Nur jeder Zweite kommt, wenn Astra Zeneca verimpft wird
Meldungen über Lieferengpässe und potenzielle Nebenwirkungen haben das Image des Impfstoffs von Astra Zeneca in den vergangenen Wochen massiv beschädigt. Das schlägt sich nun immer stärker in den Impfstraßen nieder. Wenn das Vakzin gespritzt wird, zeigt sich etwa in Innsbruck, dass „nur 50 Prozent der eingeladenen Personen kommen, weil sie Astra Zeneca nicht haben wollen“, sagt Bürgermeister Georg Willi (Grüne).
Das Problem hätten alle Bundesländer. Das sei am Dienstag auch bei einer Sitzung des Städtebunds zum Thema gemacht worden.
Die Willigen impfen
Impfstoff weggeworfen werden muss zwar keiner, wenn Angemeldete nicht zu ihren Terminen kommen. Astra Zeneca halte nach dem Auftauen bei Kühlschranktemperaturen bis zu sechs Monate, heißt es aus dem Büro des Bürgermeisters. Der logistische Aufwand, für die ausgefallenen Termine Ersatzpersonen laut Impfplan zu finden, ist laut Willi aber enorm.
„Ich bitte dringend um eine Lösung“, sagt er Richtung Bund, wo nun für die Grünen Wolfgang Mückstein das Gesundheitsministerium leitet. Der Bürgermeister schlägt eine Änderung bzw. Aufweichung des Impfplans vor, um das Problem in den Griff zu bekommen:
So solle etwa überlegt werden, für Zweitimpfungen einen anderen Impfstoff als Astra Zeneca anzubieten oder ihn an jene zu verimpfen, die ihn haben wollen. Die Steiermark geht bereits einen anderen Weg: Wer zwei Mal nicht zum Impfen kommt, wird nach hinten gereiht.
Was das Infektionsgeschehen in der Tiroler Landeshauptstadt betrifft, zeigt sich der Bürgermeister trotz hoher Infektionszahlen optimistisch, „dass man Öffnungsschritte verantworten kann“.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte diese mehrfach für Mitte Mai in Aussicht gestellt. Zuvor waren sie von seinem Parteifreund und Tiroler Landeshauptmann Günther Platter forsch gefordert worden.
Tiroler Kurve steigt
Doch ausgerechnet Tirol hat, nachdem die Zahlen bis vor Kurzem rückläufig waren und Corona-Brandherde mit der Verpflichtung zu lokalen und regionalen Ausreisetests eingedämmt wurden, inzwischen die schlechteste Sieben-Tage-Inzidenz nach Spitzenreiter Wien.
Und die Kurve zeigt nach oben. Waren es zuvor kleine Orte, die bei den absoluten Infektionszahlen ganz vorne rangierten, sind es nun durchwegs Städte und bevölkerungsreiche Gemeinden.
Stoßen die lokalen Ausreisetests also an ihre Grenzen? „Wir wollen an dem Weg festhalten. Dort, wo wir das angewandt haben, hat es geholfen“, sagt Corona-Einsatzleiter Elmar Rizzoli. Mit Ausnahme von Innsbruck wären die Ausreisetests auch in großen Gemeinden umsetzbar, ist er überzeugt.
Ob die Öffnungsschritte auf der Kippe stehen, sei eine politische Frage. „Aber regionale Maßnahmen widersprechen einer Öffnung nicht“, sagt Rizzoli. Bei der Testpflicht gehe es darum, unentdeckte Infizierte aufzuspüren und so die Weiterverbreitung zu verhindern.
Besorgniserregend ist in Tirol die Ausbreitung der britischen Variante mit E484K-Zusatz. Sie gilt als potenzielle „Fluchtmutante“ – steht also im Verdacht, den Impfschutz zu unterlaufen. Diese Sub-Variante ist bereits gleichauf mit der klassischen britischen und laut Rizzoli dabei, „ihr den Rang abzulaufen“.
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