Peter Stöger beging am Sonntag im Kreise seiner Familie seinen 55. Geburtstag. So richtig zum Feiern zumute war ihm freilich nicht nach seiner Ankündigung, die Austria im Sommer wieder zu verlassen. Die Entscheidung fiel ihm schwer, brachte aber auch eine Erleichterung mit sich.
Eine Erleichterung, die auch die Austria gerne verspüren würde, die sich aber auch einen Monat nach der Präsentation des neuen strategischen Partners Insignia immer noch nicht eingestellt hat. Im Gegenteil, den Veilchen steht auf verschiedenen Ebenen noch eine Zitterpartie ins Haus.
Am Dienstag fällt zunächst die Entscheidung über die Lizenz, eine erstinstanzliche Erteilung ist zuletzt in weite Ferne gerückt. Das Finanzspiel wenden könnte noch die nötige Bankgarantie, die Insignia über einen Umweg in den arabischen Raum noch zusichern könnte. Wenn dies noch vor Dienstag gelingt, hätte der Investor immerhin sein erstes Versprechen – wenn auch verspätet – eingehalten. Mit der Erteilung der Lizenz steht und fällt jedenfalls das gesamte Austria-Gebäude.
Trainer von Insignia?
Gelangt man zu einem positiven Abschluss, darf man sich der nicht minder schwierigen Trainersuche widmen. Die Wiener müssen sich erneut sportlich neu aufstellen, vielleicht möchte der strategische Partner dabei ein Wörtchen mitreden.
Raum dafür wäre mit dem Loch, das Stöger hinterlässt. Gerhard Krisch beginnt seine Tätigkeit als AG-Vorstand am 1. Mai, sein Aufgabenbereich muss ebenso konkret definiert werden wie jener von Markus Kraetschmer, der die Details seines neuen Vertrages noch nicht verrät, da sie auch noch nicht geklärt sind.
Erst wenn diese Punkte alle abgearbeitet sind, kann man sich seriös auf die Zusammenstellung eines Kaders für die kommende Saison konzentrieren. Gut möglich, dass einige Spieler nach dem Abgang von Stöger auch eine andere Ausfahrt aus dem Verteilerkreis nehmen.
Derzeit ist nicht davon auszugehen, dass das Budget für die Kampfmannschaft höher ausfällt als noch in der laufenden Saison.
Ebenso wenig ist klar, ob die Präsidentschaft von Frank Hensel in die Verlängerung geht. Aufgrund der Corona-Krise musste die Generalversammlung auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben werden, da eine Wahl mit rund 300 Stimmberechtigten logistisch derzeit nicht möglich wäre. Hensel selbst arbeitete in den vergangenen Monaten eifrig an der Rettung der Wiener Austria, erlitt aber mit der Absage von Peter Stöger einen heftigen Rückschlag. Für ihn hatte er sich als Sportvorstand einst eingesetzt, ihn wollte er weiter an die Austria binden. Vergeblich.
Die Austria hat sich in den vergangenen Jahren in eine Situation manövriert, in der sie nun einem strategischen Partner und sich selbst völlig ausgeliefert ist. Nimmt das Spiel noch einen schlechteren Verlauf, dann steht den Violetten das wirkliche blaue Wunder womöglich erst noch bevor.
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