Ibiza-Video: Straches Freunde wollten Langversion kaufen

Das "Ibiza-Video" überstrahlte die letzen Tage des EU-Wahlkampfes
Ibiza-Video-Regisseur Julian H. verlegte seine Sicherheitsfirma erst kürzlich von München nach Berlin.

Das war selbst für langgediente Ermittler eine neue Erfahrung. „Unmittelbar nach Betreten wurde mittels Bewegungsmelder eine innerhalb der Wohnung befindliche Alarmanlage aktiviert und es konnten auf dem Wohnzimmervorbau stehende Kameras wahrgenommen werden, welche aktiviert wurden und sich in Richtung der Beamten drehten“, heißt es in einem Amtsvermerk des Bundeskriminalamts vom 19. November 2019. Die Ermittler drehen die Kameras zur Seite. „Die Alarmanlage deaktivierte sich ohne weiteres Zutun von selbst.“

Wie erst jetzt durch die Online-Plattform EU-Infothek bekannt wurde, handelte es sich bei dieser Hausdurchsuchung um die Wohnung des Ibiza-Video-Regisseurs Julian H. in Wien-Donaustadt. Die Staatsanwaltschaft Wien hatte damals 15 Durchsuchungen am Stück durchgeführt und beschlossen, dass sie offiziell sagt, dass sie nichts sagt. Denn: Der Akt ist ein Verschlussakt. Gefunden haben die Ermittler in H.s Wohnung mehrere CDs und DVDs, eine externe Festplatte und eine PC-Tastatur, der dazugehörige Computer fehlte.

Transport-Hilfe?

Wie die Ermittlungen ergaben, soll drei, vier Wochen zuvor ein Pärchen Gegenstände aus der Wohnung abtransportiert haben. Das hat der Portier ausgesagt.

Doch wie sich jetzt herausstellt, wurden auch zwei Räumlichkeiten in München durchsucht, darunter die Adresse jener deutschen Detektei, für die H. als Geschäftsführer sein Unwesen treibt, und ein angeblicher Nebenwohnsitz. Den Firmensitz hat „Sicherheitsberater“ Julian H. mit 5. Jänner 2020 nach Berlin-Charlottenburg verlegt.

Laut Creditreform ist Julian H. der einzige Mitarbeiter.Und der ist mittlerweile gefragter denn je. Die Verdachtsmomente gegen ihn wiegen schwer. Zum Verdacht des Missbrauchs von Tonaufnahmen und Abhörgeräten, der Urkundenfälschung, der Fälschung besonders geschützter Urkunden gesellt sich der Verdacht der versuchten Erpressung sowie der Verdacht einer führenden Tätigkeit im Suchtgifthandel „in einer Verbindung einer größeren Zahl von Menschen“.

Indes erzählt EU-Infothek-Inhaber Gert Schmidt dem KURIER noch eine neue Story: Eine Gruppe Strache-Freunde (Namen der Redaktion bekannt) um einen Salzburger FPÖ-Mann wollte mithilfe von Investoren um 800.000 Euro bis zwei Millionen Euro die Langversion des Ibiza-Videos kaufen. Für den Kauf sollte ein Treuhandkonto eingerichtet werden, die angeblichen Investoren wollten aber nicht namentlich in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten.

Schmidt nennt dazu weitere Namen und übermittelte dem KURIER entsprechende Chat-Protokolle. Unter den Involvierten soll auch der Arbeitgeber jenes Tontechnikers sein, der für Julian H. das Ibiza-Video angeblich aufbereitet hat. Beim Tontechniker war auch eine Razzia durchgeführt worden. Warum der Video-Kauf am Ende nicht zustande kam, ist bisher unklar.

Strache selbst macht kein Hehl daraus, erhebliches Interesse an der Langversion des Videos mit mehreren Stunden bzw. am Video-Rohmaterial zu haben – angeblich um sich damit zu entlasten und, "um sämtliche dieser vor mehr als zwei Jahren getätigten Äußerungen in ihrem Kontext nachvollziehen zu können".

„Geld für die Herausgabe des Videos hat mein Mandant zu keiner Zeit angeboten“, sagt Straches Anwalt Johann Pauer zum KURIER.

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