Wiener Börse hat drei Wünsche an den Staat
Aktionären, die in österreichische Titel veranlagt sind, hat die Coronakrise ordentliche Verluste gebracht. Der Börsenindex ATX in Wien sank seit Jahresbeginn rund 30 Prozent, der deutsche DAX dagegen nur um knapp neun Prozent. Ausländische Investoren, die gut 80 Prozent der Wiener Börsenveranlagung verantworten, sparen denn auch nicht mit Kritik. „Zu wenig Liquidität, zu schwaches Market Making, teilweise absurde Kauf- und Verkaufskurse“, werfen sie der Börse vor.
Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, hingegen zeichnet ein anders Bild. Die Börse habe in der Krise deutlich an Marktanteilen gewonnen. Denn Anlegern sei klar geworden, dass Börsen im Gegensatz etwa zu Handelsplattformen der Banken, transparent und verlässlich seien.
Steuerfrei
Um die Börse nachhaltiger zu beleben, wünschen sich Boschan und der Aufsichtsratspräsident der Börse, Heimo Scheuch Unterstützung vom Staat. Punkt eins dabei ist eine Steuerbefreiung für längeres Halten von Aktien. Anleger, die zumindest zwölf Monate in einem Titel investiert bleiben, sollten keine Kursgewinnsteuer (27,5 Prozent) zahlen müssen. Kurzfristige Spekulanten dagegen müssten zahlen.
Punkt zwei ist ein temporärer Schutz vor Übernahmen. Viele börsenotierte Unternehmen wären derzeit billig zu haben. Boschan und Scheuch wünschen sich, dass Käufer nicht den aktuellen Börsekurs zur Bewertung heranziehen dürften, sondern einen längerfristigen Durchschnittskurs. Und Punkt drei ist die Mobilisierung von privatem Kapital über die Börse. „Der Staat ist wegen Corona hoch verschuldet. Nach der Krise ist also privates Kapital besonders wichtig“, ist Boschan überzeugt.
Der Börse selbst hat die Corona-Krise sogar zu einem Plus verholfen. Weil die Aktienkurse seit Wochen stark schwanken, ist der Umsatz der Börse deutlich gestiegen.
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