Sebastian Kurz: "Wir müssen Mut haben und Erdoğan die Stirn bieten"

Sebastian Kurz: "Wir müssen Mut haben und Erdoğan die Stirn bieten"
Jahrestag der Flüchtlingskrise: Was Kanzler Sebastian Kurz von den Grünen unterscheidet und was er sich von der EU wünscht.

KURIER: Vor genau fünf Jahren begann die große Flüchtlingswelle nach Europa. Worauf müssen wir uns jetzt vorbereiten? Wird es eine so große Bewegung noch einmal geben?

Sebastian Kurz: Viele Fragen sind noch immer nicht nachhaltig gelöst. Aber die Politik hat sich seither auf europäischer Ebene Gott sei Dank um 180 Grad geändert. Seit 2015 wurden in Österreich fast 200.000 Asylanträge gestellt, 118.000 Menschen wurde Schutz gewährt. Europa wurde überrannt. Profitiert haben vor allem die Schlepper. Ich habe das schon damals scharf kritisiert. Diese Position wurde zunächst aber als rechts oder sogar rechtsradikal abgetan, von den Medien wurde ich dafür niedergemacht.

Als Integrationsstaatssekretär hatten Sie ursprünglich eine mildere Linie. Haben Sie nicht auch bewusst taktisch das Feld der FPÖ besetzt? Immerhin ist die ÖVP seither so stark wie nie.

Nein, überhaupt nicht. Das ist zutiefst meine Überzeugung, und diese war ja am Anfang auch unpopulär. Die Masse war für Willkommenskultur. Meine Linie in der Integration hat sich hingegen nicht verändert: Wer hier legal lebt, muss bestmöglich integriert und unterstützt werden. Aber der Erfolg der Integration hängt auch von der Zahl der zu Integrierenden ab. Daher kann man nicht unbeschränkt Menschen aufnehmen. Wir und nicht die Schlepper müssen entscheiden, wer zu uns kommt. Integration funktioniert aus meiner Sicht durch Leistung.

Ihr Koalitionspartner hat eine andere Meinung und will aus humanitären Gründen 100 unbegleitete, minderjährige Jugendliche aus griechischen Lagern aufnehmen. Kann man sich darauf nicht einigen? Was spricht dagegen?

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