Gewessler mahnt: "Müssen auch das Windenergiepotenzial in Tirol heben"

Leonore Gewessler bei Leitwind in Telfs
In ganz Westösterreich steht noch kein einziges Windrad. Die Energieministerin drängt zum Ausbau.

Über dem Kopf von Umwelt- und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) läuft ein Imagefilm über einen Bildschirm. Schneekanonen pulvern Kunstschnee in die Landschaft, Gondeln schweben durch Skigebiete, Pistenraupen walzen über Hänge.

Es ist aber nicht dieser Auszug aus dem Produktportfolio des Südtiroler Seilbahnherstellers Leitner und seiner Schwesterbetriebe, der Gewessler an diesem Dienstagvormittag in ein Werk des Unternehmens in Telfs in Tirol geführt hat. Es sind die Windräder der Leitner-Marke Leitwind, die hier zum Teil hergestellt werden, für die sich die Ministerin interessiert.

Potenzial der Windenergie in Tirol

„Wir müssen auch das Windenergiepotenzial in Tirol heben“, stellt Gewessler zu diesem Reizthema in den alpinen Regionen klar. In ganz Westösterreich steht bis dato keine einzige Anlage.

In Tirol hat sich der neue ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle zwar grundsätzlich offen für Windkraft gezeigt, sieht aber gleichzeitig wenig Potenzial dafür in seinem Bundesland.

Diesen Einwand lässt die Ministerin nicht gelten: „Ja, wir haben in den Bundesländern unterschiedliche Potenziale. Aber wir haben in jedem Bundesland Potenzial.“ Dieses in Zeiten einer globalen Energiekrise nicht zu nutzen, sei nicht mehr erklärbar. „Jedes einzelne Projekt macht einen Unterschied, jede einzelne Windkraftanlage ist ein Beitrag zu mehr Energieunabhängigkeit.“

Leonore Gewessler bei Leitwind

Windräder auf den Bergen waren im touristischen Westen lange ein Tabuthema. Leitwind hat sich auf den Bau kleinerer Anlagen spezialisiert. Ausschlaggebend war eine Anfrage des deutschen Energiekonzerns E.ON, der Interesse an Windrädern hatte, die nicht größer als ein Kirchturm – sprich unter 50 Meter – sein sollten, wie Unternehmenschef Anton Seeber erzählt. „Wir haben ganz wenige Windparks. Unsere Vision ist dort Windkraft zu bauen, wo sie gebraucht wird.“

Skigebiete prädestiniert für Windkraft

Skigebiete sind aus der Sicht des Südtirolers dafür prädestiniert. In diesen gäbe es – relevant für die Errichtung – bereits eine Straßenanbindung und – Stichwort Nutzung – eine Stromanbindung. Mit zwei der verhältnismäßig kleinen Windräder lässt sich der Energiebedarf eines mittleren Skigebiets fast zur Hälfte abdecken, verspricht Leitwind.

Exportschlager Windkraftanlage

Wie geht es Seeber dann damit, dass in Tirol, wo man diese Anlagen produziert, noch kein einziges Windrad steht? „Traurig ist das“, sagt er. „Aber wir leben nicht vom Diskutieren. Wir sind ein Industriebetrieb.“ Rund 400 Windkraftanlagen hat Leitwind inzwischen weltweit errichtet. Nicht nur Tirol ist diesbezüglich Niemandsland, sondern praktisch ganz Österreich. Nur in einem steirischen Skigebiet drehen sich zwei Windräder.

Die schwarz-rote Landesregierung in Tirol hat ihren Fokus bei den erneuerbaren Energien auf den Ausbau von Wasserkraft und Photovoltaik gelegt. Wenn Österreich aber sein Ziel erreichen will, sich bis 2030 zu hundert Prozent mit „grünem“ Strom zu versorgen, dann heißt das für Gewessler: „Wir brauchen alle Technologien.“

Mit neuen Gesetzen habe man von Bundesseite „Rückwind für den Windenergieausbau im ganzen Land gemacht. Den müssen wir jetzt übersetzen in konkrete Projekte“, fordert die Ministerin.

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