Ding Liren: Ein Schach-Weltmeister mit Herz und Hirn und Mut

Ding: „Ich habe 26 Jahre damit verbracht, zu spielen. Dieses Match spiegelt die Tiefe meiner Seele wider“
In der Verlängerung im Duell mit dem Russen Jan Nepomnjaschtschi gewann Ding den ersten Männer-Titel für China.

Als Jan Nepomnjaschtschi in der vierten Schnellschachpartie des WM-Tiebreaks klar wurde, dass er verlieren würde, sah man seine Finger zittern. Versehentlich warf er ein paar Figuren vom Tisch – und gab Momente später auf. Und was tat Ding Liren, der soeben Weltmeister geworden war? Er legte den Kopf in die linke Hand, atmete tief durch, zerdrückte ein paar Tränen und blieb noch eine knappe Minute lang still so sitzen.

Es ist ein ungewöhnlicher Weltmeister, der seit Sonntag die Schach-Welt regiert. Kein großmäuliges Genie, kein junger Wilder – sondern ein zurückhaltender Mann, der über seine Gefühle spricht – in einem Spiel, in dem man möglichst wenig Einblick ins eigene Innere geben möchte. Zu Beginn der WM gab er zu, dass er sich nicht gut konzentrieren könne: Der Druck mache ihm zu schaffen, aber auch seine während der Corona-Pandemie zerbrochene Beziehung. Es gehe ihm einfach nicht gut.

 

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