Miliz rückt ein: "Wäre sauer gewesen, nicht einberufen worden zu sein“
„Die Kaffeemaschine habe ich mit – und auch eine Zweite. Man kann ja nie wissen“, sagt der Gefreite Daniel Schollar zum KURIER. Der selbstständige Unternehmer und begeisterte Milizsoldat wird in zwei Wochen ins Burgenland verlegt, um dort seine Kameraden – verlängerte Grundwehrdiener und Berufssoldaten – abzulösen.
Freiwillig gemeldet
Er ist Teil der Jägerkompanie Tulln, die am Montag mit 140 Mann und ihrer Frau Hauptmann Anna Kaiser in den Corona-Einsatz gegangen ist. Zeitgleich mit zwölf anderen Kompanien (ca 2.000 Soldaten) in ganz Österreich. Es ist die erste Aufbietung der Miliz in der Geschichte der Zweiten Republik, ein historischer Tag – auch für Schollar: „Ich habe mich freiwillig zur Miliz gemeldet und bin stolz darauf, mit meinen Kameraden zu zeigen, was wir auf unseren Übungen gelernt haben. Ehrlich gesagt wäre ich sauer gewesen, wenn wir nicht einberufen worden wären“, sagt er.
Miliz rückt ein, aber viele wollen nicht
Bevor es mit Kameraden und Kaffeemaschinen an die Grenze ins Burgenland geht, müssen die Milizsoldaten ihre Ausbildung auffrischen, die „Tulln“ wird das in den nächsten Wochen in der Raab-Kaserne in Mautern tun. Doch zuvor gilt es, die Soldaten, die alle aus dem zivilen Leben kommen, auszurüsten – und vor allem auf das Coronavirus zu testen. Sicherheit geht vor.
„Heute geht es vor allem darum, aus den Bürgern Soldaten zu machen, die sie ja schon sind“, sagt Oberst Georg Härtinger, Kommandant des Stabsbataillons 3. Nur die Ausrüstung fehlt noch. Sein Verband ist für die Versorgung und Ausbildung der Jägerkompanie Tulln zuständig, kontrolliert die einrückenden Soldaten auf Herz und Nieren.
In Schutzanzügen führen Spezialisten Corona-Tests durch, ehe es zum Ausfassen von Bekleidung und Ausrüstung geht.
Seine Familie wird Schollar in den kommenden drei Monaten nicht oft zu Gesicht bekommen. „Einsatz ist eben Einsatz“, sagt der 42-Jährige. Etwa zweimal im Monat dürfte das möglich sein.
Die Aufgaben der Miliz sind vielfältig und richten sich nach den Anforderungen der Behörden. So unterstützt die Miliz die Polizei beim Assistenzeinsatz bei Grenzkontrollen sowie bei der Grenzraumüberwachung. Zusätzlich werden sie bei den gesundheitsbehördlichen Aufgaben bei den Grenzübergängen eingesetzt und führen im Auftrag der Polizei den Schutz von Botschaften durch.
Durchhaltefähigkeit
Auch wenn die Zahl der infizierten Österreicher im Sinken begriffen ist und die Corona-Maßnahmen gelockert werden, sei der Miliz Einsatz notwendig, um die Durchhaltefähigkeit des Bundesheeres aufrecht zu erhalten, sagt Hauptmann Christoph Habisohn: „Es sind ja nicht nur Soldaten im Inland, sondern auch im Ausland im Einsatz. Wir müssen genügend Personal für die kommenden Aufträge freispielen.“
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