Austria Wien: Der Hintergrund der Polster-Schlacht
Als wäre die Derby-Woche nicht aufregend genug, so kehrt bei der Austria zusätzlich Unruhe ein. Verursacht von außen, ausgerechnet von einer violetten Legende. Toni Polster erwies den Veilchen einen Bärendienst mit einer Digital-Attacke gegen AG-Vorstand Markus Kraetschmer. Und das nach dem 5:0-Heimsieg über Hartberg, der Selbstvertrauen und Mut machen soll vor dem Derby am Sonntag (22.500 Karten sind schon verkauft). Der gebeutelten Austria bleibt wohl nichts erspart.
Die Attacke Toni Polster, Trainer von Wr. Viktoria, richtete via Instagram-Video Austrias Finanzchef Markus Kraetschmer eine deutliche Botschaft aus: „Lieber Markus Kraetschmer, was du mit unserer Austria in den letzten fünf, sechs Jahren gemacht hast, ist eine Frechheit. Wir haben keine Mannschaft, und wir haben kein Geld. Nachweislich warst du an jedem Transfer beteiligt, der schiefgegangen ist. Und das waren in den letzten Jahren 25 zirka. Bitte, Markus, zieh die Reißleine, oder Herr Hensel (Anm.: der Austria-Präsident), bitte greifen Sie ein. Das ist einer Austria vollkommen unwürdig.“
Kraetschmer verzichtete auf ein schnelles verbales Umschaltspiel und vermied einen Konter, um das Thema so flott wie möglich vom Tisch zu bekommen.
Der Hintergrund
Polster und Kraetschmer spielen schon seit geraumer Zeit keinen Doppelpass mehr. Das angespannte Verhältnis rührt noch aus der Zeit von Geldgeber Frank Stronach, als Polster 2004 als General Manager bestellt und 2005 wieder gefeuert wurde. Unmittelbar nach einem 3:1 über Rapid hatte Austria-Mäzen Frank Stronach erklärt, dass es zwischen ihm und Polster unterschiedliche Ansichten gebe. „Von einer fristlosen Entlassung kann keine Rede sein, ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen, gute Arbeit geleistet“, verteidigte sich Polster damals. Die Folgen waren eine Klage und ein unfassbares, von Stronach ausgesprochenes Stadionverbot für den Ex-Stürmer, das dann vom Gericht sogar aufgehoben wurde. Ihm wurde zudem eine sechsstellige Summe zugestanden.
Seit geraumer Zeit fühlt sich der Goalgetter von seiner Austria nicht mehr ausreichend wertgeschätzt, er zog sich immer wieder in den Schmollwinkel zurück und blieb diversen Austria-Events trotz zahlreicher Einladungen fern.
Das Trainingslager
Ein Auslöser von Polsters „Wut-Rede“ im Internet war der Umstand, dass sich die aktuell finanzmarode Austria kein Winter-Trainingslager in der Wärme der Ferne leisten möchte, wobei diese Möglichkeit noch immer nicht ganz ausgeschlossen ist.
Fakt ist, dass man die Infrastruktur quasi im Haus hat mit Plätzen samt Rasenheizung und einer Fußballhalle in der Akademie. Einzig die frostigen Temperaturen gelten nicht als beste Vorbereitung für ein heißes Frühjahr. Sportvorstand Peter Stöger begründet: „Wir sind das Budget durchgegangen und haben ganz einfach ein paar Sachen vorweg mal gecuttet und aus dem Budget herausgenommen. Da ist das Trainingslager beider Profimannschaften dabei. Das heißt nicht, dass wir nicht schauen, ob wir flexible Lösungen für ein Trainingslager finden können. Aber dass wir suchen und das bestmögliche Trainingslager um die teuerste Kohle nehmen, das spielt’s in dieser Saison auf jeden Fall nicht“, sagte Stöger im Interview auf Sky.
Die Weihnachtsfeier
Ebenfalls storniert wurde die gewöhnlich große Weihnachtsfeier, die bis dato entweder in einem Wiener Innenstadthotel oder im Wiener Rathaus begangen wurde. Aus violetten Gremien ist jedoch auch Unverständnis zu vernehmen, zumal die Austria mit dem noblen VIP-Klub in der Nordtribüne ohnehin eine ideale Location für die Feier hätte. Die soll nun in kleinem Rahmen auf der Südtribüne stattfinden.
Der Präsident
Die aktuelle Situation wäre auch eine Gelegenheit für klare Worte des obersten Austrianers. Präsident Frank Hensel zeigte unmittelbar nach seinem Amtsamtritt große Präsenz, vor allem in der Geschäftsstelle der Austria ging er nahezu täglich ein und aus. In den letzten Wochen hüllte er sich vornehmlich in Schweigen. Auch die Hoffnung, der ehemalige Chef von REWE International könne als Türöffner zu möglichen potenten Sponsoren fungieren, wurde bis dato nicht erfüllt.
Sportliche Hoffnung
Das 5:0 über Hartberg machte Mut, dennoch dämpft Sportvorstand Stöger jegliche Euphorie. Die Planung sei langfristig angelegt, ein ständiges Blicken auf Rang sechs, der für die Meistergruppe reicht, bringe nichts.
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