Plakolm: Psychologische Chat-Hilfe für Jugendliche "gehört ausgebaut"
Zum Schulstart inmitten der Omikron-Welle hat der KURIER der neuen Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm einen schriftlichen Fragenkatalog geschickt. Thema: Was kann aus politischer Sicht getan werden, um Jugendlichen kurz- und mittelfristig zu helfen? Die Fragen und Antworten:
Jugend-Politik soll in diesem Jahr ein Regierungsschwerpunkt werden. Welche konkreten Projekte planen Sie und was könnte schon bald umgesetzt werden?
Claudia Plakolm: Mir ist es sehr wichtig, dass junge Menschen in Österreich sich durch Fleiß und harte Arbeit etwas aufbauen können. Da gibt es im Regierungsprogramm einige Punkte, zum Beispiel das Bestellerprinzip bei Maklergebühren, die wir rasch umsetzen müssen. Das wichtigste Thema bei den Jungen ist das Thema Klima und Nachhaltigkeit. Dieses Thema müssen wir aus meiner Sicht positiv angehen, mit Innovation dagegenhalten. Der Kampf gegen den Klimawandel muss ein Wettkampf um die besten Ideen werden.
Studien zeigen, dass depressive Symptome bei Kindern und Jugendlichen in der Pandemie in die Höhe geschossen sind. Wie könnte man gegensteuern?
Es ist jedenfalls wichtig, dass wir die Schulen solange wie irgendwie vertretbar offen halten. Gerade für junge Menschen sind soziale Kontakte mit den Gleichaltrigen lebensnotwendig. Ab einem gewissen Alter will man einfach nicht mehr alles mit den Eltern besprechen, da braucht man Leute in seinem Alter um sich, um seine Sorgen loszuwerden.
Sie haben im KURIER-Interview Mitte Dezember gesagt, dass "niederschwellige Maßnahmen" sinnvoll wären, etwa psychologische Hilfe per Chat. Gibt es für diese oder ähnliche Vorschläge zur psychologischen Unterstützung bereits einen Umsetzungsplan?
Der Notruf für junge Menschen, 147-"Rat auf Draht", hat hier bereits ein großartiges Angebot, das gerade auch in den letzten Monaten super angenommen worden ist. Genau solche niederschwelligen Angebote meine ich, das gehört ausgebaut. Jugendliche chatten viel lieber, als zu telefonieren, danach müssen wir uns richten.
Durch Distance Learning an Uni und Schulen sind auch die Bildschirmzeiten und parallel dazu die Internetsucht unter jungen Menschen gestiegen. Welche Maßnahmen kann die Politik treffen, um Jugendliche nach der Pandemie zurück "ins analoge Leben" zu holen?
Wenn die Pandemie eines gezeigt hat, dann dass man nicht alles in den virtuellen Raum verlagern kann und junge Menschen sich genauso nach zwischenmenschlichen Kontakten sehnen, wie alle anderen Bevölkerungsgruppen auch. Das zeigt alleine die Debatte um die Rückkehr ins Klassenzimmer. Ich bin also sehr zuversichtlich, dass sich die Mehrheit der jungen Menschen wieder auf dem Rasen, in der Musikprobe oder einfach bei Freunden einfinden wird. Und Internetsucht ist aus meiner Sicht wie jede andere Sucht leichter präventiv zu behandeln, das heißt hier müssen wir jedenfalls besser werden.
Gibt es von politischer Seite Ideen, wie man Jugendliche zum Beispiel für einen Maturaball, der wegen der Pandemie nicht stattfinden könnte, entschädigen könnte?
Dazu kann ich nur sagen: Nehmt’s euch auf jeden Fall die Auszeit und holt eure Lehrabschlussfeier, euer Abrüsten oder euren Maturaball nach. Das sind so einschneidende Erlebnisse im Leben eines jungen Menschen, die kommen nie wieder. Meilensteine muss man feiern!
Was denken Sie, muss die Politik Kindern und Jugendlichen jetzt anbieten, damit Sie trotz chronischem Krisenmodus mit Hoffnung in die Zukunft blicken können?
Das sollten und werden wir junge Menschen selbst fragen: Es wird nach fünf Jahren dieses Jahr endlich wieder einen Bericht zur Lage der Jugend geben. Diesen Bericht gibt es seit 1988 in jeder Legislaturperiode und ich möchte gemeinsam mit der Statistik Austria hier einen positiven Blick auf die Zukunftsperspektiven junger Menschen werfen, um gute Rahmenbedingungen setzen zu können.
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