Besuch bei Kurz: Was der Kanzler hinter seiner Geheimtür verbirgt

Räume, heißt es, sagen viel aus über die Menschen, die in ihnen leben. Das Kanzlerbüro ist dunkel vertäfelt, edel eingerichtet, auf Hochglanz poliert. Repräsentativ, historisch bedeutsam. Und leer.
Leopold Figl war als erster Kanzler hier einquartiert, Bruno Kreisky am längsten, und aktuell gehört das Büro Sebastian Kurz. Müsste der 35-Jährige ausziehen, er ginge wohl mit nur einer Schuhschachtel unterm Arm zur Tür hinaus.
Eine (fast) vollständige Auflistung der persönlichen Gegenstände: Eine Button-Maschine auf dem Steh-Schreibtisch erinnert ihn an den Wahlkampf 2017.
Den gläsernen Briefbeschwerer hat ihm der frühere UN-Generalsekretär Ban Ki-moon geschenkt.
An einer Wand hängt ein Kreuz. Das habe ihm ein Pfarrer geschenkt, sagt er, es begleitet ihn seit seiner Zeit als Staatssekretär.
An einer anderen Wand, über der Couch, hängt ein Nitsch. „Einer der wenigen in Türkis“, sagt der Kanzler. „Und ohne Blut.“
Übersicht
Das Kanzlerbüro dient zur Repräsentation und für Besprechungen. „Ich bin eigentlich nie allein in diesem Raum“, sagt Kurz. Am Besprechungstisch sitzt er oft stundenlang mit seinem Team, es wird „geredet und zerredet“, bis man gemeinsam zu einer Entscheidung kommt.
Auf dem Tisch steht Mineralwasser. Tatsächlich trinkt Kurz aber „viel zu viel Cola“ und nascht gerne. Weder Cola noch Schokolade sind im Raum.
Warum gibt’s hier eigentlich so wenig Sachen? Die verwunderte Frage verwundert wiederum den Kanzler. Dann erklärt er: „Das mitunter Schwierigste in diesem Job ist es, die Übersicht zu behalten. Da möchte ich nicht mehr als nötig herumliegen haben.“
Es gibt aber noch einen anderen Grund. Kurz hat ein zweites Büro, gleich nebenan, die Tür ist in der dunklen Vertäfelung versteckt. Es ist ganz klein, vielleicht zehn Quadratmeter.
Seine persönlichen Fotos, Bücher, Krimskrams – das ist alles da drinnen. Dieser Raum, er ist irgendwie geheim, nur für ihn alleine da.
Und das wiederum sagt auch ziemlich viel aus.
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