Warum Finanzbildung vor Vermögensverlust schützt
Heute, Freitag, wäre eigentlich Weltspartag. Coronabedingt haben die Banken heuer allerdings, um den Kundenandrang zu entzerren, daraus Weltsparwochen gemacht. Dass trotz Tiefzinsen das Sparen in Österreich wieder einen Zuwachs erfährt, erklären Experten mit der aktuellen Krise.
Dennoch sieht der Chef der Wiener Börse Christoph Boschan zugleich ein vermehrtes Interesse von Privatanlegern für die Börse. „Banken und Onlinebroker melden überdurchschnittlich viele Neukunden.“ Zudem gebe es eine gestiegene Nachfrage nach Seminaren zum Thema Aktien.
„Fast jeder zweite Österreicher stuft das eigene Finanzwissen als unzureichend ein“, setzt Boschan fort. Vor allem an den Schulen werde zu wenig Wissen über den Kapitalmarkt vermittelt.

Christph Boschan.
Dem pflichtet Philip List bei. Er ist Leiter des seit 2016 bestehenden FLIP (Erste Financial Life Park) am Erste Bank Campus in Wien. Dort wird Kindern und Jugendlichen in einer 1500 großen Erlebniswelt der Umgang mit Geld gelehrt. „Finanzbildung ist nicht langweilig, die Inhalte sind wichtig“, sagt List im schauTV-Gespräch. Man profitiert, wenn man sich besser auskennt und so selbstständig in verschiedenen Veranlagungsformen investieren kann.
„Finanzbildung wurde in den Schulen lange vernachlässigt. Es gibt einen großen Aufholbedarf und es wird eine gewisse Zeit dauern, aber ich sehe eine positive Tendenz“, so List. Hinzu komme, dass in Familien zu wenig über Geld gesprochen werde, auch, weil sich die Erwachsenen selbst zu wenig auskennen würden.
Wenige Aktionäre
Auch aus diesen Gründen sind laut Boschan vom gesamten Finanzvermögen der Österreicher (731,5 Mrd. Euro) nur vier Prozent (32,5 Mrd. Euro) direkt in Aktien und weitere 9 Prozent (64,1 Mrd.) in Investmentfonds investiert. Satte 41 Prozent (297 Mrd.) hingegen sind Bargeld und Einlagen, der Rest Lebensversicherungen und Beteiligungen.
„Während man am Sparbuch wegen der tiefen Zinsen Geld verliert, bieten Aktien Durchschnittsrenditen von fünf bis acht Prozent“, so Boschan. Vorausgesetzt, man sei zumindest zehn Jahre investiert, um mögliche Verluste auszugleichen. Für Kleinanleger seien auch aus diesem Grund Fonds-Sparpläne geeignet.
Guter Einstiegszeitpunkt
Dass es ausgerechnet die Wiener Börse heuer mit derzeit minus 34 Prozent im Leitindex ATX besonders arg erwischt hat, führt Boschan auf die vielen konjunkturabhängigen Schwergewichte (Banken, Öl, Energie) zurück. Grundsätzlich sei jetzt ein guter Einstiegspunkt. „Sobald Sie der Taxler fragt, ob er sich jetzt Aktien kaufen soll, ist es zu spät.“
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