Streit mit Grünen bringt Bohrn-Mena-Stiftung in Bedrängnis
Die Debatte um Lena Schilling, EU-Spitzenkandidatin der Grünen, hat den Europa-Wahlkampf überschattet. Der 23-Jährigen wird unter anderem vorgeworfen, Unwahrheiten über Dritte verbreitet zu haben. Der Großteil der Vorwürfe, über die der Standard zuerst berichtete, stammt von anonymisierten Personen. Ganz im Gegensatz zum öffentlichen Konflikt zwischen Schilling und den Umweltaktivisten Sebastian und Veronika Bohrn Mena.
Die Bohrn Menas wurden als jenes Ehepaar geoutet, das sich mit Schilling auf eine Unterlassungserklärung geeinigt hatte. In dieser ist festgehalten, dass Schilling diverse Unwahrheiten über die beiden nicht mehr verbreiten darf. Etwa, dass es bei den Bohrn Menas häusliche Gewalt gegeben habe oder deren gemeinnützige Stiftung "Común" wie "eine Mafia" agiere.
Kommt Gewessler trotzdem zur Preisverleihung?
Der Streit ist seitdem mehrmals eskaliert. Die Bohrn Menas haben Schilling auf Widerruf geklagt. Der Fall soll am 21. Juni vor Gericht landen. Und die Grünen? Orteten eine politisch motivierte Kampagne der Bohrn Menas gegen Schilling.
Umso überraschender wirkt eine Termin-Ankündigung der Stiftung am Montag. Demnach verleihen Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Veronika Bohrn Mena am 20. September "zum zweiten Mal den Österreichischen Preis für ökologische Textilien". Und das ist nicht das einzige Común-Event in nächster Zeit, für das grüne Spitzenpolitiker angekündigt sind. Aber kommen diese tatsächlich? Und wie wirkt sich der Konflikt mit den Grünen auf die Arbeit der Stiftung aus?
Zuerst zum Textil-Preis, der mit 7.000 Euro dotiert ist. Das Klimaschutzministerium (BMK) gehört zu den Fördergebern, die Preisverleihung findet voraussichtlich neun Tage vor der Nationalratswahl im BMK stattfinden. Für den Termin seien Schulklassen aus ganz Österreich angekündigt, Teil des Preises sei ein Meet & Greet mit der Ministerin, sagt Sebastian Bohrn Mena zum KURIER. "Wir sind enttäuscht, dass Leonore Gewessler nicht bereit war, uns wie im Vorjahr einen O-Ton für die Presseaussendung zur Verfügung zu stellen. Sogar eine Video-Botschaft für Social Media haben wir im Vorjahr bekommen. Wir hoffen, dass sie sich wenigstens an die Zusage hält und zur Preisverleihung kommt."
Geschieht das? Im Rahmen der Projektplanung sei auch eine Teilnahme der Ministerin an der Preisverleihung angedacht worden, heißt es aus dem BMK: "Selbstverständlich hängt die tatsächliche Teilnahme wie immer von anderen terminlichen Notwendigkeiten im Kalender der Ministerin ab."
Kogler soll "Kinder nicht enttäuschen"
Der fast idente Wortlaut erreicht den KURIER auch von Vizekanzler Werner Kogler und Oberösterreichs Grünen-Chef Stefan Kaineder. Und zwar zu den "Konsumdialogen Lebensmittel", die Común von 24. bis 26. Juni in Steyr abhält. Sofern keine anderweitigen dringenden Termine auftreten, sei eine Teilnahme avisiert, heißt es. Bohrn Mena hofft darauf: "Es handelt sich um ein interaktives Format, wo die Schulklassen mit Vizekanzler Werner Kogler in den Diskurs treten. Wir gehen davon aus, dass er die Kinder nicht enttäuscht und seine Zusage einhält."
Die Konsumdialoge zum Thema Wasser, die auch vom BMK und dem Gesundheitsministerium gefördert werden, finden ab 7. Oktober in Steyr statt. Nehmen auch grüne Spitzenpolitiker teil? Ungewiss. "Wir haben es mit einer Lügnerin zu tun, die grüne Spitzenkandidatin ist. Ich hoffe, dass grüne Amtsträger jetzt nicht gemeinsame Veranstaltungen boykottieren, nur weil wir uns gegen ihre schlimmen Vorwürfe wehren", sagt Bohrn Mena.
Für beide Konsumdialoge zugesagt habe Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP).
Suche nach Fördergebern wird schwieriger
Klar ist: Die öffentliche Hand, insbesondere grüne Ministerien, waren in den vergangenen Jahren ein wichtiger Fördergeber der Stiftung. Für Común soll es durch die Causa Schilling deutlich schwieriger geworden sein, Kooperationspartner und öffentliche Fördergeber aus der Öko-Szene für Events zu finden. Mittlerweile kursiert zudem von mehreren Seiten der Vorwurf, dass von den Grünen politischer Druck auf Aktivisten und Unternehmen ausgeübt werde, vorerst nicht mehr mit den Bohrn Menas zusammen zu arbeiten.
Der KURIER hat mit Personen aus dem Umfeld der Común-Stiftung gesprochen, die anonym bleiben wollen. Auch sie können die Vorwürfe teilweise bestätigen und halten diesen Umstand für "bedauerlich". Die Stiftung arbeite "völlig korrekt" und bringe im Gegensatz zu den meisten NGOs Personen aus unterschiedlichen politischen Perspektiven an einen Tisch. "Es ist noch viel schwieriger geworden, Kontakte herzustellen und Leute für Events von Común zu bekommen", heißt es etwa.
Auch von der Website der Stiftung sind mittlerweile prominente Unterstützerinnen auf eigenen Wunsch verschwunden. Darunter Birgit Hebein, ehemalige Parteichefin der Wiener Grünen. Sie war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Alte Vorwürfe kursieren wieder
"Im letzten Jahr haben wir von den grünen Ministerien noch eine andere Form der Unterstützung erhalten", meint Veronika Bohrn Mena. "Wir finden es schade, dass sich das geändert hat. Es sollte bei diesen wichtigen Themen nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern um die Sache gehen."
Ein weiteres Problem, das Fördergeber zum Zögern veranlassen dürfte: Im Zuge der Causa Schilling wurden alte Vorwürfe wieder aufgewärmt. Etwas die Kritik von Tierschützer Martin Balluch, Sebastian Bohrn Mena habe Spendengelder intransparent verwendet und sei "dubios". Bohrn Mena dementiert vehement.
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