Fürst war auch jetzt wieder im Gespräch, als es darum ging, wen die Blauen ins Nationalratspräsidium schicken könnten. Norbert Hofer, Noch-Dritter Nationalratspräsident und heimlicher Favorit vieler, wurde bekanntlich von FPÖ-Chef Herbert Kickl für die Landtagswahl ins Burgenland abkommandiert (der KURIER berichtete).
Musikalischer Niederösterreicher
Nun soll eben Walter Rosenkranz als erster FPÖ-Politiker an der Spitze des Nationalrats stehen und ÖVP-Mann Wolfgang Sobotka ablösen. Mit seinem Vorgänger hat Rosenkranz mindestens zwei Gemeinsamkeiten: die niederösterreichische Herkunft und die Leidenschaft für die Musik.
Der 62-jährige Kremser studierte zunächst das Konzertfach Gitarre an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien, sattelte dann aber auf Jus um und wurde Strafverteidiger.
Von 2017 bis 2019, während der türkis-blauen Koalition, war er Klubchef im Parlament – Rosenkranz ist dort also kein Unbekannter.
Und obwohl er wegen seiner Mitgliedschaft bei der deutschnationalen Burschenschaft Libertas anfangs mit einem Misstrauensvorschuss zu kämpfen hatte, blieb er in seiner Amtszeit unumstritten und skandalfrei. Im persönlichen Umgang beschreiben ihn viele sogar als charmant und eloquent.
Sein guter Ruf im Nationalrat hat wohl auch dazu geführt, dass er im Sommer 2019 mit großer Mehrheit als Volksanwalt gewählt wurde. Gegen ihn gestimmt haben nur die Neos und ein Mandatar der Liste Jetzt. Die Grünen waren damals nicht im Nationalrat vertreten.
Grüne gegen Usancen
Apropos Grüne: Sie sind die einzige Fraktion, die einen blauen Nationalratspräsidenten von vornherein ausschließt – und damit auch die Usance, dass die bei der Nationalratswahl erstplatzierte Partei das Amt des Ersten Nationalratspräsidenten bekommt, brechen dürfte, wenn am Donnerstag die Wahl ansteht (siehe Fahrplan).
Die ÖVP hält an den Usancen fest – und lässt dem Wahlsieger den Vortritt im Präsidium: Als zweitplatzierte Partei wird die ÖVP ihren langjährigen Abgeordneten Peter Haubner für das Amt des Zweiten Nationalratspräsidenten nominieren.
Bei der SPÖ könnte Doris Bures vom Sessel der Zweiten Nationalratspräsidentin auf den der Dritten rutschen. Was die Kandidaten von FPÖ und ÖVP betrifft, gibt der SPÖ-Klub keine Empfehlung ab. Wen die Mandatare in der geheimen Wahl auf den Zettel schreiben, steht ihnen frei.
Die Neos machen ihre Entscheidung von einer Art „Vorstellungsgespräch“ abhängig, das am Mittwochnachmittag im pinken Parlamentsklub stattfinden soll. Rosenkranz habe bereits zugesagt, heißt es am Sonntag auf KURIER-Nachfrage.
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