U21-Team: Nacht-Ausflug mit Sachbeschädigung

Hat Erklärungsbedarf: Werner Gregoritsch
Erneut kam es im Team von Werner Gregoritsch zu einem Nacht-Ausflug. Für die ÖFB-Spitze ist die Angelegenheit erledigt.

Österreichs Unter-21-Nationalteam hat eine EM-Qualifikation hinter sich, die sich durchaus sehen lassen kann. Platz zwei in der Gruppe, geschlagen nur von Deutschland, ermöglichte dem Team den Play-off-Einzug. Und selbst in diesem präsentierte man sich gegen Spanien von seiner besten Seite.

Nach einem 1:1 in St. Pölten und einem torlosen Remis in Albacete schied man nur aufgrund der Auswärtstorregel gegen den Fußball-Giganten aus. Die große Trauer dürfte im Lager der Österreicher jedoch nicht ausgebrochen sein.

Laut News ist es im Anschluss an die Partie zu Disziplinlosigkeiten in Form eines nächtlichen Ausflugs und Sachbeschädigung im Teamhotel gekommen. Diese wurden dem ÖFB in Rechnung gestellt. Teamchef Werner Gregoritsch bestätigt gegenüber dem Magazin: "Die Spieler haben frei bekommen, waren bis zwei, drei Uhr früh weg und sind bei der Rückkehr an Fenstern, Bildern und Lampen angestoßen." Böswilligkeit sei das aber nicht gewesen.

Wie das eben so passiert: Ganz ehrlich, wer hat denn noch nicht nach einem geselligen Abend um drei Uhr in der Früh ein paar Lampen gestreift, hat sich kurz an einem Fenster angehalten oder hat im Vorbeigehen ein Bild von der Wand radiert? Eben. Kein Malheur, wenn die Teamkicker kein leuchtendes Beispiel abgaben.

Flüssig

ÖFB-Präsidiums-Mitglied Horst Lumper war als Delegationsleiter in Spanien dabei. Auf die Frage, ob Alkohol geflossen sei, sagt der Vorarlberger Verbandspräsident: "Dazu möchte ich nichts sagen. Da muss man unterscheiden, ob es vor oder nach einem Spiel passiert." Nach einem Spiel darf beim ÖFB also offenbar "angestoßen" werden. Und was können Spieler und Betreuer dafür, dass im spanischen Albacete an diesem Abend partout kein Himbeer-Kracherl aufzutreiben war. "Das entzieht sich meiner Kenntnis", versicherte Willi Ruttensteiner dem KURIER auf Nachfrage, ob Alkohol der beste Mitspieler des Abends war.

Dabei wurde das am Freitag bei der ÖFB-Präsidiums-Sitzung klar angesprochen und geklärt, bei der anschließenden Weihnachtsfeier war die ausgelassene spanische Fiesta ein offenes Geheimnis und das Dauerthema. Wieso ist der Sportdirektor der einzige, der dann davon nichts wusste?

Ausufernd

Josef Geisler, Präsident des Tiroler Fußball-Verbandes, ÖFB-Präsidiums-Mitglied und ebenfalls Sitzungs-Teilnehmer, wusste dagegen mehr und meinte Dienstag zum KURIER: "Dass es dort unter Anführungszeichen etwas gegeben hat, diese Tatsache gibt es. Inwieweit der Trainer mitverwickelt ist, ist mir nicht bekannt."

Sportdirektor Ruttensteiner bilanzierte nach der nüchternen Analyse: "Es ist bedauerlich, dass etwas vorgefallen ist, weil wir alle eine Vorbildfunktion haben. Wir haben das aber im Präsidium erschöpfend besprochen." Ruttensteiner erklärt weiter: "Es ist in Ordnung, wenn man sich am Ende eines Jahrganges und einer Qualifikation in geselliger Runde zusammensetzt. Das verbinde ich aber nicht automatisch mit Alkohol. Wenn etwas ausufert, dann wäre das aber nicht in Ordnung."

Ausgeufert soll es nach KURIER-Informationen aber bereits im September sein, als nach dem 1:0-Sieg in Finnland und dem 1:1 in Chimki auf dem russischen Flughafen vor der Rückreise in die Heimat Österreichs Fahne hochgehalten wurde.

Über die Zukunft von Gregoritsch, dessen Vertrag mit Jahresende ausläuft, wird laut ÖFB-Mediendirektor Wolfgang Gramann in den kommenden Wochen entschieden, bis auf weiteres ist das Thema im ÖFB erledigt. Bei dem einen oder anderen Landesfürsten genießt Gregoritsch jedenfalls ein gutes Ansehen. Spannung verspricht das kommende Jahr, wenn ÖFB-Präsident Leo Windtner die Wiederwahl anstrebt.

Der nächtliche Ausflug im spanischen Albacete war nicht die erste Entgleisung der Spieler von Werner Gregoritsch, der seit 2012 beim ÖFB im Amt ist. Bereits im Zuge der vorigen Qualifikation für die Europameisterschaft 2015 in der Tschechischen Republik machten die Mannen des ÖFB mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam.

Raphael Holzhauser, Marcel Ziegl und Robert Zulj flogen im September 2013 sogar aus dem Kader. Das Trio hatte nach der 2:6-Pleite gegen Spanien in Graz Damenbesuch auf dem Zimmer. "Werner Gregoritsch hat sich nach einem internen Vorfall zu dieser Maßnahme entschlossen. Die volle Konzentration gilt jetzt dem wichtigen EM-Qualifikationsspiel gegen Bosnien-Herzegowina", wurde ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner damals in einer Mitteilung zitiert. Für die Partie gegen die Bosnier wurden drei andere Spieler nachnominiert. Und während Ziegl und Zulj pardoniert wurden, berief Werner Gregoritsch Raphael Holzhauser nie mehr ein. "Es hat einen Vertrauensbruch gegeben, weil er mir als Kapitän am nächsten gestanden ist. Es war damals sicher keine intelligente Aktion", sagte Gregoritsch im Jahr 2014.

In diesem kam es auch zur nächsten Entgleisung, die viel schwerer wog, weil sie im Vorfeld einer außergewöhnlich wichtigen Partie passierte. Zwei Tage vor der vermeidbaren 1:3-Heimniederlage in Graz gegen Albanien machten gleich sechs Spieler die Nacht zum Tag.

Sextett

Es waren dies Daniel Offenbacher (damals Sturm, jetzt WAC), Christoph Martschinko (damals Grödig, jetzt Austria), Florian Neuhold (damals Altach, jetzt Austria Klagenfurt), Thomas Murg (damals Austria, jetzt Rapid), Kevin Friesenbichler (damals Bayern Amateure, jetzt Austria) und Torhüter Andreas Leitner (Admira).

Vier der sechs Nachtfalken kamen weniger als 48 Stunden nach ihrem Ausflug auch zum Einsatz, drei sogar von Beginn an. Das Sextett, allesamt Steirer, büchste damals im März 2014 vom Teamhotel in Graz ins nahe gelegene Gleisdorf aus. Dort lockte die Disco "Rossini" mit dem "Special Signorita Monday: Tanzen und Flirten über den Dächern von Gleisdorf – der perfekte Start in die Woche".

Weil am Tag danach "nur" eine Videoanalyse auf dem Programm stand, fiel die steirische Sauftour erst nach dem 1:3 gegen die Albaner auf. "Zufällig, durch einen Fan-Eintrag in einem Sturm-Forum", wie Gregoritsch erklärte.

Der Teamchef hatte damals alle sechs Spieler aus seinem Kader suspendiert. Murg, Leitner und Friesenbichler waren zuletzt aber wieder dabei.

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