Causa Schmid: Investor Pecik nach Vorwürfen "zutiefst enttäuscht"
Maßanzüge und teure Autos: Mit diesen "unfassbar geilen Sachen" (Zitat Thomas Schmid) will der damalige Generalsekretär im Finanzministerium von Investor Ronny Pecik bestochen worden sein. Das gab Schmid bei seiner Aussage im Sommer 2022 bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zu Protokoll und belastete den Investor damit schwer.
Pecik stellt jetzt einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens und liefert bei der WKStA eine ausführliche Stellungnahme zu den Vorwürfen ab. Darin spricht er von einer "engen Freundschaft" und schildert mit emotionalen Worten seine tiefe Enttäuschung. Kurzum: Die Aussagen Schmids seien falsch. Erklären kann sich Pecik dies nur mit Schmids Bestreben, Kronzeuge zu werden.
Dem KURIER liegt die 47-seitige Stellungnahme vor.
"Falschaussagen Schmids"
Zunächst prangert Peciks Top-Verteidiger Norbert Wess in der Stellungnahme an, dass die Chats zwischen seinem Mandanten und Schmid schon länger bekannt seien und die WKStA offenbar bereits im März 2021 Ermittlungsschritte gesetzt habe. Offiziell hätten die Ermittlungen aber erst im Dezember 2022 begonnen bzw. sei Pecik da über die Ermittlungen informiert worden.
Pecik sei durch die Verzögerung von fast zwei Jahren (20 Monaten) "massiv in seinen Verteidigungsrechten beschnitten worden", heißt es in dem Schreiben. Schmids Aussagen seien "Falschaussagen" und Pecik hätte die Verdachtsmomente längst ausräumen können. In der aktuellen Gemengelage sei es schwieriger geworden, die Strafverfolgungsbehörden davon zu überzeugen, dass Schmid mit seinen Vorwürfen "massiv über das Ziel hinausgeschossen" sei.
"Gelogen"
Vorgeworfen werden dem Millionen schweren Investor Vorteilszuwendungen. Der Unterschied zur Bestechung: Die Amtsgeschäfte, die Schmid für die "ungebührlichen Vorteile" getätigt haben soll, waren pflichtgemäß und innerhalb seines Aufgabenbereiches. Laut WKStA geht es konkret um 29 Auto-Leihen (darunter bspw. ein Porsche Panamera und ein Mercedes ML) über 129 Tage im Wert von rund 32.000 Euro, um mehrere Maßanzüge von Nobelschneider Antonio Verago, für die Pecik die Rechnungen übernommen haben soll sowie um sechs Karten für das Telekom Night Race.
Pecik bestreitet in seiner Stellungnahme alles: Die Vorwürfe würden sich allein auf "Falschaussagen" Schmids und auf Chats stützen, die "verkürzt und nicht in den Gesamtkontext gelegt" worden seien. In diesen Chats bedankt sich Schmid bei Pecik oft überschwänglich: "Super Hammer Klamotten", "Du bist ein Engel" und "Die Sachen sind so unfassbar geil!", schreibt er da etwa.
Schmid habe "aus purem Eigeninteresse in einer Art Rückschaufehler Geschehnisse falsch eingeordnet, wesentliche Aspekte verschwiegen". Kurzum: gelogen.
Gastarbeiterkind
In der Stellungnahme werden dann ausführlich Peciks Werdegang als "Gastarbeiterkind", seine berufliche Tätigkeit, aber auch seine "Art und sein Naturell" erläutert. Eine Kostprobe: Pecik habe "keinerlei Berührungsängste" mit der jüngeren Generation. Sein älterer Sohn, der ca. im selben Alter wie Schmid ist, sei seiner "seiner allerengsten Freunde".
Das alles solle zeigen, wie unprätentiös und gut vernetzt der Unternehmer sei - und so sei er eben auch im Finanzministerium sehr gut vernetzt. Pecik war an der Telekom Austria beteiligt, verkaufte aber seine Anteile an ein mexikanisches Telekommunikationsunternehmen und ist im Aufsichtsrat. Die Republik habe also ein Interesse an einem guten Klima, schreibt der Unternehmer.
Kurzum: Pecik habe Schmid nicht gebraucht, er hätte für ihn nichts bewirken können, das Pecik nicht auch aus Eigenem geschafft hätte, heißt es in der Stellungnahme. "Es erschließt sich nicht, aus welchem Grund Schmid Ronny Pecik überhaupt bevorzugt behandeln hätte sollen", heißt es auf Seite 17. "Die (allenfalls) bevorzugte Behandlung von Ronny Pecik durch Schmid kann dann nur auf das bestehende freundschaftliche Verhältnis zurückzuführen sein." Indes verknüpfte Schmid in seinen Einvernahmen die "vermeintlich gewährten Vorteile mit Peciks Tätigkeit im Aufsichtsrat der Telekom Austria".
