"Da stellt es mir heute noch die Gänsehaut auf"

HALL FOREHAND
Abenteuerliche Taxifahrten, "Cola-City" und planlose Busfahrer: Rollstuhltennisspieler Martin Legner erzählt von den Spielen.

"Da stellt es mir heute noch die Gänsehaut auf, wenn ich das Lied ,Barcelona‘ höre. Das bleibt in Erinnerung. Die Leute im Stadion waren begeistert, da ging ein Raunen durch die Menge." Martin Legner erinnert sich gern an seine ersten Paralympischen Spiele 1992 in Barcelona zurück. Seit damals sind fast 30 Jahre vergangen, und nicht nur Legner hat sich in dieser Zeit weiterentwickelt.

Die Paralympics wurden zum Mega-Spektakel. "2016 in Rio besuchten mehr Zuschauer die Paralympics als die Olympischen Spiele", sagt Legner. Viele Brasilianer konnten sich damals die Olympia-Tickets nicht leisten.

Zuschauerinteresse

An einem Tag besuchten in Brasilien 250.000 Fans die Bewerbe der Parathleten in den Sporthallen und Stadien.

Bei den diesjährigen Olympischen und Paralympischen Spielen sind keine Zuschauer zugelassen. Doch erst kürzlich gab die japanische Regierung bekannt, dass Schulkinder ausnahmsweise im Rahmen eines integrativen Erziehungsprogramms bei den paralympischen Wettkämpfen zuschauen dürfen. Damit wären auch dieses Mal mehr Menschen bei den Paralympics anwesend.

Mittendrin

Nicht zuschauen, sondern mitmachen wird in Tokio Martin Legner. Der Tiroler der Rollstuhltennisspieler fliegt zu seinen achten Paralympics, doch die Teilnahme ist für den 59-Jährigen keine Selbstverständlichkeit mehr. "Mich haben die Paralympics eigentlich bis Rio nie so tangiert, ich hab’ nie wirklich darauf hingearbeitet. Erst als ich mich bei der Qualifikation für Rio und London schwertat, habe ich kapiert, was das heißt, dabei sein und für eine Nation starten zu dürfen."

Niemand im aktuellen Team kann so viele Teilnahmen vorweisen wie Legner. Für den KURIER hat der Junggebliebene Athlet seine Highlights aus acht Spielen Revue passieren lassen.

Barcelona 1992

"Allein das Einmarschieren der Nationen bei der Eröffnungsfeier war ein Erlebnis. Wir mussten stundenlang warten. Dafür bekamen wir aber ein Lunchpaket, damit wir nicht verhungern und verdursten, bis wir endlich ins Stadion rein durften. Beim ersten Mal ist das halt ein Novum, das bleibt einem in Erinnerung, das passt schon, das gehört einfach dazu. Das Coole war, dass das olympische Dorf direkt am Meer war und man am Abend dort spazieren konnte. Damals wurde ich im Doppel nur Vierter und war so zornig darüber, dass ich mir am nächsten Morgen ein Taxi zum Flughafen nahm und abreiste. Allerdings vergaß ich, das meinem Team zu sagen. Die wussten nichts davon und waren ziemlich sauer auf mich. Den Ball, der da im Netz hängen blieb, den sehe ich heute noch ganz deutlich vor mir."

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