziell hatte der Klub ohnehin Probleme.
Sie haben vor Saisonbeginn gemeint, es könnten zwei bescheidene Jahre folgen. Waren das die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt?
Ich denke schon. Es war wichtig eine richtige Wahrnehmung in den Klub zu bringen, die Erwartungshaltung runterzuschrauben. Das war nicht um einem Misserfolg vorzubeugen, sondern war viel eher der Situation geschuldet.
Sport Talk mit Manfred Schmid
Warum wurde es bis dato eine gute Saison?
Wir sind ruhig geblieben, waren überzeugt von dem Weg und hatten Vertrauen zueinander. Die Fans haben uns getragen, das hat geholfen. Das Spiel gegen den LASK war der Knackpunkt. Wir waren Letzter und spielten dann eine überragende Partie. Ab da haben die Spieler so richtig daran geglaubt. Mittlerweile regelt sich die Mannschaft in der Kabine manche Dinge selbst. Es hat sich eine Hierarchie gefunden. Wir reden viel über die Jungen, aber es sind auch einige Routiniers wichtig wie Suttner, Grünwald, Pentz, Mühl.
Sie kennen Suttner oder Grünwald schon lange – welchen Stellenwert haben sie?
Solche Routiniers sind wie ein Lottosechser für einen Trainer. Das Gerüst einer Mannschaft ist wichtig, die Hierarchie, um gewisse Dinge innerhalb einer Mannschaft zu klären. Das funktioniert ganz gut. Zu Beginn wurde wenig gesprochen, jetzt haben wir eine gute Streitkultur, wo es im Training zur Sache geht, in der Kabine aber alles ausgeredet wird. Die Routiniers lehren die Jungen, was es bedeutet, ein Profi zu sein. Und sie gehen mit Leistungen voran.
War es ein großes Risiko so auf die Jugend zu setzen?
Es war nicht alternativlos. Aber wir haben uns zu dem Neubeginn entschlossen. Ich weiß, wie in der Akademie gearbeitet wird. Dass diese Spieler dann so einschlagen, ist eine andere Geschichte. Sie müssen die Chance bekommen, Erfahrung zu sammeln in der ersten Mannschaft, weil sie sich dann schnell anpassen oben.
Nach dem Erreichen der Meistergruppe, welche Ziele verfolgt die Austria?
Also wir haben jetzt sicher keinen bezahlten Urlaub. Gemeinsam mit der Mannschaft werden wir ein klares Ziel definieren. Es ist wunderbar, dass wir zehn Endspiele haben.
Vor allem zwei Derbys.
Das ist auf jeden Fall das Salz in der Suppe, noch dazu diesmal mit Zuschauern. Das ist für jeden Wiener etwas Besonderes. Aber alle zehn Spiele, die auf uns zukommen, sind wichtig.
Die Stadien sind wieder offen, zuletzt war in der Generali Arena eine Stimmung, wie man sie schon lange nicht erlebt hat.
Man hat das Gefühl, dass der Verein erwacht. So kenne ich ihn, so liebe ich ihn. Die Burschen spüren das, und viele von ihnen kennen das noch nicht. Die Fans gehen unseren Weg mit, das merkt man.
Wie sehr waren die wirtschaftlichen Probleme des Vereins eine Ablenkung?
Für mich selbst war es keine Ablenkung. Ich glaube, es ist uns ganz gut gelungen sich aufs Sportliche zu konzentrieren. Jetzt sind wir mal für einige Zeit in sicheren Gewässern.
Sie haben als Co-Trainer Köln und Dortmund erlebt. Wie erleben Sie die Austria nun als Cheftrainer?
Ich bin vor allem dankbar dafür, was ich alles erleben durfte. Es war eine schöne Zeit, aber sie ist nicht zu vergleichen. Ich will aber nicht den Spielern erzählen, was alles wie toll war, viel eher möchte ich ihnen mitteilen, was sie alles vielleicht erreichen können. Und wie schön das alles sein kann.
Sie sind erstmals Cheftrainer. Was ist anders als bisher?
Verändert hat sich, dass ich sehr viele Medientermine habe. Am Anfang war es Stress, weil es neu war. Mittlerweile macht es richtig Spaß. Ich bereue den Schritt überhaupt nicht.
Welcher aktuelle Spieler erinnert Sie an den Spieler Manfred Schmid?
Am ehesten wohl Matthias Braunöder. Auch ein wenig Manfred Fischer.
Der heute 51-Jährige absolvierte von 1990 bis 2002 insgesamt 224 Spiele für die Wiener Austria, wurde mit den Veilchen dreimal Meister, zweimal Cupsieger und dreimal Supercupsieger. Nicht weniger als siebenmal gewann er mit der Austria das Stadthallenturnier.
Der Trainer
Nach seiner Profikarriere arbeitete Schmid in der Frank-Stronach-Akademie der Wiener Austria. An der Seite von Peter Stöger wurde er als Co-Trainer 2013 mit der Austria Meister. Danach war er in Köln (2013–2017) und Dortmund (2018) tätig.
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