Ausschluss Russlands aus dem Weltsport "hat völlig neue Qualität"

Ausschluss Russlands aus dem Weltsport "hat völlig neue Qualität"
Warum die Sporthistorikerin Jutta Braun den umfassenden Sport-Boykott als "historisch" einschätzt, bei dessen Wirkung allerdings Grenzen sieht.

Politische Isolation, Wirtschaftssanktionen und der Ausschluss aus dem Weltsport. Moskau wird wegen seiner Aggression in der Ukraine zunehmend isoliert. Welchen Druck kann der Sport durch seine überraschend geschlossene Reaktion auf die Invasion auf die russische Regierung erzeugen? Der KURIER sprach mit der Historikerin Jutta Braun vom Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam, die sich seit Jahren mit Sportboykotten und deren Wirkung beschäftigt.

Inwiefern tut der Ausschluss aus dem Weltsport Wladimir Putin "weh"? Einerseits politisch, andererseits persönlich, weil er sich ja gerne als Sportfreund positioniert…

Man muss einfach sehen, dass die frühere Sowjetunion schon immer eine ganz große Sportmacht war. Olympische Nation Nummer eins. Russland hat diesen Ehrgeiz "geerbt". Putin ist ja auch privat mit einer ehemaligen Sportlerin zusammen. Auch, wenn das nicht unbedingt den Ausschlag geben muss. Aber alleine schon die massiven Doping-Verstrickungen, die ans Tageslicht kamen, zeigen ja, mit welcher Vehemenz gerade Russland hier auch versucht, immer an der Spitze zu bleiben. Und im Unterschied etwa zur DDR, wo die Dopingvergehen des kommunistischen Staatssports aufgearbeitet wurden, ist das ja in Russland nie passiert. Ich vermute, dass es einfach eine sehr, sehr große Kontinuität – nicht nur von Eliten, sondern auch von Mentalitäten – gegeben hat.

Kommentare