„Mit Bezahlungs-Tool Paroli bieten“

Christian Renk
Interview mit Christian Renk von der SOFORT Austria GmbH zu Entwicklungen im Online-Handel

E-Payment ist zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren im Internetgeschäft geworden. Deshalb ist es wichtig, dass europäische Zahlungsmittelanbieter entstehen, um nicht von den amerikanischen Anbietern abhängig zu werden. Wie E-Commerce-Unternehmen in Europa konkurrenzfähig bleiben und sich behaupten können, verriet Christian Renk, Geschäftsführer der SOFORT Austria GmbH und Anbieter eines europäischen Zahlungsmittels, im KURIER-Gespräch.

KURIER: Wie schätzen Sie den Boom im E-Commerce ein?
Christian Renk:
Der Online-Markt wächst seit Jahren jährlich um 20-30 %. Inzwischen haben alle relevanten Player erkannt, dass sie international wachsen müssen und nicht nur am Heimmarkt aktiv sein können.

Verdrängt der Online-Handel den stationären Handel?
Die Frage ist nicht entweder oder, sondern sowohl als auch. Viele Händler haben sich daher zum Multichannel-Anbieter entwickelt. Nur wer alle Vertriebskanäle national und international gut abdeckt, wird langfristig erfolgreich sein.

Was heißt das für die Zukunft?
In Zukunft geht es um die intelligente Verknüpfung von Online mit Offline – derjenige Anbieter, der dies international schafft, wird sich durchsetzen. Nicht jener mit den größten Verkaufsflächen wird am meisten Erfolg haben, sondern der in beiden Welten dem Kunden ein Einkaufserlebnis anbieten kann.

Wie gut ist Europa im E-Commerce unterwegs? Welche Bedeutung hat Österreich?
Mit über 300 Mrd. Euro hat der europäische E-Commerce-Markt weltweit die Nase vorn, vor den USA (280 Mrd. Euro) und Asien (218 Mrd. Euro). Die Big Player Europas sind Großbritannien, Deutschland und Frankreich. Rund 70 % des gesamteuropäischen Umsatzes gehen auf ihr Konto. In Österreich werden knapp 4 Mrd. Euro pro Jahr umgesetzt.

Und doch geben bei Zahlungsmitteln andere den Ton an...
Ja, das stimmt. Marktführer in Europa sind amerikanische Player mit Bezahlverfahren wie Kreditkarten, allen voran Mastercard und Visa, aber auch PayPal. Ziel muss es sein, als Payment-Anbieter im Wettbewerb bestehen zu können und einen einfachen und sicheren Zahlungsprozess zu gewährleisten. Mit der SOFORT Überweisung sind wir hier auf dem richtigen Weg. Das erkennen momentan auch die Banken, weil mit unserer Bezahlvariante die Kunden bei jeder Zahlung das Bankkonto verwenden. Das stärkt die Kundenbeziehung zur Bank.

Was kann die EU hier tun?
Mit PSD 2, der Zahlungsverkehrsrichtlinie, schafft die EU die Basis für Internet-Zahlverfahren und hat damit die Wichtigkeit für den europäischen E-Commerce-Markt erkannt. Ziel ist es, den Wettbewerb zu erhöhen, die Kosten für den Verbraucher zu senken, den europäischen Händlern ein günstiges und sicheres Payment-System anzubieten und den dominierenden amerikanischen Anbietern dadurch Paroli zu bieten.

Welche Rolle spielen Sie dabei?
Der Endkunde kann mit unserem Bezahlverfahren sicher und einfach bezahlen, dabei sind wir völlig bankenunabhängig. Der Käufer kann ohne weitere Daten eine Transaktion mit seinem Online-Banking abwickeln und braucht dafür keinen weiteren Account anzulegen. Für eine erfolgreiche Abwicklung sind keine weiteren Daten notwendig.

In welchem Bereich wird Ihre Bezahlvariante verwendet?
Als eines der wenigen Zahlverfahren werden wir in allen Brachen erfolgreich eingesetzt – egal ob es sich um Ticketing, Elektronikhändler oder Modehandel handelt. Seit 2005 sind wir am Markt und haben 25.000 E-Commerce-Händler unter Vertrag, allein 3.000 in Österreich. Ein wesentlicher Vorteil von SOFORT Überweisung ist, dass Händler bereits mit diesem Bezahlverfahren in elf Ländern tätig sein können. Gerade im Tourismusbereich ist das entscheidend, denn es ist ein Muss, internationalen Kunden ein bekanntes Zahlungsmittel anzubieten. In Deutschland und in Österreich sind wir in unserem Bereich bereits Marktführer.

Inwieweit hilft Ihnen die Kooperation mit der Raiffeisenbankengruppe?
Es handelt es sich um eine wichtige strategische Kooperation. Gerade die Raiffeisenbanken mit ihrer hohen Endkundenabdeckung sind für uns ein idealer Kooperationspartner. Hier entsteht eine klassische Win-Win-Situation für beide Seiten. Über SOFORT Überweisung können die Endkunden der Raiffeisenbanken direkt und einfach einkaufen, es ist daher nicht notwendig, in e-Wallets außerhalb des Bankensystems abzuwandern. Und auch für den Business-Kunden bieten wir ein lukratives Zahlverfahren an. Diese Kooperation mit der Raiffeisenbank ist für die SOFORT AG als Leuchtturm-Projekt zu sehen und ein wichtiges Signal für den gesamteuropäischen Markt.

Weitere Infos: www.sofort.com

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