"Die Gutmütigkeit missbraucht"
An dieser Stelle wird es persönlich: So wird geschildert, dass sich zwischen Schmid und Pecik ein "freundschaftliches Verhältnis" entwickelt habe, und das Bemühen sei "klar und eindeutig" von Schmid ausgegangen sei.
Und mehr noch: Schmid habe "die Gutmütigkeit von Pecik schlichtweg missbraucht", ihn "regelmäßig umgarnt", ihn "mit Komplimenten überhäuft" und sich "rasend darüber gefreut, dass Pecik ihm dieselbe Wertschätzung entgegenbrachte". Beispielsweise darüber, dass ihm Pecik das "Du-Wort" angetragen habe.
Die beiden hätten einander private Fotos geschickt und intensiven Kontakt gepflegt. Immer wieder sei es um "höchst private Probleme" von Schmid gegangen. Diese werden in der Stellungnahme auch konkret benannt (aus Gründen der Privatsphäre wird das an dieser Stelle nicht zitiert, Anm.).
"Menschlich zutiefst enttäuscht"
Kurz gefasst. In der Stellungnahme an die WKStA wird ausführlich auf die "enge Freundschaft" der beiden eingegangen. Die "Vorteile", die Pecik dem Finanz-Generalsekretär geboten hat, seien demnach keine "ungebührlichen Vorteile", sondern so etwas wie Freundschaftsdienste.
So heißt es dann auch, Pecik sei von Schmid "menschlich zutiefst enttäuscht". "Nicht einmal in seinen kühnsten Träumen" wäre er davon ausgegangen, dass Schmid derartige Vorwürfe gegen ihn erheben würde. Erklären kann sich das der enttäuschte Freund nur damit, dass Schmid um jeden Preis Kronzeuge werden will.
Strafzettel habe Schmid bezahlt
Zu den konkreten Vorwürfen äußert sich der Investor wie folgt:
Die Autos stammten aus Peciks privatem Fuhrpark, der aus 20 bis 30 Fahrzeugen bestehe. Pecik sei nicht in der Lage, regelmäßig mit allen Autos zu fahren. Um lange Stehzeiten und entsprechende Schäden zu vermeiden, sei Pecik "immer froh", wenn sich Freunde seine Autos ausleihen, wird erklärt - denn dann müssten sich seine Mitarbeiter nicht darum kümmern.
Warum er Schmid die Autos geliehen habe, wisse er nicht mehr. Er erinnere sich nur an ein Mal, als Schmid ihm "vorgejammert" habe, dass er seine Eltern in Tirol vermisse, selbst aber leider kein Auto habe.
Pecik habe von seinen Freunden nie Geld für die Autoleihe verlangt. Allerdings wird betont: Als im Juli 2018 ein Strafzettel gekommen sei, habe er diesen an Schmid weitergeleitet, der diesen auch bezahlt habe. Hätte Pecik Schmid als Amtsträger beeinflussen wollen, dann hätte er ja wohl auch die Verkehrsstrafe für ihn bezahlt, wird in der Stellungnahme argumentiert.
Schmid möge Anzüge endlich bezahlen
Was die Maßanzüge betrifft, erklärt Pecik, er sei seit langer Zeit Kunde bei einem Schneider Antonio Verago und lasse dort auch Mitarbeiter ausstatten. "So weit, so unspektakulär."
Pecik habe den Schneider nur empfohlen und den Kontakt hergestellt - so wie er Schmid noch andere Dienstleister und Hotels empfohlen habe. Daraus ließe sich nicht ableiten, dass Pecik auch für die Kosten aufgekommen sei, wird betont. Üblicherweise laufe es so ab, dass Pecik in größeren Mengen Maßanzüge bestelle und diese vorab bezahle. "Jeder anständige Freund" erkundige sich dann nach den Kosten und refundiere ihm diese.
Schmid aber habe das scheinbar nicht getan und behaupte nun, es sei "von Anfang an klar gewesen", dass Pecik die Anzüge für ihn bezahle. Auch das finde Pecik "menschlich enttäuschend". In die Stellungnahme an die WKStA packt der Beschuldigte auch gleich einen Appell an seinen (ehemaligen) Freund, er möge die Rechnung doch "endlich refundieren".
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