- Wolf: Ein innerkoalitionäres Dauer-Streitthema ist auch der Schutzstatus des Wolfes. Während zuletzt Totschnig und die Länder auf Initiative des nö. LH-Stellvertreters Stephan Pernkopf (ÖVP) auf dessen Senkung pochten, weil die Tiere Schafe und Rinder reißen würden, bleibt Gewessler auf der Bremse. Schon jetzt gebe es laut EU-Regeln die Möglichkeit zur Entnahme einzelner Tiere als Ultima Ratio. Zudem gebe es noch Potenzial bei der Förderung von Herdenschutzmaßnahmen, antwortete Gewessler im Februar auf die Länder-Initiative.
Tatsächlich seien die aktuellen Differenzen zum Teil auf die bevorstehenden Wahlen zurückzuführen, so die grüne Agrarsprecherin Olga Voglauer. So habe sich die ÖVP im EU-Wahlkampf entschieden, ein Zurückfahren des Green Deal zu fordern.
Sie ortet zusätzlich aber tiefergehende Diskrepanzen: Die gesellschaftlichen Ansprüche in Hinblick auf Lebensmittelqualität und Tierwohl würden steigen, ist Voglauer überzeugt. Umso wichtiger sei Transparenz, etwa in Form einer Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie. „Doch mit Transparenz tut sich die ÖVP schwer.“
„Die Landwirtschaft ist an einen Punkt angekommen, wo wir uns völlig neue Förderkriterien überlegen müssen. Da fehlt der ÖVP offenbar noch der Mut“, sagt die grüne Abgeordnete. „Stattdessen wettert man lieber gegen die vermeintliche Bürokratie, die aus Brüssel kommt.“
Bauernbund ortet grünen Schlingerkurs
Auch Bauernbund-Präsident und ÖVP-Agrarsprecher Georg Strasser ortet in den jüngsten Differenzen nicht nur Wahlkampf-Geplänkel. Er wirft den Grünen einen Schlingerkurs beim Tierschutz vor.
So habe man das vor zwei Jahren beschlossene Paket mit Übergangsfristen beim Vollspaltenboden-Verbot bis 2040 noch bejubelt, im Vorjahr habe Rauch dann aber die hohen Lebensmittelpreise kritisiert. Jetzt fordere er Maßnahmen in der Schweinehaltung, die zu hohen Preisen führen würden. „Die Grünen reden nur über den Tierschutz, wir auch über die wirtschaftliche Situation der Bauern.“
Gleichzeitig kalmiert Strasser: „Wir sind in keiner Krise, sondern im Arbeitsmodus.“ Zumindest bei den Vollspaltenböden ließe sich noch eine Einigung erzielen, „wenn die Grünen zur Vernunft zurückkehren“.
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