Nachhilfe von Bargeld bis Bitcoin

Was bedeutet Inflation? Warum zahlen wir Steuern? Wollten Sie immer schon Finanzminister werden?
Es sind Fragen wie diese, die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Pöchlarnstraße ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner nach einem Besuch des Financial Life Park der Erste Bank, kurz FLiP, stellen.
Die Erste Bank hat es sich mit FLiP zur Aufgabe gemacht, Wissen und Umgang mit Geld anschaulich zu machen - für die Jüngsten wie ältere Generationen. Mitgrund: Österreichs Bevölkerung hat im Vergleich zu anderen Ländern eine signifikant hohe Bargeld-Affinität und bei Veranlagungen eine besondere Vorliebe (Sparbuch) und große Vorbehalte (Aktien und Co).
"Bereits im familiären Umfeld wird viel zu wenig über Geld gesprochen", sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO und Finanzvorständin der Erste Bank Österreich. "Man sollte aber über Geld sprechen. Das beginnt außerhalb der Familie in der Schule." Umso erfreulicher sei es, so Holzinger-Burgstaller, dass die Bundesregierung 2021 die Nationale Finanzbildungsstrategie ins Leben gerufen hat und sich des Themenkomplexes nun auch in der Schule aktiver angenommen wird. Wenngleich: Ein eigenes Schulfach Finanzbildung gibt es bis dato nicht, wiewohl sich laut Ö3-Jugendstudie 83 Prozent mehr Finanzbildung wünschen.
Dass die Österreicher mehr Sparbücher denn Akien halten, das habe mit der fehlenden Kapitalmarktkultur zu tun. Es gebe allerdings Möglichkeiten, diese zu beleben, so die Erste-Managerin, der ein "Zukunftsdepot" im Wert von 1.000 Euro vorschwebt. Dieses Depot soll jedem Kind, das in Österreich geboren wird, zur Verfügung gestellt und verpflichtend in heimische Unternehmen investiert werden. So werde ein persönlicher Bezug zum Kapitalmarkt geschaffen, der auch weitergegeben werden könne, so Holzinger-Burgstaller.
"Der Kapitalmarkt ist nicht für Besserverdiener, sondern für die breite Masse da", schließt Brunner im KURIER-Gespräch an. Genau deshalb sei die Finanzbildungsstrategie von immamenter Bedeutung. Zeitgleich gesteht der Finanzminister ein, dass "der Staat selbst in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu wenig dazu beigetragen hat, neben der ersten Säule (staatliche) auf die zweite (beruflich) und dritte (privat) Säule und deren Mechanismen hinzuweisen".
Auf das Bargeld-Faible der Österreicher angesprochen und darauf, dass viele Parteien - so auch die ÖVP - Bargeld in der Verfassung verankert sehen will, sagt Brunner: "Bargeld ist ein emotionales Thema, das wir als Regierung ernst nehmen."
Und es dient, so antiquiert es vielleicht in Zeiten von Bitcoin, digitalem Euro und kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten erscheinen mag, wiederum dem Umgang mit Geld, erklärt FLiP-Leiter Philip List. "Bargeld ist sogar sehr nützlich, weil man den Wert des Geldes buchstäblich begreift." Teenager, die nur digital bezahlen, fehlt oft der Überblick über ihre Finanzen" - und das wiederum führe vermehrt zu Schulden.
Vorschub leisten sollen diesen und anderen negativen Entwicklungen unter anderem die jüngst vorgestellten Lehrmaterialien.
Speziell für Jugendliche, insbesondere mit migrantischem Hintergrund, entwickelte FLiP in Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium Unterrichtsmaterialien für Deutschkurse ab dem Sprachniveau A2+ mit den Schwerpunkten "Mein Geld", "Wohnungssuche", "Arbeitssuche", "Verträge" sowie "Steuern und Abgaben", die kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
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