Vor den Paralympics in Tokio: Zwischen Quarantäne und Anreise

Vor den Paralympics in Tokio: Zwischen Quarantäne und Anreise
Während nach wie vor Olympia-Teilnehmer in Quarantäne sitzen, fliegt Österreichs Paralympics-Team am Freitag nach Japan.

Logan Martin kaufte sich vor der Abreise aus Japan noch ein Puzzle mit 1.500 Teilen. Der Australier, der mit dem BMX-Rad Gold gewonnen hatte, wusste, dass es daheim für ihn keine Extrawürste gibt. Der Olympiasieger sitzt in der staatlichen Quarantäne-Einrichtung von Howard Springs im Northern Territory die letzten Tage seiner Corona-Isolation ab. Gesellschaft leisten ihm dabei seine Goldmedaille und sein Smartphone, über das er ab und zu Bilder seines tristen Alltags postet. Oft ist das Puzzle darauf zu sehen.

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Ob Gold oder nicht Gold – Hunderte australische Sportler und Offizielle sitzen noch immer in der Quarantäne, bevor sie ihre Familien umarmen können. Manche sitzen in einem Hotel in ihrer Heimatstadt, andere, wie Martin, sind in der staatlichen Einrichtung in der Nähe von Darwin. Unter dem Hashtag #OlympicQuarantineDiaries posten sie dort Bilder vom täglichen Fiebermessen, von den Essenslieferungen. Diskuswerfer Matt Denny stellte ein frustrierendes Alltagsvideo auf Instagram. Das Nationale Olympische Komitee unterstützt die Athleten mit Morgen-Yoga, Rätselabenden und DJ-Sets – alles natürlich via Internet.

Ken Wallace hat drei olympische Medaillen im Kajak geholt und war Chef de Mission in Tokio. „Nach den letzten drei Spielen sind wir mit einem Charter heimgeflogen, und der Premierminister hat uns nach der Landung empfangen. Was wir jetzt haben, ist ein massiver Kontrast demgegenüber.“

Die Australier sind nicht die Einzigen in Quarantäne. Auch die Chinesen wurden nicht mit Fanfaren empfangen, sondern mit den Corona-Ängsten ihrer Regierung, sie mussten 21 Tage in Quarantäne. Neuseelands Regierung verlangt von ihren Spiele-Heimkehrern zwei Wochen Isolation.

4.400 Paralympiker

Die Athletinnen und Athleten waren in Tokio schon in einer Quasi-Quarantäne-Situation. Sie durften sich nur zwischen Unterkünften und Sportstätten bewegen, hatten strenge Hygiene-Auflagen im olympischen Dorf, tägliche Tests.

Das erwartet die rund 4.400 Athletinnen und Athleten auch bei den Paralympics von 24. August bis 5. September. Das Organisationskomitee gab am Donnerstag bekannt, dass es den ersten positiven Fall im Athletendorf gegeben hat. Die österreichische Delegation brach gestern auf.

Die japanische Hauptstadt befindet sich angesichts alarmierender Infektionszahlen weiter im Corona-Notstand. Die Paralympics werden daher wie zuvor schon die Olympischen Spiele ohne Zuschauer ausgetragen. Die Zahl der Neuinfektionen in Tokio hat sich seit Beginn der Olympischen Spiele nahezu verdreifacht. Am Mittwoch meldete die Stadtverwaltung 5.386 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, das ist der zweithöchste Stand seit dem Ausbruch der Pandemie.

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