Minister-Anbot von Kurz an Schellhorn

NEOS-Abgeordneter und Hotelier Sepp Schellhorn
NEOS-Abgeordneter und Hotelier Sepp Schellhorn hätte unter dem Neo-ÖVP-Chef das Wirtschaftsressort führen sollen. Er schloss ein Antreten für die Liste Kurz inzwischen aus.

Matthias Strolz trägt sein Herz bisweilen auf der Zunge. Und in diesen Tagen scheint dem Chef der NEOS das Herz fast überzugehen – im negativen Sinne.

Während sich Sebastian Kurz anschickt, die ÖVP in neue Zeiten zu führen, wettert der frühere ÖVP-Mann und nunmehrige Klubchef der Pinken auffallend laut gegen den Außenminister. "Hör’ endlich auf unsere Leute durchzutelefonieren. Ist schamlos und intrigant wie gegen Mitterlehner. Lass’ uns da draußen!", appellierte Strolz zuletzt via Twitter direkt an Kurz.

Laut Strolz haben der designierte ÖVP-Chef und sein Team intensiv versucht, NEOS-Mandatare mit "fragwürdigen Angeboten" zu locken. Minister-Posten wurden versprochen – NEOS-Abgeordneter und Hotelier Sepp Schellhorn hätte unter Kurz das Wirtschaftsressort führen sollen.

"Kurz hat allein in den letzten drei Tagen etliche Male persönlich zum Hörer gegriffen. (…) Unsere Leute stehen; und nehmen seine Anrufe nicht mehr entgegen", so Strolz.

Tatsächlich ist es nicht verwunderlich, dass Kurz versucht, die zum Teil aus der (jungen) ÖVP kommenden NEOS-Sympathisanten zu gewinnen. Er tat das schon vor einem halben Jahr, als er sich um Irmgard Griss bemühte (der KURIER berichtete); und er tut dies nun wieder – allein aus wahl-arithmetischen Gründen.

"Wir haben jene vier bis sieben Prozent, die bei der Nationalratswahl über den ersten Platz entscheiden könnten", sagt ein NEOS-Stratege zum KURIER.

Minister-Anbot von Kurz an Schellhorn
ABD0043_20161122 - WIEN - ÖSTERREICH: NEOS-Klubobmann Matthias Strolz im Rahmen einer Sitzung des Nationalrates am Dienstag, 22. November 2016, im Parlament in Wien. - FOTO: APA/ROLAND SCHLAGER
Für die NEOS geht’s also ums nackte Überleben.

Doch abgesehen davon, dass Kurz die pinke Bewegung in politische Lebensgefahr bringen könnte, enerviert Strolz der Stil des ÖVP-Mannes. Just in der Regierungskrise soll Kurz Parallelverhandlungen mit Strolz geführt haben. "Wie in bewegten Zeiten üblich, hat er mit mir Kontakt gehalten." Man spricht miteinander, tauscht sich aus – immerhin gibt es auf der Sach-Ebene das ein oder andere, was die ÖVP bis zur Neuwahl mit den NEOS oder anderen Parteien hätte beschließen können.

Das Problem im konkreten Fall laut Strolz: Während Kurz mit ihm verhandelt hat, soll dieser "hintenherum Mandatsträger unserer Bewegung angebaggert" haben. "Diese Doppelbödigkeit ist unwürdig, schamlos."

Was die ÖVP angeht, sind die NEOS gebrannte Kinder.

Zum einen entstand die Bewegung ja aus einem lange anhaltenden Frust über allzu starren ÖVP-Strukturen.

Zum anderen gab es mit dem Wechsel Christoph Vavriks bereits eine erfolgreiche Abwerbung. Laut Strolz gab es neben Reinhold Lopatka einen zweiten ÖVPler, der Vavrik mit "List und Lügen" zur ÖVP gelotst habe. Sein Name: Sebastian Kurz.

Schellhorn schließt Antreten für Liste Kurz aus

Schellhorn schloss ein Antreten für die Liste von Sebastian Kurz bei der kommenden Nationalratswahl unterdessen aus. Im Gespräch mit der APA bestätigte er zwar ein entsprechendes Angebot des designierten ÖVP-Obmanns. Dennoch werde er auch bei einer Neuwahl für die derzeitige Oppositionspartei kandidieren, sagte er am Montag.

"Ich wurde angerufen", berichtete Schellhorn von einem Gespräch mit Kurz, denn: "Er braucht einen Wirtschaftsminister." Das Angebot verwundert den Unternehmer laut eigener Aussage auch nicht, denn die NEOS würden für jene Wirtschaftskompetenz stehen, die der Regierung derzeit mangle. "Aus menschlicher Kompetenz" heraus habe er, Schellhorn, zugesagt zu überlegen, aber: "Es ist mir nie um einen Wechsel gegangen."

"Ich gehe sicher nicht auf die Liste Kurz", stellte Schellhorn nun klar und dementierte damit Medienberichte vom Montag, die laut ihm missverständlich sein könnten. Gespräche führe er zudem mit allen Parteien, ebenso mit Bundeskanzler und SPÖ-Obmann Christian Kern.

Auch die ehemalige Präsidentschaftskandidatin und Höchstrichterin Irmgard Griss wurde als potenzielle Kandidatin für die Liste Kurz kolportiert. Es gebe nichts Neues zu berichten, richtete ihr Sprecher der APA aus. Sie tritt am Montag mit NEOS-Obmann Matthias Strolz beim gemeinsamen "Bürgerforum" in Baden auf. In Bezug auf ihre TV-Show schrieb sie auf Facebook: "Nach der Sendung ist vor der Sendung."

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