Was vom Wahlkampf in Erinnerung bleibt
Ein Bundespräsident, der zur Wiederwahl antritt und sechs Herausforderer. Eine so große Zahl an Herausforderern hat es in der Zweiten Republik noch nicht gegeben. Das ist aber nur eine der Besonderheiten, die von diesem Wahlkampf in Erinnerung bleiben. Hier fünf Punkte, die den Weg zur heutigen Wahl ausgemacht haben.
1. Sieben Kandidaten, aber keine Frau
Neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen schafften diesmal gleich sechs Herausforderer die notwendigen 6.000 Unterschriften, um auf dem Wahlzettel zu stehen. Walter Rosenkranz von der FPÖ, Tassilo Wallentin, Gerald Grosz, Michael Brunner, Dominik Wlazny und Heinrich Staudinger. Was diesmal negativ aufgefallen ist: Unter den vielen Kandidaten befindet sich keine Frau. Das war zuletzt 1980 der Fall, als Rudolf Kirchschläger zur Wiederwahl gegen Wilfried Gredler und Norbert Burger antrat. Sechs Jahre später kandidierte Freda Meissner-Blau (Grüne), 2016 trat Irmgard Griss an. Sie verpasste nur knapp die Stichwahl.
2. ÖVP und SPÖ ohne Kandidaten
Erstmals hat keine der ehemals großen Parteien eine Kandidatin oder einen Kandidaten gestellt. Es gab von den beiden Parteien auch keine direkte Wahlempfehlung für Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Vor sechs Jahren stellten sich noch Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) der Wahl. Keiner der beiden schaffte es allerdings in die Stichwahl. Im Jahr 2010 hatte die ÖVP bei der Wiederwahl von Heinz Fischer (SPÖ) auf einen eigenen Kandidaten verzichtet.
3. Niedrige Wahlbudgets
Kaum jemals zuvor wurde – gemessen an der hohen Zahl an Kandidaten – so wenig Geld ausgegeben. Groß unterstützt wurden nur Bundespräsident Alexander Van der Bellen und sein FPÖ-Herausforderer Walter Rosenkranz. Sie sind die Einzigen, die bundesweit auf Wahlplakaten beworben worden sind. Das Team von Alexander Van der Bellen beziffert das Wahlbudget mit 2,15 Millionen Euro, die FPÖ hat 3 Millionen Euro angegeben. Michael Brunner von der MFG konnte auf rund 100.000 Euro zurückgreifen, Tassilo Wallentin auf 150.000 Euro. Die restlichen Kandidaten haben bisher noch keine konkreten Angaben gemacht.
4. Schräge Wahlkampfauftritte der Kandidaten
Einen wirklich klassischen Wahlkampf hat nur Walter Rosenkranz geführt. Mit einem traditionellen Auftakt im Bierzelt auf der Welser Messe, mit Plakaten und mit einer Abschlussveranstaltung in Wien. Das Team von Alexander Van der Bellen versuchte trotz der Würde des Amtes, neue Wege zu gehen. Neben den klassischen Plakaten gab es schräge Auftritte auf TikTok (inklusive Selbstgespräche) oder Fotos im Fußballdress der österreichischen Nationalmannschaft. Beliebt waren auch Wanderungen, ob in seiner Heimat, dem Kaunertal, mit Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner im Wildnisgebiet Dürrenstein oder mit Bürgermeister Michael Ludwig in den Wiener Weingärten. Die restlichen Kandidaten verlegten ihren Wahlkampf neben ihren Auftritten in den Bundesländern in die Sozialen Netzwerke. Und setzten auf die vielen Interviews der verschiedenen Fernsehsender. In den Umfragen hat ihnen das nicht geholfen.
5. Debatte über Sinnhaftigkeit der Volkswahl
Dass ÖVP und SPÖ keine Kandidaten gestellt haben und so mancher Auftritt eines Herausforderers von Alexander Van der Bellen eher schräg geraten war, ließ wieder die Debatte aufkommen, ob es nicht sinnvoll wäre, künftig den Bundespräsidenten wieder von der Bundesversammlung (Nationalrat und Bundesrat) statt vom Volk wählen zu lassen. Bis 1929 war das ja der Fall gewesen. In Deutschland wird der Bundespräsident bis heute so gewählt. In Österreich wurde aber die Idee sofort wieder verworfen.
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