Warum Österreich immer mehr teuren Strom importieren muss
Der Ausbau erneuerbarer Energien geht in Österreich offensichtlich nicht schnell genug voran. Darauf weisen die Daten der Regulierungsbehörde E-Control für 2022 hin. Sie zeigen: Österreich hat im Vorjahr um 15 Prozent mehr Strom importiert als 2021.
Demnach seien „unglaubliche 3,2 Milliarden Euro von Österreich an ausländische Kohle-, Atom- und Gaskraftwerke“ geflossen, kritisiert die IG Windkraft. 2022 mussten netto 8,7 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom importiert werden.
„Wie wollen wir die Klimakrise und die Energiekrise in den Griff bekommen, wenn wir seit Jahren nicht einmal erreichen, dass Österreich sich selbst mit Strom versorgen kann?“, meint Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft.
Obwohl der Verbrauch sinkt
Die Importe sind gestiegen, obwohl der Stromverbrauch sogar zurückgeht. Dieser lag im zweiten Halbjahr 2022 deutlich unter dem Fünf-Jahresschnitt von 2017 bis 2021. Mit 11,7 Prozent des Stromverbrauchs lag der Nettostromimport 2022 auch deutlich über dem Durchschnitt seit dem Jahr 2000 (7,2 Prozent). Stromimportland ist Österreich seit 2001. Zuvor produzierte man ganzjährig mehr Strom, als verbraucht wurde.
Normalerweise importiert Österreich vor allem in den Wintermonaten, wenn der Energieverbrauch steigt, Strom und Gas. Doch 2022 ist auch in den Sommermonaten Österreichs Gasverbrauch gestiegen. Das damalige Problem ist wieder aktuell: Dürre und Wassermangel in Europa.
Deshalb schwächelten auch Österreichs Wasserkraftwerke, was vor allem die westlichen Bundesländer unter Druck setzt – da sie kaum bis gar keine Windräder haben. Energieexperten nennen den zu langsamen Ausbau von Windkraft und Stromnetzen – damit überschüssiger Strom aus privaten Photovoltaik-Anlagen eingespeist werden kann – als großes Problem, auch wenn im Vorjahr niedrige Flusspegel und wenig Wind zu einer Unterdeckung führten. Beim Ökostrom-Ausbau sind die Bundesländer zögerlich bis säumig, Bauflächen auszuweisen – auf denen Anlagen errichtet werden können.
Russisches Gas als Ersatz
Österreich will bis 2030 seinen Stromverbrauch zu 100 Prozent aus erneuerbarem heimischen Strom abdecken. Ziel des 2022 beschlossenen Erneuerbaren Ausbau-Gesetz ist bis 2030 27 Terawattstunden (TWh) an zusätzlichem Ökostrom zu installieren. Der Großteil davon soll aus der Photovoltaik (11 TWh) und der Windkraft (10 TWh) kommen, fünf Terawattstunden zudem aus der Wasserkraft.
Das Neos Lab verweist darauf, dass Österreich zu wenigen EU-Ländern gehört, die 2022 wegen der Dürre weniger Strom aus Erneuerbaren produzierten als 2017. Der Ersatz: Gasimporte. Hier sei Österreich „einer der letzten westlichen Kunden für russisches Gas“, sagt Lukas Sustala, Direktor des Neos Lab. Im Dezember lag der Gasanteil aus Russland bei 71 Prozent, im Jänner bei knapp der Hälfte des Bedarfs.m. hammerl
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