Verdient ein Arbeitnehmer ein durchschnittliches Bruttomonatsgehalt von 3.383 Euro (Zwölftel eines Jahresgehalts von 40.600 Euro), entstehen dem Arbeitgeber laut einer Berechnung des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria zusätzlich Lohnnebenkosten von 998 Euro. Aktuell liegt der Anteil der Arbeitgeber-Abgaben bei rund 29,5 Prozent des Bruttolohns. Im EU-Vergleich hatte Österreich 2022 die fünfthöchsten Lohnnebenkosten.
Was spricht dafür, Lohnnebenkosten zu senken?
„Dass Arbeit in Summe billiger wird“, sagt Loretz. Die Gewinne des Betriebs steigen, er kann also mehr Arbeitnehmer anstellen und/oder höhere Löhne bezahlen. Natürlich könnte der Betrieb die Gewinne auch behalten, wovor ÖGB und SPÖ warnen. Studien zeigen aber, dass Arbeitnehmer zumeist von der Abgabensenkung profitieren. „Üblicherweise profitiert niemals nur eine Seite des Marktes, sondern beide Seiten, relativ zu ihrer Verhandlungsposition“, sagt Loretz.
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Was spricht gegen eine Senkung?
Aus Lohnnebenkosten werden staatliche Leistungen finanziert. Werden sie gesenkt, gibt es zwei Möglichkeiten: die Leistungen zu kürzen oder die entfallenen Einnahmen aus dem Steuertopf zu bezahlen. In der aktuellen Lage bestehe aber wenig budgetärer Spielraum, sagt Loretz. Die Schuldenquote – die Staatsverschuldung in Relation zur Wirtschaftsleistung – bleibt laut Finanzministerium bis 2027 bei über 76 Prozent. Laut einer WIFO-Prognose steigt sie bis 2060 auf 120,6 Prozent an.
Welche Lohnnebenkosten könnte man senken?
In der aktuellen Debatte geht es um Punkte wie den Familienlastenausgleichsfonds (FLAF). Agenda-Austria-Ökonom Dénes Kucsera fordert, diesen aus dem Steuertopf zu finanzieren. „Es ist nicht unbedingt nachvollziehbar, warum die Dienstgeber die Familienleistungen über Lohnnebenkosten finanzieren sollen. Die Senkung der Lohnnebenkosten ist aus dieser Sichtweise sicher überlegenswert“, sagt auch Loretz. Das Problem sei die Gegenfinanzierung. „Eine simple Überführung ins allgemeine Bundesbudget ist zwar möglich, aber angesichts der aktuellen Budgetdefizite auch nur bedingt wünschenswert.“
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