Die Deadline für aktive Kandidaten endet heute, Freitag. Insofern bleibt es bis in die Abendstunden spannend, ob sich abgesehen von Pamela Rendi-Wagner, Herausforderer Hans Peter Doskozil, Bürgermeister Andreas Babler und einigen, der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten Genossen, noch ein "größerer" Namen in die Schlacht wirft.
Loyalität
Die Chancen dafür standen nicht einmal schlecht. Freitagmittag machte in Wien das Gerücht die Runde, die Wiener Stadtpartei wolle noch jemanden mit Gewicht ins Rennen schicken - quasi als Kompromiss bzw. Alternative zum Zweikampf Rendi-Wagner gegen Doskozil. Dagegen spricht, dass sich Wiens Bürgermeister Michael Ludwig nicht von Rendi-Wagner abgewandt hat; und schon am Donnerstag hat Ludwigs Vorgänger Michael Häupl laut ausgesprochen, was in der nicht uneinflussreichen Liesinger SPÖ die Sprachregelung ist, nämlich: Pamela Rendi-Wagner ist gewählte Chefin. Oder, wie Häupl es sagte: "Frau Rendi-Wagner ist gewählte Vorsitzende, es ist weder neu noch originell, dass ich sie unterstütze. Warum sollte ich ihr die Loyalität verweigern?"
Unklar ist auch, wie es nach der Mitgliederbefragung weitergeht. Babler sprach sich am Freitag bei einem Medientermin mit Ex-Neos-Mandatar Sepp Schellhorn für eine Stichwahl unter den Mitgliedern aus - sollte niemand in der ersten Rund mehr als 50 Prozent erreichen. Er fügte hinzu: "Ich täte gerne den ersten Wahlgang gewinnen ohne Stichwahl."
Abgesehen von den formalen Fragen wie "Wer kandidiert?", "Wer stimmt ab" und "Wie wird das alles organisiert?" muss die Partei auch praktisch-wirtschaftliche Überlegungen anstellen.
Angeschlagene Finanzen
Die Bundes-SPÖ gilt, wie auch die ÖVP, als hochverschuldet. 2019 lag der Schuldenstand bei rund 15 Millionen Euro, weshalb die SPÖ damals gegen Jahresende ein Viertel ihrer Mitarbeiter kündigte. Trotz einer humanen Monatsmiete von 11.982,18 Euro gab die SPÖ im Vorjahr bekannt, aus der legendären Parteizentrale in der Wiener Löwelstraße auszuziehen – um sich die Kosten der Renovierung zu sparen.
Eine Kostenabschätzung zur Mitgliederbefragung und zum Sonderparteitag gibt es noch nicht. SPÖ-Vertreter monieren aber bereits, dass die Partei nach dem Procedere finanziell noch geschwächter in die kommende Nationalratswahl gehen werde. Auch das neue Parteienfinanzierungsgesetz, das die Zusammenarbeit mit parteinahen Vereinen erschwert hat, habe die SPÖ-Finanzen sowie Organisationsleben in der Partei zusätzlich "durcheinander gebracht", heißt es.
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