Warum wir - leider - nicht mit E-Fuels unterwegs sein werden

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Nicht einmal alle angekündigten Großprojekte zur E-Fuelproduktion reichen aus, um einen etwaigen Wechsel von Öl auf E-Fuels in allen Bereichen zu schaffen, belegt das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung.

Es hätte so toll sein können: Wir produzieren einfach massenhaft klimaneutrale E-Fuels und können weiter mit unseren Verbrenner-Pkw fahren, weit nach 2040 oder 2050, wenn Österreich und Europa längst klimaneutral sein wollen.

E-Fuels sind tankbare Kraftstoffe, die aus Wasserstoff und CO2 hergestellt werden. Unsere Pkw mit Verbrennermotoren wären damit glücklich, es handelt sich schließlich um ultrasauberen Sprit, der noch dazu klimaneutral ist.
 

Der Haken an E-Fuels

Der Haken an den E-Fuels könnte aber größer kaum sein: Um sie herzustellen, wird sehr, sehr viel Ökostrom benötigt. Ökostrom deshalb, weil es sonst keine klimaneutralen Treibstoffe wären. Denn aus dem Auspuff eines mit E-Fuel betriebenen Pkw kommt einmal mehr das Treibhausgas CO2. Doch da dieses CO2 vorher aus der Luft geholt wurde, um die E-Fuels zu erzeugen, ist es eine Nullrechnung fürs Klima, es kommt kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre.

In Brüssel wird gerade heftig gestritten, ob Verbrenner-Fahrzeuge auch nach 2035 in der EU zugelassen werden dürfen. Deutschlands FDP-Verkehrsminister verlangt das. Möglich, dass der Strteit in den kommenden Stunden oder Tagen beigelegt werden wird (siehe Story dazu hier)
 

Warum wir - leider - nicht mit E-Fuels unterwegs sein werden

Eine der gewichtigsten Forschungseinrichtungen weltweit, das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), hat nun zu den E-Fuels den aktuellen Stand und Projektionen bis 2035 genau unter die Lupe genommen.

Fazit der Forscher: „Bis 2035 sind derzeit etwa 60 neue E-Fuel-Projekte angekündigt, von denen nur etwa 1 Prozent mit einer finalen Investitionsentscheidung gesichert sind. Alle diese weltweiten Projekte entsprechen zusammen nur etwa 10 % der unverzichtbaren E-Fuel Bedarfs Deutschlands (Flugverkehr, Schiffsverkehr und Chemie).“

Dazu muss man wissen, selbst die Grünen sind klar für E-Fuels: "Wir werden E-Fuels brauchen, dringend und in großen Mengen. Sie können dort eingesetzt werden, wo wir keine Alternative haben, etwa im Flug- und Schiffverkehr. Aber wir müssen ehrlich sein in der Debatte. E-Fuels brauchen viel Energie und werden teuer sein. Man streut den Menschen Sand in die Augen, wenn man meint, sie können 2035 mit E-Fuels Autofahren", sagte Klimaministerin Leonore Gewessler im KURIER am Samstag.

Anfangs 50 Euro für einen E-Fuel-Liter

Weiter heißt es in der Studie des PIK: „Der E-Fuel-Markthochlauf wird durch hohe Kosten und fehlende Investitionssicherheit gehemmt. E-Fuels aus den ersten Demonstrationsanlagen sind nicht für die kommerzielle Nutzung gedacht. Aus den Investitionen der Pilotanlage in Chile (Haru Oni, etwa 74 Millionen Dollar Investment) würden sich Kosten von etwa 50 Euro pro Liter E-Fuel ergeben.“

Die Preise sollten aber durch ein Hochfahren der Produktion schnell sinken: „Sobald sich die Produktion von E-Fuels in industriellem Maßstab mit Direct-Air-Capture etabliert, können sich zunächst Produktionskosten von etwa 2 Euro pro Liter einstellen. Das entspricht dem Vierfachen des typischen Großhandelspreises von fossilem Benzin von etwa 0,50 Euro pro Liter. Für Kostenparität mit fossilen Energieträgern wären dann CO2-Preise in der Größenordnung von etwa 1000 EUR/tCO2 notwendig." Derzeit wird CO2 in Österreich mit 32,50 Euro pro Tonne) besteuert.

Aber: „Langfristig werden sich wahrscheinlich Produktionskosten von unter einem Euro pro Liter E-Fuel einstellen können. Es besteht jedoch große Unsicherheit über die zeitliche Entwicklung dieser Kostensenkungen, die stark von der Geschwindigkeit des globalen Markthochlaufs der E-Fuel-Produktion abhängen.“ Das Problem sei die noch ineffiziente und teure Technologie des Herausfilterns von CO2 aus der Luft.

Kurzum: Rechnet man weltweit alle E-Fuel-Projekte zusammen, würde das in etwa gerade einmal ausreichen, um Österreich komplett mit E-Fuels zu versorgen. Und kein weiteres anderes Land.

Die Studie des PIK finden sie hier (PDF, Hier der LINK).

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