Meinungsforscher Bachmayer: "Bierpartei wird politisches Gefüge durcheinanderwirbeln"
Schafft es Dominik Wlazny alias Marco Pogo eine ausreichende Anzahl an Unterstützungserklärungen zu sammeln? Überspringt er bei der Nationalratswahl gar die Vier-Prozent-Hürde?
Am Tag, an dem Wlazny und die Bierpartei erklärt haben, dass sie fürs Parlament kandidieren wollen, kann man viele wichtige Fragen noch nicht beantworten - insofern kann und will Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer auf diese auch nicht näher eingehen. Eines weiß der Chef des OGM-Instituts aber schon jetzt mit Sicherheit: "Allein die Ankündigung von Pogo wird die Umfragen und damit die Stimmung in der Bevölkerung beeinflussen." Und das wiederum habe eine andere Konsequenz, nämlich: "Alle bei der Nationalratswahl antretenden Parteien müssen sich überlegen, wie sie mit der Bierpartei umgehen, denn: Sie wird das politische Gefüge durcheinanderwirbeln."
Wie ist es zu erklären, dass eine Spaßpartei, die sich als "bierokratische Bewegung" versteht und alle Macht dem Bier zuschreibt, für etablierte Parteien zur Konkurrenz wird?
Bachmayer erklärt dies mit der gesellschaftlich-politischen Situation: "Die durch Corona, Teuerung und die Kriege verursachte politische Verunsicherung ist ein Boden, auf dem neue Listen wachsen und unbelastete Gesichter bestehen können. Wenn Wähler zweifeln, dann haben neue Listen den Reiz des Unbefleckten – das kann mitunter ziehen."
Bei der Bierpartei komme hinzu, dass deren Kandidat Dominik Wlazny bei der Präsidentschaftswahl bereits 8,3 Prozent geschafft habe. "Es gibt also eine gewisse Bekanntheit und insofern eine Professionalität, als Pogo weiß, wie man vor Kameras auftritt."
Wem würde Dominik Wlazny etwas wegnehmen?
Was die inhaltliche Ausrichtung angeht, könnte die Bierpartei vor allem SPÖ und Grünen schaden. Bachmayer erklärt das so: "Unter Andreas Babler ist die SPÖ deutlich nach links gerückt. Dementsprechend ist links der Mitte Platz frei geworden."
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Ähnlich sieht das der Meinungsforscher Peter Hajek im Gespräch mit Ö1.
Laut Wählerstromanalysen, auf die sich das Mittagsjournal bezieht, würde ein Antreten Wlaznys allen Parteien Stimmen kosten – vor allem aber Parteien links der Mitte.
Hajek: Wlazny hat "unglaubliches Potenzial"
Meinungsforscher Hajek spricht davon, dass Wlazny - schaut man sich die Ergebnisse bisheriger Wahlgänge und Umfragen an - ein "unglaubliches Potenzial hat und der Einzug in den Nationalrat nicht außer Reichweite liegt."
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Auf die Frage, wem die Bierpartei etwas wegnehmen würde, attestiert Hajek im ORF-Radio: "Er sammelt querbeet ein, mehrheitlich aber natürlich im Mitte-links-Milieu, also Sozialdemokraten und Grüne, - auch Neos. Er nimmt auch Mitte-rechts Wähler weg, aber den größeren Anteil hat er schlicht und ergreifend im linken Bereich. Und dementsprechend ist ein Antritt von Wlazny für Mitte-links-Parteien deutlich gefährlicher als für die freiheitliche Partei."
Ein Einzug in den Nationalrat könnte zu einem Sechs-Parteien-Parlament. Laut Hajek könnte dann eine Regierungsbildung – "egal ob mit oder ohne freiheitlichen wahnsinnig schwer" werden.
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