Berater schlägt Alarm: Pleitewelle wegen fehlender Corona-Hilfen
Die Corona-Krise ist für Tausende Betriebe noch nicht vorbei: Während die Regierung einigen Unternehmen bereits Hilfsgelder aufgrund der Teuerung ausbezahlt, warten andere noch auf den Corona-Verlustersatz. Die Unternehmenshilfe konnte während der Pandemie beantragt werden. Auf den Verlustersatz 2 warten noch rund 5.000 Betriebe, auf den Verlustersatz 3 3.500 Unternehmen. Die staatliche Corona-Hilfsagentur COFAG wickelt die Zahlungen ab.
Gerald Zmuegg, Chef der Unternehmensberatungsfirma "Finanzombudsteam", schlägt nun Alarm. Mit 28. Februar sei die 60-Tagefrist von 175 Unternehmen geendet, die er berate. "Für 69 Unternehmen konnten wir aufgrund unserer Reklamation eine Auszahlung erwirken. Für die Fälle, wo die COFAG nicht in der Lage ist, rechtzeitig auszubezahlen, versuchen wir andere Lösungen zu finden", sagt Zmuegg zum KURIER.
Warum dauern Prüfungen lange?
Wegen der Pandemie nahmen rund 10.000 Betriebe in Österreich Überbrückungskredite auf. Andere bezahlten ihre pandemiebedingten Schulden mit ihrem Ersparten. Nun, wo vor allem jene Gastro- und Hotelbetriebe, die nicht im Wintertourismus tätig sind, nur geringe Einnahmen haben, wären sie auf die Mittel aus dem Verlustersatz angewiesen. Das Problem, erklärt Zmuegg: "Die Prüfverfahren dauern zu lange. In einigen Fällen startet die Prüfung von Anträgen, die zwischen März und Juni 2022 gestellt wurden, erst jetzt. Andere Prüfverfahren haben noch nicht einmal begonnen."
Das habe zwei Gründe. Erstens: Personalmangel. Die Prüfung ist in der Regel an die Finanzämter ausgelagert. "Die längsten Wartezeiten unserer Fälle haben Oberösterreich, Salzburg und Wien. Die personellen Ressourcen müssten dringend aufgestockt werden, um die Prüfungen zeitnah zu bearbeiten, einigen Ämtern haben wir schon mehrmals geschrieben", sagt Zmuegg.
Zweitens: Laut Zmuegg werden von der Österreichischen Bundesfinanzierungsangentur (OeBFA) monatlich zwischen einer Milliarde und maximal fünf Milliarden Euro an Anleihen platziert, um Budgetausgaben zu finanzieren. Nicht genug: Da es mittlerweile aber auch wegen der Teuerung – vor allem für Haushalte – milliardenschwere Entlastungspakete gibt und diese priorisiert würden, kommt es zu Verzögerungen bei der Auszahlung ausstehender Corona-Hilfen. Diese würden in vielen Fällen frühestens im April oder Mai fließen, vermutet Zmuegg.
Neu ist Zmueggs Kritik nicht. Die COFAG betonte bereits, dass es sich beim Verlustersatz "um komplexere Anträge mit hohen Volumina" handle. Und vor allem bei komplexeren Anträgen würden die Prüfprozesse länger dauern: "Um sicherzustellen, dass das Geld der Steuerzahler rechtskonform zur Auszahlung gelangt, muss genau geprüft werden."
"Massiver Aderlass im KMU-Sektor"
Zmueggs Erzählung widerspricht zum Teil den Untersuchungen des Rechnungshofs, dass Unternehmen während der Pandemie zu hohe Förderungen erhalten hätten. Bis Februar 2023 zahlten zudem rund 3.500 Unternehmen zu Unrecht bezogene Corona-Hilfen in Höhe von 46,5 Millionen Euro zurück.
Der Berater betont jedenfalls: Er habe von Beginn an keine hoffnungslosen Fälle, sondern nur Unternehmen beraten, die vor der Pandemie keine Liquiditätsprobleme hatten. "Im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU, Anm.) kenn ich keinen, der überfördert wurde", sagt Zmuegg.
89 zuvor gesunde Unternehmen, die das Finanzombudsteam betreut, haben sich jedenfalls per 28. Februar laut Zmuegg entschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen. Sie haben Ausgleich oder Konkurs angemeldet. In diesen Fällen fließt der Verlustersatz also nur noch in die Abwicklung der Konkursmasse ein. Rund 7.000 Unternehmen, die Überbrückungskredite bezogen, seien grundsätzlich insolvenzgefährdet, so Zmuegg: "Die Pleiten werden kontinuierlich ansteigen, vor allem im KMU-Sektor wird es einen massiven Aderlass geben. Ich habe noch nie erlebt, dass so viele KMU nach 25 Jahren ohne Eigenverschuldung aufhören."
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