Mit 22 Jahren zog Claudia Plakolm 2017 als jüngste Abgeordnete in den Nationalrat ein. Nun machte Kanzler Karl Nehammer die Chefin der Jungen ÖVP (JVP) zur Staatssekretärin für Jugend.
KURIER: Frau Staatssekretärin, Sie waren für viele eine Überraschung im neuen Regierungsteam. Warum braucht es ein Staatssekretariat für Jugend?
Claudia Plakolm: Ich möchte die Tempomacherin für junge Politik in Österreich sein. Es gibt hier viele Herausforderungen. Junge Menschen haben durch die Corona-Pandemie in den letzten zwei Jahren auf unglaublich viel verzichten müssen. Da nehmen auch die psychischen Belastungen enorm zu. Ich möchte diejenige sein, die auf diese Probleme hinschaut und sie klar anspricht.
Was soll getan werden?
Wir müssen in sehr niederschwellige Maßnahmen investieren. Die Hemmschwelle, zum Telefonhörer zu greifen oder professionelle Unterstützung zu suchen, ist oft zu groß. Stattdessen könnte man psychologische Hilfe am Handy, also per Chat, ausbauen oder Schulpsychologen in den Unterricht integrieren.
Sie haben sich zuletzt auch sehr wütend über die Corona-Politik der FPÖ gezeigt.
Ich bin nach wie vor wütend, wenn es Politiker gibt, die mithelfen, Fake News zu verbreiten und Ängste zu schüren.
Welche inhaltlichen Schwerpunkte wollen Sie abseits von Corona setzen?
Auch der Klimaschutz ist eine große Herausforderung. Wir haben viele wichtige Punkte im Regierungsprogramm, müssen aber auch innovativ an das Thema herangehen und nicht immer nur den Widerspruch zwischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anliegen sehen. Das kann mit jugendlichen Ideen und Innovationskraft gelingen.
Soll der Lobau-Tunnel gebaut werden?
Mich betrifft persönlich mehr die S10 in Freistadt im Mühlviertel. Ich bin froh, dass die zuständige Ministerin den Bau freigegeben hat. Nicht jeder hat vor der Haustüre eine U-Bahn-Station. Es geht auch darum, ob der ländliche Raum wirtschaftlich attraktiv bleibt. Wenn zwei Seiten eine Autobahn aufeinander zu bauen und dann stoppt man das, obwohl es nur noch um wenige Kilometer geht, ist das ein Todesurteil für den ländlichen Raum.
Eine Ihrer Forderungen ist, dass man ab 16 Jahren Bürgermeister werden können soll. Warum?
Politik muss repräsentativer werden. Engagement ist keine Frage des Alters und das Alter alleine keine Qualifikation.
Sie sind JVP-Chefin und Staatssekretärin. Sebastian Kurz hatte einen ähnlichen Werdegang. Freut oder ärgert Sie der Vergleich?
Ich werde Politik auf meine Art und Weise machen. Die ÖVP hat in den letzten Jahren aber dank Sebastian Kurz sehr viele junge Politiker hervorgebracht. In anderen Parteien sitzen Jugendliche jahrelang auf der Ersatzbank und werden erst in Spielminute 89 eingewechselt. Bei uns stehen junge Menschen ab Minute 1 mit auf dem Spielfeld.
Das Gegenargument ist, dass Sie vom Arbeitsmarkt noch nicht so viel kennen.
Ich komme aus der Lebensrealität der jungen Menschen. Das kann ich auch in der Politik einbringen.
Sie haben einmal gesagt, bis 30 sollte man ein Haus bauen, ein Kind zeugen und einen Baum pflanzen. Ist das wirklich Ihre Empfehlung an die Jugendlichen?
Ich stehe zu dieser Aussage und finde, es ist absolut nichts Verwerfliches. Es ist normal, dass sich junge Menschen Gedanken darüber machen, eine Familie zu gründen. Man muss sie dabei unterstützen, sich durch harte Arbeit und Fleiß etwas aufbauen zu können.
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