FPÖ wehrt sich gegen "Superspreader"-Vorwurf

FPÖ wehrt sich gegen "Superspreader"-Vorwurf
Hafenecker soll nicht infektiös gewesen sein, U-Ausschuss-Cluster kleiner als gedacht.

Eine, vielleicht zwei Bemerkungen zum Corona-Cluster im U-Ausschuss hat sich ÖVP-Mandatar Andreas Hanger am Mittwoch im Nationalrat noch erlaubt – da kochte es bei der FPÖ über.

Am Montag wurde ja bekannt, dass FPÖ-Fraktionschef Christian Hafenecker Corona hat. Pikant ist das deshalb, weil er am vergangenen Donnerstag noch im U-Ausschuss war und am Freitag ein positives Testergebnis bekam, es aber erst am Montag der Parlamentsdirektion meldete. Inzwischen wurden sechs weitere Fälle gemeldet. Hanger findet das „nicht in Ordnung“.

FPÖ-Chef Herbert Kickl schimpfte den Türkisen wegen seiner Äußerungen einen „fragwürdigen Charakter“ und griff Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) frontal an, weil auch dieser Hafenecker kritisiert hatte. „Welchen Beleg haben Sie dafür, den Kollegen Hafenecker als Superspreader darzustellen?“, brüllte Kickl. Er saß – wie immer und wie die meisten seiner Fraktionskollegen – ohne Maske im Plenum.

Hitzige Nationalratsdebatte um U-Ausschuss-Corona-Cluster

Vermeintlicher Beweis

Den „Superspreader“-Verdacht weist man bei der FPÖ aufs Schärfste zurück. Generalsekretär Michael Schnedlitz zeigte im Plenum einen Laborbefund her: Hafeneckers Ct-Wert habe Donnerstagfrüh 34 betragen. Dass Hafenecker andere angesteckt habe, sei „extrem unwahrscheinlich“.

Das sei grundsätzlich richtig, erklärt Virologe Norbert Nowotny: „Ab einem Ct-Wert über 30 ist man nicht mehr infektiös.“ Zu Beginn einer Infektion könne die Virenlast allerdings rasch steigen. Da sich Hafenecker regelmäßig testen lässt und am Mittwoch noch negativ war, könnte es sein, dass er Donnerstagfrüh „am Anfang einer Infektion stand“ und wenige Stunden nach dem Test, also schon am Abend, sehr wohl infektiös gewesen sei, sagt Virologe Nowotny.

Diese Argumentation sei „absurd“, sagt Schnedlitz dem KURIER: „Dann wäre ein PCR-Test binnen weniger Stunden unbrauchbar und wir könnten alle Tests im Rahmen der 3-G-Regeln für ungültig erklären.“ Tatsache ist: Hafenecker hatte am Tag des U-Ausschusses ein gültiges, negatives Antigen-Testergebnis von Mittwoch. Geimpft ist er nicht.

"Heuchlerisches Spiel"

Die FPÖ werde ihren Corona-Kurs jedenfalls nicht ändern und weiterhin ohne Maske in Parlament und U-Ausschuss auftreten: „Wir machen bei diesem heuchlerischen Spiel nicht mit. Sobald die Kameras ausgeschalten sind, pfeifen die ÖVP-Abgeordneten genauso auf die Masken“, ärgert sich Schnedlitz. Die Zahl der Infizierten im U-Ausschuss-Cluster ist indes gesunken. Ein SPÖ-Mitarbeiter, zuvor positiv getestet, entpuppte sich Dienstagabend als negativ.

Bei den Neos sind Fraktionschefin Stephanie Krisper und ein Mitarbeiter infiziert, bei den Grünen sind es der Mandatar David Stögmüller und eine Mitarbeiterin. Acht weitere Mandatare von SPÖ, FPÖ, Grünen und Neos blieben am Mittwoch sicherheitshalber zu Hause.

Von der ÖVP ist niemand infiziert – die Türkisen waren aber auch nicht bei jenem Umtrunk, der nach dem U-Ausschuss am Donnerstag stattfand. Ob sich die anderen wirklich dort angesteckt haben, ist aber unklar. Weitere Fälle wurden bisher nicht gemeldet. Zur Frage, warum die ÖVP nicht zum Umtrunk eingeladen war, meint Schnedlitz: „Würden Sie Herrn Hanger zu sich nach Hause einladen?“

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