Schnizer entschuldigte sich bei Verfassungsrichtern

Verfassungsrichter Johannes Schnizer
Der Verfassungsrichter spricht von einem "großen Fehler". Seine Äußerungen gegenüber der FPÖ will Schnizer vorerst aber nicht zurücknehmen.

Nach seinen Äußerungen zur Wiederholung der Bundespräsidentenwahl versucht Verfassungsrichter Johannes Schnizer die Wogen zu glätten. Am Montag hat er sich bei seinen Richterkollegen am Verfassungsgerichtshof entschuldigt. In einem Schreiben an VfGH-Präsident Gerhard Holzinger bereut er seinen Vorwurf, die FPÖ habe die Anfechtung schon vor der Wahl vorbereitet. Zurückgenommen hat Schnizer die Behauptung, wie von der FPÖ gefordert, aber vorerst nicht.

"Dabei habe ich mich über dieses Anliegen hinaus zu Äußerungen hinreißen lassen, die ich jetzt als großen Fehler betrachte."

An Holzinger schrieb Schnizer: "Ich habe in meinen öffentlichen Äußerungen die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes über die Aufhebung der Bundespräsidentenwahl in bester Absicht gegenüber den Kritikern verteidigt. Dass ich das öffentlich gemacht habe, hatte den Grund, dass die Kritik ebenfalls unüblich breit - und nach meinem Eindruck einseitig - in der Öffentlichkeit geführt wurde. Dabei habe ich mich über dieses Anliegen hinaus zu Äußerungen hinreißen lassen, die ich jetzt als großen Fehler betrachte."

Schnizer will sich auch persönlich entschuldigen

Schnizer bat Holzinger um die Gelegenheit, sich bei der nächsten Beratung des VfGH auch persönlich bei allen Mitgliedern des Gerichtshofes entschuldigen zu können. "Ich bedauere, wenn ich dadurch Dich und die anderen Mitglieder des Gerichtshofes einer öffentlichen Diskussion ausgesetzt habe." Laut VfGH wurde Schnizers schriftliche Erklärung zur Kenntnis genommen.

Schnizer nimmt Arbeit wieder auf

An der heutigen öffentlichen Verhandlung zu den Richtwertmieten nahm Schnizer als Teil des 14-köpfigen Richtergremiums wieder teil. Schnizer, der mit Interviews in der Wiener Stadtzeitung Falter und der ZiB2 im ORF den Groll der FPÖ auf sich gezogen hat, hatte sich vergangene Woche bei der Verhandlung über Tiroler Agrargemeinschaften für befangen gegenüber der FPÖ erklärt, weil diese an der Beschwerde beteiligt war.

FPÖ verlangt Unterlassungserklärung

Die Entschuldigung dem VfGH-Präsidenten Holzinger und den anderen Richtern reicht der FPÖ nicht aus. "Denen hat er nicht vorgeworfen, eine kriminelle Vereinigung geleitet zu haben", sagte FP-Generalsekretär Herbert Kickl am Montag. Die FPÖ hat die Frist für Schnizers Unterlassungserklärung bis Mittwoch verlängert.

Schnizers Entschuldigung gegenüber seinen Richterkollegen sei "nur eine Seite der Medaille", die Vorwürfe hätten sich gegen die FPÖ gerichtet, so Kickl. Mit einer Unterlassungserklärung wolle man eine Richtigstellung und einen Widerruf der Behauptung, die FPÖ habe schon vor der Wahl eine Anfechtung vorbereitet. "An unserer Position hat sich nichts geändert", erklärte Kickl. Die Unterlassungserklärung wollte die FPÖ ursprünglich bis heute, Montag, 12.00 Uhr. Das Aufforderungsschreiben an Schnizer wurde allerdings erst am Montagvormittag zugestellt, wie auch Schnizers Anwalt bestätigte. Die Frist wurde nun um zwei Tage bis Mittwoch verlängert.

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