Lediglich das russische Öl- und Flüssiggas, das bereits jetzt über Schiffe vom Ostseehafen St. Petersburg nach Europa geliefert wird, kann kurzfristig in andere Regionen der Welt umgeleitet werden. Das ist aber nur ein kleiner Teil der russischen Exporte. Wie stark würden bei einem Embargo die Preise steigen?
Das sei schwierig zu beziffern, aber deutlich höher als nach dem Kriegsbeginn, sagt Baumgartner. "Und die Preissteigerungen bei Rohöl wird sich mit wenigen Tagen Verzögerung an unseren Zapfsäulen niederschlagen." Mittelfristig könnten wiederum andere Ölförderländer wie Saudi-Arabien und die USA ihre Produktion erhöhen und den Effekt eines Russland-Embargos bei Öl abfedern.
Beim Erdgas würden die Haushalte Preissteigerungen im europäischen Großhandel erst mit einiger Verzögerung bei ihren Tarifen merken. "Das würde wohl erst im nächsten Jahr voll durchschlagen", sagt Baumgartner. Sollten die Öl- und vor allem die Gaslieferungen von Russland nach Europa tatsächlich ausbleiben, droht eine zweistellige Inflationsrate und eine Rezession, sagt Baumgartner.
Kurz- bis mittelfristig sei es für die österreichische Wirtschaft schwierig, russisches Gas durch andere Quellen zu ersetzen. Österreich wäre in dieser Situation auf die Unterstützung der anderen EU-Länder angewiesen, um zum Beispiel Flüssiggas aus den USA über Italien, Belgien oder Polen beziehen zu können.
Übrigens lösten bereits die öffentliche Diskussionen über ein Öl- oder Gas-Embargo durch die EU Anfang März deutliche Schwankungen bei den Rohöl- und Großhandelsgaspreisen aus. Auf die Treibstoffpreise hat sich das unmittelbar ausgewirkt. Angesichts der anhaltenden Spritpreis-Debatte hat Finanzminister Magnus Brunner jüngst die Senkung der Mineralölsteuer ins Treffen geführt. Bei Diesel wäre eine Reduktion von acht Cent möglich, bei Benzin von 15 Cent, eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Sprit sei wegen des EU-Rechts nicht möglich.
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